Rassismus gegen Bergers Verlobte Jessica Carter

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Nach Rassismus-Vorfällen

Im Halbfinale: Jetzt spielen alle für Bergers Verlobte


22.07.2025 – 13:45 UhrLesedauer: 2 Min.

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Englands Jessica Carter machte Anfeindungen gegen ihre Person in den sozialen Medien öffentlich. (Quelle: IMAGO/MI News/imago)

Englands Nationalspielerin Jessica Carter wird im Internet rassistisch beleidigt. Der Eklat überschattet die Vorbereitung auf das englische EM-Halbfinale gegen Italien.

Vor dem EM-Halbfinale gegen Italien (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) geht es für Englands Team leider nicht nur um Fußball. Nationalspielerin Jessica Carter wurde im Netz rassistisch angegriffen – ihr Umfeld reagiert geschlossen und deutlich.

Aus vielen Ländern erreichten Jessica Carter am Montag aufmunternde Botschaften. Ihr Klub, Teamkolleginnen, der englische Verband FA und auch die Politik zeigten klare Haltung.

Englands Premierminister Keir Starmer schrieb bei X: “Es gibt dafür weder im Fußball noch in der Gesellschaft einen Platz. Ich stehe an der Seite von Jess, bei den Lionesses und jeder anderen Spielerin, die Rassismus auf oder neben dem Platz erleiden musste.”

Auch Sarina Wiegmand, die Nationaltrainerin der Lionesses, fand klare Worte. Auf der Pressekonferenz vor dem Italien-Spiel sagte sie, es sei “lächerlich und ekelhaft”, was Carter habe durchmachen müssen. “Es ist echt traurig, dass wir uns mit so etwas beschäftigen müssen.” Sie kündigte entschlossen an: “Wir sind bereit, zu liefern. Sie ist bereit, zu liefern.”

Für Deutschlands Torhüterin Ann-Katrin Berger ist ihre Verlobte Carter ohnehin die Größte. Die deutsche Elfmeter-Heldin und Olympia-Dritte nennt sie “meine beste Trophäe”.

Carter selbst hatte die Hassnachrichten bei Instagram öffentlich gemacht. “Seit Beginn des Turniers habe ich viele rassistische Anfeindungen erlebt”, schrieb die Verteidigerin. “Auch wenn ich finde, dass jeder Fan das Recht auf eine Meinung zu Leistung und Ergebnis hat, halte ich es nicht für richtig oder akzeptabel, jemanden wegen seines Aussehens oder seiner Herkunft ins Visier zu nehmen.”

Ihr US-Klub Gotham FC reagierte in einer Stellungnahme, man sei “gebrochenen Herzens und wütend”. FA-Geschäftsführer Mark Bullingham verkündete, dass die Polizei eingeschaltet worden sei. Man unterstütze Carter in allem, was sie brauche. Fifa-Präsident Gianni Infantino war “zutiefst betrübt”. Er betonte, dass die Fifa mit ihrem “Social Media Protection Service” bereits gegen Online-Hass vorgehe. Man stelle Daten bereit, um Täter verfolgen zu können.

Auch innerhalb des Teams beschäftigte das Thema alle. Ex-Weltfußballerin Lucy Bronze schilderte, dass in einer Sitzung am Sonntagabend die Entwicklungen im Netz Thema gewesen seien. “Je größer der Sport wird, desto lauter wird der Lärm, desto mehr Fans gibt es, aber auch desto mehr Kritiker. Die Online-Beschimpfungen scheinen immer schlimmer zu werden.”

Die Folge: Carter übergab ihre Social-Media-Profile in die Hände eines PR-Teams, um sich “selbst zu schützen”, wie sie schrieb. Mitspielerin Lotte Wubben-Moy zog sich ebenfalls von den Online-Plattformen zurück.

Eine weitere Konsequenz: Die Mannschaft will vor dem Halbfinale in Genf auf das bisherige Zeichen gegen Rassismus verzichten und nicht mehr aufs Knie gehen. Denn: “Ist diese Botschaft stark genug?”, fragte Bronze. “Kommt sie wirklich an? Wir haben das Gefühl, dass sie es nicht tut, wenn unseren Spielerinnen im Turnier ihres Lebens so etwas widerfährt.”

Die Titelverteidigerinnen wollen nun die passende Antwort auf dem Spielfeld geben, auch oder gerade weil das Sportliche in den letzten Tagen in den Hintergrund geraten ist. “Wenn überhaupt, hat es uns als Team noch enger zusammengebracht”, sagte Carters Teamkollegin und Bayern-Profi Georgia Stanway.