Weniger Fleisch, mehr Alternativen? So könnte der Konsum im Jahr 2045 aussehen

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Alternativprodukte zu Fleisch, Wurst und Milch sind längst in deutschen Supermärkten angekommen, auch wenn sie bisher nicht die vielfach erhofften und versprochenen Marktanteile erreicht haben. Langfristig aber werden Alternativprodukte das Essverhalten der Verbraucher in Deutschland verändern. Das jedenfalls geht aus dem neuen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor, das am Dienstag vorgestellt wurde.

Im Fokus stehen darin pflanzenbasierte und biotechnologische Produkte, die den tierischen Produkten geschmacklich und funktional möglichst nahekommen sollen. Sie werden als Schlüssel zu einer nachhaltigeren Ernährung bezeichnet, zum Vorteil von Umwelt, Gesundheit und Tierwohl. Um dieses Potential zu nutzen, werden im Gutachten umfassende Maßnahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft empfohlen.

Ob Verbraucher zukünftig in Scharen zu Alternativprodukten greifen werden, ist unklar. Der Beirat beschreibt daher drei mögliche Szenarien für den Konsum im Jahr 2045. Im „Trendszenario“ bleibt Fleisch weiterhin beliebt, doch der Konsum sinkt moderat. Alternativprodukte erreichen demnach vor allem bei Milch einen Konsum von bis zu 20 Kilogramm je Person und Jahr. Im Szenario „Beschleunigter Wandel“ wird der Anteil pflanzlicher Alternativen deutlich größer, vorrangig durch bessere Qualität und günstigere Preise. Der Fleischkonsum sinkt stärker, Alternativprodukte werden zum festen Bestandteil des Alltags.

Das ambitionierte Szenario „Stark beschleunigter Wandel“ orientiert sich an der sogenannten Planetary Health Diet. Hier werden viele tierische Produkte durch Alternativen ersetzt, auch dank Verfahren wie Zellkultivierung. In diesem Zukunftsbild könnten Alternativprodukte bis zu 77 Kilogramm je Bürger und Jahr ausmachen und den klassischen Fleisch- und Milchkonsum mehr als halbieren.

Für Verbraucher dürfte die Auswahl an Produkten auch künftig größer werden, die Grenzen zwischen klassischen und neuen Produkten verschwimmen. Um den Konsum von Fleisch hin zu mehr Alternativprodukten zu lenken, empfiehlt der Beirat die „3-R-Strategie“ (Reduce, Remix, Replace): weniger tierische Produkte (Reduce), mehr Kombinationen von tierischen und pflanzlichen Zutaten (Remix) und häufiger vollständiger Ersatz durch Alternativen (Replace). So sollen breite Bevölkerungsschichten angesprochen werden.

Ein staatliches Klimalabel und eine einheitliche Gesundheitskennzeichnung wie der Nutri-Score sollen die Orientierung beim Einkauf erleichtern. Doch Herausforderungen bleiben. Preis, Geschmack und Akzeptanz dürften entscheiden, ob und wie schnell sich die neuen Lebensmittel durchsetzen.