Unicredit zieht Übernahmeangebot für Banco BPM zurück

10

Die italienische Bank Unicredit hat ihr Übernahmeangebot für den Konkurrenten Banco BPM zurückgezogen. Damit kommt es nicht zum Kauf der drittgrößten Bank Italiens durch die Nummer zwei des Landes. Unicredit nannte in einer Mitteilung am Dienstagabend die politische Einflussnahme durch die Regierung in Rom als Grund für den Rückzug. Das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium hatte harte Bedingungen im Rahmen seiner sogenannten „Golden Power“-Vorschriften gestellt. Es hatte von Unicredit etwa verlangt, nach einer Übernahme bei BPM das Verhältnis von Krediten und Einlagen sowie das Niveau der Projektfinanzierung auf unbestimmte Zeit beizubehalten. Der BPM-Vermögensverwalter Anima dürfe zudem keine italienischen Staatsanleihen verkaufen, und Unicredit habe sich innerhalb von neun Monaten aus Russland zurückzuziehen. Bei Verstoß gegen diese Vorschriften drohten Milliardenstrafen.

Die Bank mit Sitz in Mailand will sich nicht derart binden, weil sie angesichts der unsicheren konjunkturellen Entwicklung flexibel bleiben muss. In einer Mitteilung sprach Unicredit von einer „verpassten Chance nicht nur für alle Akteure bei BPM, sondern auch für Italiens Unternehmen, Gemeinden und die Wirtschaft insgesamt“. Nach eigenen Angaben ist UniCredit „nach wie vor davon überzeugt, dass die Konsolidierung des italienischen Bankensektors sowohl dem Land als auch Europa insgesamt zugutekommen würde“. Bei Banco BPM zeigte sich das Management dagegen erleichtert, denn es hatte sich von Anfang an gegen die Übernahme gesträubt.

EU hatte Unicredit unterstützt

Unicredit ist mit dem Rückzug nun mit einem seiner beiden großen Expansionsprojekte gescheitert. Das andere ist die Commerzbank, wo die italienische Bank größter Aktionär ist, angesichts des Widerstandes der Bundesregierung mit seinem Ziel der Vollübernahme aber auch nicht vorankommt. Der Unicredit-Vorstandsvorsitzende Andrea Orcel teilte am Dienstagabend mit, dass seine wichtigste Verantwortung das Handeln im besten Interesse von UniCredit und seiner Aktionäre sei. „Die anhaltende Unsicherheit in Bezug auf die Anwendung der Golden-Power-Vorschriften ist nicht von Vorteil“. Kritiker sagen, dass die Vorschriften wenig präzise umschrieben seien und damit der Regierung die Möglichkeit zu willkürlichen Entscheidungen geben.

Vor einem italienischen Gericht hatte Unicredit daher einen Teilsieg erreicht, und auch die EU-Kommission hatte in einem Brief an die Regierung in Rom die Vorschriften als „möglicherweise rechtswidrig“ eingestuft. Doch die Unterstützung kam zu spät. Das Übernahmeangebot in Form einer Aktienumtausch-Offerte, das zuletzt zwar noch verlängert wurde, lief bereits und fand bei den BPM-Aktionären wegen der großen Unsicherheit kaum Zuspruch. Die Regierung hat versprochen, die „Golden Power“-Gesetzgebung zu präzisieren, doch es ist unklar, in welcher Weise. Zudem war es Orcel auch nicht gelungen, den BPM-Großaktionär Crédit Agricole von der Übernahme zu überzeugen. Die französische Bank hatte zuletzt angekündigt, dass sie ihre Anteile an BPM über die Grenze von 20 Prozent anheben wolle. Unicredit ist in Italien vom Umsatz her die zweitgrößte Bank hinter Intesa Sanpaolo, hat jedoch insgesamt einen höheren Börsenwert.