Musk warnt vor „einigen harten Quartalen“

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Tesla kämpft weiter mit Schwierigkeiten. Der Elektroautohersteller meldete am Mittwoch nach Börsenschluss zum wiederholten Mal einen Gewinnrückgang. Die Zahlen lagen insgesamt etwas unter den Erwartungen. Vorstandschef Elon Musk warnte in einer Telefonkonferenz vor „einigen harten Quartalen“. Anders als noch vor drei Monaten in Aussicht gestellt, gab das Unternehmen auch keine konkrete Prognose für seine Verkaufszahlen in diesem Jahr.

Es wies dabei auf Herausforderungen wie eine „veränderte globale Handels- und Fiskalpolitik“ hin und nannte als Beispiel das gerade in den USA verabschiedete Steuer- und Ausgabengesetz „The One Big Beautiful Bill“. Es sieht unter anderem eine Abschaffung von Steuergutschriften von bis zu 7500 Dollar für Käufer von Elektroautos vor, von denen Tesla bisher profitiert hat. Diese Verkaufsanreize soll es nur noch bis Ende September geben. Musk hat das Gesetz in den vergangenen Monaten wiederholt scharf kritisiert.

Der Aktienkurs notierte am im nachbörslichen Handel zeitweise fast fünf Prozent im Minus. Seit Jahresbeginn hat die Tesla-Aktie mehr als 15 Prozent an Wert verloren. Das Unternehmen hat an der Börse aber immer noch eine Marktkapitalisierung von rund einer Billion Dollar und ist damit mit weitem Abstand der wertvollste Autohersteller der Welt.

Umfassendes Bild der Misere

Tesla hatte schon Anfang Juli für das zweite Quartal einen Rückgang bei den Verkaufszahlen um 13 Prozent gemeldet, nachdem es auch schon im ersten Quartal ein Minus von 13 Prozent gegeben hatte. Insofern war schon bekannt, dass sich Geschäft nicht nennenswert erholt hat. Der Quartalsbericht lieferte nun ein umfassenderes Bild davon, wie Tesla finanziell dasteht. Demnach fiel der Gesamtumsatz um 12 Prozent auf 22,5 Milliarden Dollar, das größte Minus seit mehr als einem Jahrzehnt. Im reinen Autogeschäft gab es sogar einen Rückgang um 16 Prozent auf 16,7 Milliarden Dollar. Die Energiesparte, zu der Batteriespeicher und Solaranlagen gehören, kam mit einem Minus um 7 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar etwas glimpflicher davon. Aber auch dieses Geschäft könnte Tesla zufolge von dem Gesetz und dem damit verbundenen Ende von Subventionen berührt sein.

Teslas Nettogewinn fiel um 16 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar. Die operative Gewinnmarge lag bei 4,1 Prozent, in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen oft zweistellige Margen ausgewiesen. Immerhin stand Tesla damit wieder etwas besser da als im ersten Quartal, damals gab es nur einen Nettogewinn von 409 Millionen Dollar, und die Marge betrug 2,1 Prozent.

Hochprofitables Geschäft mit Emissionspunkten

Die Gewinnlage wäre noch deutlich schlechter, wenn Tesla nicht sein hochprofitables Geschäft mit Emissionspunkten hätte. Es brachte diesmal 439 Millionen Dollar ein, was allerdings deutlich weniger war als noch vor einem Jahr. Tesla bekommt für die Produktion von Elektroautos in manchen Regionen wie Kalifornien Emissionszertifikate und kann sie an Wettbewerber verkaufen, denen dies hilft, gesetzliche Emissionsvorgaben zu erfüllen.

Die Abschwächung im laufenden Geschäft wird von vielen Beobachtern mit Vorstandschef Elon Musk persönlich in Verbindung gebracht, der mit seiner politischen Positionierung zu einer kontroversen Figur geworden ist. Er war zeitweise ein enger Berater des US-Präsidenten Donald Trump und hatte in den Anfangsmonaten von dessen zweiter Amtszeit eine prominente Rolle in der Regierung. Er setzte mit der Arbeitsgruppe „Doge“ radikale Einschnitte in amerikanischen Behörden durch und löste damit eine Welle von Demonstrationen vor Tesla-Geschäften aus. Mittlerweile ist er aus der Regierung ausgeschieden und hat sich mit Trump überworfen, er mischt sich aber weiter in die Politik ein und hat die Gründung einer neuen Partei namens „America Party“ angekündigt.

Tesla erwähnte in seinem Quartalsbericht wie schon vor drei Monaten „politische Stimmung“ als Unsicherheitsfaktor, ging dabei aber nicht weiter ins Detail.

Musks politische Aktivitäten schaden

Jenseits von Musks politischen Aktivitäten machen Analysten auch Teslas veraltete Produktpalette für die gesunkenen Verkaufszahlen verantwortlich. Gerade in China gibt es starke einheimische Konkurrenz wie BYD. Das letzte bedeutende neue Fahrzeug von Tesla für den Massenmarkt, das Model Y, kam vor mehr als fünf Jahren heraus. Der vor knapp zwei Jahren eingeführte Pick-up-Transporter Cybertruck ist nur ein Nischenmodell und erweist sich mehr und mehr als Flop. Tesla beziffert seine Verkaufszahlen nicht genau, aber in der Sparte mit „anderen Modellen“ neben dem Model 3 und den Model Y, in der der Cybertruck untergebracht ist, fielen die Verkaufszahlen diesmal um mehr als 50 Prozent.

Tesla hat versprochen, in diesem Jahr ein „erschwinglicheres Modell“ auf den Markt zu bringen. Dessen Serienproduktion soll im zweiten Halbjahr beginnen, hieß es jetzt. Es wird sich dabei aber nicht um einen ganz neuen Fahrzeugtypen handeln. Musk sagte, es werde dem Model Y ähneln.

Musk hat oft gesagt, er sehe Teslas Zukunftspotential nicht in gewöhnlichen Elektroautos, also dem Geschäft, das bisher für den größten Teil des Umsatzes steht. Stattdessen verweist er auf Teslas Aktivitäten rund um autonomes Fahren und humanoide Roboter. Damit steht das Unternehmen aber noch am Anfang. Im Juni hat es einen Test mit Robotaxis in der texanischen Stadt Austin gestartet, der sich allerdings noch auf sehr kleiner Flamme bewegt. Die Flotte und das Testgebiet sind noch überschaubar. Musk versprach jetzt allerdings eine rasante Expansion in andere amerikanische Bundesstaaten wie Kalifornien, Nevada und Florida. Wenn die Regulierungsbehörden mitspielten, könnte Tesla bis Ende dieses Jahres mit seinen Robotaxis ein Gebiet abdecken, das die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung umfasst.

Seine Warnung vor einigen schwierigen Quartalen sprach Musk im Zusammenhang mit den wegfallenden Steuergutschriften aus. Gleichzeitig zeigte sich er sich aber zuversichtlich, dass die Aktivitäten rund um autonomes Fahren vom kommenden Jahr an für einen Ausgleich sorgen könnten. Und einmal mehr sprach er von einer Zukunft, in der Tesla das wertvollste Unternehmen der Welt ist.