Mahle will bei Verbrennerverbot Investitionsstopp in Europa prüfen

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Arnd Franz nennt es keine Drohung, der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Zulieferers Mahle nennt es eine Konsequenz. „Wenn das Verbrennerverbot bleibt, sind wir gezwungen zu prüfen, ob wir uns in Zukunft noch Modernisierungsinvestitionen in Europa erlauben können“, sagte Franz beim Techniktag des Unternehmens in Stuttgart mit Blick auf die Herstellung von Verbrennerkomponenten. Und von der hängen bei Mahle noch immer fast 60 Prozent der rund 10.000 Arbeitsplätze in Deutschland ab.

„Bei einer Aufrechterhaltung der aktuellen Regulierung wird die Rechnung von Investitionen nicht mehr aufgehen, dann stoppen wir das, der Verbrenner spielt keine Rolle in Europa mehr, und hier werden keine Motoren mehr produziert“, erklärte Franz. Europa verabschiede sich von einer Technologie, in der man führend sei, die global nachgefragt werde – und die vor allem für den Klimaschutz essenziell sei.

„Wenn wir den Schutz des Klimas ernst nehmen, dann müssen wir alle Hebel ziehen, dazu gehört ein Verbrennungsmotor mit nachhaltigen Kraftstoffen“, erläuterte der Mahle-Chef weiter. „Wir kommen dem 1,5-Grad-Ziel nur näher, wenn bereits zum Ende der Dekade 30 Prozent der Kraftstoffe nachhaltig sind.“ Gründe sind für den Mahle-Chef der nicht ausreichende grüne Strom, die Abhängigkeit von China bei der Batterietechnik, die fehlende Infrastruktur und die Kosten – alles Faktoren, die die Elektromobilität entscheidend ausbremsen.

Noch hat Mahle die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass die EU-Kommission bei der Prüfung der Emissionsregeln der Forderung der Autoindustrie nach der Zulassung weiterer ­Technologien nachkommt. „Der Verbrennungsmotor kann klimaneutral laufen, wir müssen den Sprit dazu defossilisieren“, erklärte Franz – deshalb müsse die EU von 2035 an auch Hybridfahrzeuge und Autos mit einem sogenannten Range Extender erlauben.

Dass Mahle ein Umdenken der Kommission noch für möglich hält, zeigt die Tatsache, dass das Stuttgarter Unternehmen auf der Messe IAA Mobility im September in München ein Range-Extender-System vorstellen wird. Dabei fährt das Auto elektrisch mit einer kleinen Batterie, die eine Reichweite von 166 Kilometern hat. Für lange Strecken gibt es einen Verbrennungsmotor, der aber nicht die Räder bewegt, sondern die Batterie über einen Generator auflädt. So kommt das Auto nach Angaben von Entwicklungschef Marco Warth auf eine Gesamtreichweite von 1011 Kilometern.

„Der Vorteil ist, dass die Batterie, die Sie für dieses System benötigen, kleiner und günstiger ist als die Batterie, die auf eine Gesamtreichweite kommt“, erläuterte Warth. Der Verbrenner könne dabei effizient mit nachhaltigem Sprit betrieben werden. „Wir sehen die Entwicklung auch als Appell, sich daran zu orientieren, was technisch möglich ist“, sagte Warth. Und was für den Klimaschutz aus Sicht von Mahle nötig wäre.