Rockstar Ozzy Osbourne ist tot: Ein Nachruf

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Musikalisch gab es etliche Sänger, die Ozzy Osbourne überragt haben. Trotzdem hat Osbourne nicht nur den Heavy Metal erfunden, sondern auch eine neue Art des Prominenten. Ein Nachruf.

Manchmal gibt es merkwürdige Parallelen in der Weltgeschichte: Es ist erst wenige Monate her, da hatte sich ein sichtlich angeschlagener Mann ein letztes Mal auf die große Bühne geschwungen. Sein schlechter Gesundheitszustand war mehr als offensichtlich. Stehen konnte er nicht mehr, seine Stimme war brüchig – und doch hatte man den Eindruck, dass sich dieser Mann nichts sehnlichster wünschte, als noch einmal vor der Weltöffentlichkeit aufzutreten. Nur ein Tag später, am Ostermontag, starb dieser Mann. Sein Name war Jorge Mario Bergoglio, besser bekannt als Papst Franziskus.

Ein ähnliches Gefühl wie der Papst hat vielleicht auch Ozzy Osbourne in sich gespürt, als er erst vor wenigen Tagen ein letztes Mal zu seiner Art der Messe vor seine Jünger getreten war: In Birmingham, Osbournes Heimatstadt, hatte der 76-jährige Frontmann mit seinen alten Bandkollegen von Black Sabbath sein lange geplantes Abschiedskonzert gespielt.

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Auch Osbourne war sein Gesundheitszustand anzusehen: Wie der Papst konnte der 76-Jährige nur noch sitzend auftreten – und genau wie bei Franziskus war dem Sänger trotz seiner schwachen Gesundheit anzumerken, dass er diesen Auftritt unbedingt wollte. Nur stimmlich stellte Osbourne den Pontifex deutlich in den Schatten.

Sein letzter Auftritt: Ozzy Osbourne am 5. Juli 2025 in Birmingham.Vergrößern des Bildes
Sein letzter Auftritt: Ozzy Osbourne am 5. Juli 2025 in Birmingham. (Quelle: REUTERS/Sachin Ravikumar)

Osbourne, Frontmann der Heavy Metal-Kombo, später erfolgreicher Solokünstler, immer sogenannter “Schockrocker”, nannte sich selbst gerne “Fürst der Finsternis”. Dass sein jetziger Tod in der Abfolge der Ereignisse frappierend den letzten Tagen des Oberhauptes der katholischen Kirche ähnelte – Osbourne hätte wohl selbst daran Gefallen gehabt.

Denn die Inszenierung war immer ein Teil seines Erfolges. Selbst in seiner Blütephase gab es Sänger, die Ozzy Osbourne um Längen überragten. Dennoch wird Osbourne für immer ein Fixpunkt in der Musikgeschichte bleiben. In gewisser Weise war er ein doppelter Pionier: Zuerst als Prototyp des Heavy-Metal-Frontmanns und später als Prominenter, der im Reality-TV eine Erfolgsgeschichte schrieb.

Die große Karriere war John Michael Osbourne allerdings nicht in die Wiege gelegt: Geboren 1948 in der englischen Industriestadt, wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Der Junge, den alle wegen seines Nachnamens nur Ozzy nannten, verließ früh die Schule, in der er mit Lese-Rechtschreibschwäche nicht zurechtkam. Danach schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, musste zwischenzeitlich nach einem Diebstahl für einige Wochen ins Gefängnis.

Seine Bestimmung findet Osbourne Ende der Sechziger Jahre, als er mit Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward Black Sabbath gründet – und so klingt, wie keine Band zuvor: Mit den düsteren, harten Klängen setzt die Black Sabbath 1970 einen Gegenpunkt zur Hippiebewegung der Sechziger. Im ersten Song der Debütplatte singt Osbourne darüber, wie einem Mann der Teufel erscheint. Das Genre “Heavy Metal”, passend zu Birminghams Schwerindustrie, war geboren. Songs wie “Paranoid”, “Iron Man” oder “War Pigs” gehen in die Musikgeschichte ein.

Video | Ozzys letzter Ritt – mit den Klassikern von Black Sabbath

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Quelle: t-online

Doch es ist weitaus mehr als die Musik, mit der Osbourne ein Genre nicht nur geprägt, sondern eigentlich mit geschaffen hat. Die schwarze Kleidung, das Okkulte, die Eskapaden abseits der Bühne, schlichtweg das Spiel mit dem Bösen: All das, was noch heute gewissermaßen zum Rock-ABC gehört, lässt sich größtenteils auf den charismatischen Sänger zurückführen.