467 Milliarden Dollar weniger Ausgaben für die Bereitstellung von Energie aus Kohle, Öl und Gas und ein nur regional gebremster Boom – das ist die Bilanz des Ausbaus von erneuerbaren Energien weltweit. Aufgemacht hat diese Rechnung die vor sechzehn Jahren in Bonn gegründete und mittlerweile von mehr als 160 Ländern getragene Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Noch nie liefen die Geschäfte der Wind- und Solarstromlieferanten so gut“, schreibt die Agentur in ihrem jüngsten Bericht „Renewable Power Generation Costs in 2024“.
Der Grund: Die Schere bei den Kosten zwischen fossilen Kraftwerken und regenerativem Strom geht global gesehen immer weiter auf. Vor allem in Asien, Afrika und Südamerika hat das den Zubau erneuerbarer Energiequellen angeheizt. Dort gibt es offenbar auch die geringeren Hürden. In Europa und Nordamerika würden häufig noch lange Genehmigungszeiten, der fehlende Ausbau der Stromnetze und eine mitunter ungünstige, offenbar kostenträchtigere Inbalance zwischen Kraftwerken und unabhängigen Energiequellen den erneuerbaren Strom unnötig verteuern, finden die IRENA-Experten. „Die Lernkurve“ sei auf anderen Kontinenten schneller.
Jan Rosenow, Professor für Energie- und Klimapolitik an der Universität Oxford, sieht hierin wichtige Erfolgsfaktoren für die Erneuerbaren: „Vor 20 Jahren, als ich zu Erneuerbare-Energie-Kosten gearbeitet habe, waren EE nicht annaehernd wirtschaftlich. Das hat sich grundlegend geändert. Allerdings sind heute andere Barrieren in den Vordergrund getreten: die Netze. Immer wieder sehen wir, dass trotz immer geringerer Kosten der Ausbau gebremst wird, da die Netzkapazitaeten einfach nicht da sind. Dazu kommt die immer noch sehr wenig smarte Einbindung der Erneuerbaren, was negative Strompreise verursacht.“
Onshore-Windstrom ist am kostengünstigsten
Strom aus Photovoltaik zur Nutzung des Sonnenstroms war 2024 im globalen Schnitt 41 Prozent günstiger als die billigste, mit Fossilbrennstoffen betriebene Stromquelle, bei Onshore-Windkraft – der preisgünstigsten Erneuerbaren-Technik – liegen die Einsparungen gegenüber Öl, Gas und Kohle bei 53 Prozent. Pro Kilowattstunde kostet die windkraftgetriebene Energie im Mittel 0,034 US-Dollar, der Solarstrom liegt knapp ein Zehntel Dollar darüber.
Insgesamt betrug der Zubau an Erneuerbaren-Kapazitäten im vergangenen Jahr 582 Gigawatt. Würde diese Energie mit fossilen Brennstoffen erzeugt, hätten allein dafür mehr als fünfzig Milliarden zusätzlich an die Öl- und Gasproduzenten überwiesen werden müssen. Fast alle – 91 Prozent – dieser neuen Anlagen waren nach Angaben von IRENA kosteneffektiver als die günstigste fossile Quelle auf dem Weltmarkt.
Die Kosten für die Batteriespeicherung, auch dies ein immer wichtigerer Faktor für den Erneuerbaren-Ausbau, ist seit 2010 um 93 Prozent von mehr als 2500 Dollar pro Kilowattstunde auf weniger als 200 Kilowattstunde gefallen. Mit dem Ausbau der Speicher wird auch die Integration von fluktuierenden Strommengen aus erneuerbaren Quellen erleichtert.
Geopolitische Risiken als Stimmungsdämpfer
Allerdings warnt die Agentur bei aller Euphorie auch vor Risiken: Vor allem die geopolitischen Risiken mit den Zollunsicherheiten werden an erster Stelle genannt. Ebenso spielen die möglichen Kostensteigerungen in den betreffenden Wirtschaftssektoren, die insbesondere in China zunehmend zum Tragen kommen, eine Rolle. Von einem Engpass oder gar Mangel an Rohstoffen ist in dem IRENA-Papier inzwischen kaum noch die Rede.