Warum kaum jemand die “ePA” nutzt

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Experten schlagen Alarm

Warum bisher kaum jemand die ePA nutzt


Aktualisiert am 22.07.2025 – 13:54 UhrLesedauer: 2 Min.

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Elektronische Patientenakte (ePA): Sie speichert wichtige Gesundheitsdaten wie Untersuchungsbefunde und Laborwerte. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)

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Millionen Versicherte haben eine elektronische Patientenakte, doch die meisten lassen sie ungenutzt. Das liegt auch an den Krankenkassen, meint der Hausärzteverband.

Die elektronische Patientenakte (ePA) soll Behandlungen verbessern und Arztbesuche vereinfachen. Tatsächlich existieren inzwischen Millionen dieser digitalen Akten – doch kaum jemand schaut hinein. Der Hausärzteverband warnt deshalb vor einem möglichen Scheitern des Projekts.

Seit Januar hat fast jeder gesetzlich Versicherte automatisch eine ePA bekommen. Wer das nicht möchte, muss aktiv widersprechen. Doch obwohl es mehr als 70 Millionen dieser Akten gibt, nutzen sie bisher nur rund 1,2 Millionen Menschen aktiv. Das heißt: Die große Mehrheit schaut sich ihre Gesundheitsdaten nicht an und legt auch nicht fest, wer was sehen darf.

“Die Zahl der aktiven Nutzer ist ernüchternd”, sagte Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes, der “Rheinischen Post”. Der ePA für alle drohe eine “Bruchlandung”. Dabei stecke in dem Projekt großes Potenzial: Eine gut befüllte digitale Akte könnte die Versorgung spürbar verbessern – für Patienten und für Praxen.

  • Wie Sie die ePA-App einrichten, erfahren Sie hier.

Hausärzteverband kritisiert fehlende Aufklärung

Doch viele Versicherte wissen kaum, was die ePA ist oder wie sie funktioniert. Die Krankenkassen haben zwar allgemeine Infobriefe verschickt, doch das reicht nach Ansicht des Hausärzteverbandes nicht. Beier fordert: “Die Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen.”

Auch die Technik sei noch zu umständlich. Wer die ePA nutzen will, muss sich zunächst identifizieren, etwa mit einem elektronischen Personalausweis mit Geheimnummer (Pin) oder einer E-Gesundheitskarte mit Pin, die auf Antrag von der Kasse kommt. Gerade für ältere oder weniger technikaffine Menschen stellt das eine große Hürde dar.

Bei der Techniker Krankenkasse sind elf Millionen ePAs eingerichtet, aber nur 750.000 werden aktiv genutzt.
Die Barmer zählt 7,8 Millionen ePAs, mit etwa 250.000 aktiven Nutzern.
Bei den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen bestehenden E-Akten haben bisher 200.000 Versicherte dafür eine persönliche Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht.

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Ab Oktober 2025 soll sich das ändern: Dann sind Ärzte gesetzlich verpflichtet, wichtige Dokumente in die ePA einzutragen – unabhängig davon, ob der Patient sie selbst nutzt. Dazu reicht es, die Gesundheitskarte am Praxistresen einzustecken. Das Zugriffsrecht gilt dann automatisch für 90 Tage.

TK-Chef Jens Baas sagte: “Wir sind jetzt in der Phase, in der die ePA in der breiten Bevölkerung ankommen muss.” Nur wenn die Akte gefüllt sei und sich im Alltag etabliere, könne sie ihr Potenzial für die Versorgung entfalten.

Die ePA soll in Zukunft noch mehr können. Schon jetzt gibt es eine Übersicht über eingenommene Medikamente. Bald soll ein detaillierter Medikationsplan folgen, inklusive Dosierungen. Auch andere Funktionen sind geplant: So sollen etwa nur ausgewählte Praxen bestimmte Daten sehen können – zum Beispiel, damit ein Zahnarzt keine sensiblen Informationen aus der Psychotherapie erhält.

Aus Sicht der Verbraucherzentralen ist das eine entscheidende Verbesserung, aber auch nur ein Anfang. Auch bei Befunden und Abrechnungsdaten müssten Patienten selbstbestimmt entscheiden können, welche Einrichtungen worauf Zugriff erhalten.

Und: Relevante Informationen wie der Impfpass, Bonushefte oder Röntgenaufnahmen müssten ebenfalls bald über die E-Akte abrufbar sein. “Denn nur, wenn die ePA einen spürbaren Nutzen bietet, wird sie breite Akzeptanz finden”, sagte Lucas Auer, Gesundheitsexperte des Bundesverbands.