Alexia Putellas sammelte bereits zahlreiche Titel, musste aber auch Rückschläge meistern. Nun ist sie erstmals die prägende Figur Spaniens bei einem Turnier – und die größte Gefahr für das DFB-Team.
Nach dem Kraftakt gegen Frankreich wartet der Weltmeister. Am Mittwoch (21 Uhr im t-online-Liveticker) trifft die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der EM in der Schweiz auf Spanien – und ist erneut Außenseiter. Was daran liegt, dass “La Furia Roja” bislang ein beeindruckendes Turnier hingelegt hat. Vier Spiele, vier Siege, dazu die meisten geschossenen Tore (16) aller Mannschaften.
Einen großen Anteil daran hat eine, die seit Jahren auf Vereinsebene glänzt, aber in der Nationalmannschaft trotz ihrer 136 Länderspiele noch kein großes Turnier prägen konnte. Bis jetzt. Alexia Putellas, Spitzname: “La Reina”, die Königin. Sie ist mit drei Toren und vier Vorlagen die Topscorerin dieser Europameisterschaft. Und in der Form ihres Lebens. Was angesichts ihrer unvergleichbaren Titelsammlung etwas heißen will.
Zweimal Weltfußballerin des Jahres, Europas Fußballerin des Jahres, drei Champions-League-Titel, neunmal spanische Meisterin, zehnmal Pokalsiegerin mit dem FC Barcelona. Dazu Weltmeisterin 2023. Die Auszeichnungen und Titel von Spaniens Spielgestalterin klingen nach einer märchenhaft-makellosen Karriere. Doch ihre Laufbahn verlief nicht immer geradeaus.
Putellas war 18, als ihr Vater Jaume 2012 verstarb. Er war ihr Förderer. Ihm widmete sie ihren ersten Ballon d’Or 2021. Nach einem Tor zeigt sie regelmäßig zu ihm hinauf in den Himmel. Ihr Weg an die Spitze schien dennoch mühelos – bis sie sich am Vorabend der EM 2022 das Kreuzband riss. Spanien verlor in der Gruppenphase gegen Deutschland 0:2 und scheiterte im Viertelfinale am späteren Titelträger England.
Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gab Putellas bereits kurz vor der EM 2013, die zugleich ihr erstes internationales Turnier war. Seither ist sie fester Bestandteil der Nationalmannschaft. 2017 gehörte sie zum EM-Kader und nahm auch an den Weltmeisterschaften 2015 und 2019 teil. Aber mit ihrem Team kam sie nie über das Viertelfinale hinaus.
Beim WM-Triumph 2023 spielte die Linksfüßlerin dann wegen ihrer langen Verletzung nur eine Nebenrolle. Noch im selben Jahr warf eine Meniskusverletzung sie erneut zurück. Ihrer Mutter sagte sie damals, sie müsse “den Fußball aufgeben”.
Glücklicherweise ein Irrtum. Denn: Putellas kam stärker zurück als zuvor. “Ich habe lange auf diesen Moment gewartet, ich bin richtig aufgeregt. Ich habe hart dafür gearbeitet, wieder hier zu sein”, sagte die 31-Jährige vor dem Turnierstart in der Schweiz. Jetzt ist die Vizekapitänin unverzichtbare Leaderin und Spiellenkerin. “Die beste Alexia ist zurück – und vielleicht noch besser”, schrieb das spanische Sportblatt AS.
Mit ihren Leistungen beeindruckte sie nicht nur spanische Medien, sondern auch ehemalige Weltklassespieler. So adelte jüngst Barça-Legende Xavi Putellas. “Wenn es ums Passspiel geht, ist sie die Beste, wenn es um Schnelligkeit geht, ist sie eine der Besten, wenn es um technische Fähigkeiten geht, ist sie die Beste”, so der Weltmeister von 2010.
Über 400 Spiele bestritt Putellas für den FC Barcelona, für den sie seit 2012 aufläuft. Mit mehr als 180 Treffern ist sie Rekord-Torschützin des Vereins. Sie ist in ihrer Heimat derart populär, dass eine Doku mit dem Titel “Alexia: Labor Omnia Vincit” (Deutsch: “Arbeit besiegt alles”) über sie erschien. Angeschaut hat sie sich diese aber nie. “Ich weiß, wer ich bin”, so Putellas.