Dahud Hanid Ortiz hielt an Bord des Flugzeuges, das ihn in die Freiheit brachte, lächelnd eine kleine amerikanische Flagge in die Kamera. Der Amerikaner venezolanischer Abstammung gehörte zu den zehn politischen Gefangenen, die am vergangenen Freitag in einem Austausch zwischen den Vereinigten Staaten, Venezuela und El Salvador freigekommen waren. Außenminister Marco Rubio dankte Präsident Donald Trump an diesem Tag für seine Führung und feierte die Freilassung der zehn „amerikanischen Geiseln“ durch Venezuela.
Laut Medien handelte es sich bei den amerikanischen Gefangenen jedoch nicht nur um politische Gefangene, sondern auch um einen verurteilten dreifachen Mörder. Die ersten Berichte dazu kamen aus Spanien. Der venezolanische Justizminister Diosdado Cabello wurde in spanischen Medien am Mittwoch mit den Worten zitiert: „Wir haben euch einige Mörder übergeben.“ Amerikanische Medien führten auf der Liste der heimgekehrten Staatsbürger und Personen mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung in den Vereinigten Staaten den Namen Danud Hanid Ortiz.
Dreifacher Mord in Madrid
Hanid Ortiz wiederum, ein ehemaliger US-Marineinfanterist und Irak-Veteran, war nicht unschuldig in die Fänge des venezolanischen Regimes geraten. Er verbüßte in dem südamerikanischen Land, in dem er zur Welt kam, eine Freiheitsstrafe von dreißig Jahren: Der 54 Jahre alte Mann hatte 2016 in Madrid drei Menschen ermordet. Er wollte sich laut Medienberichten an einem Anwalt rächen, der der neue Partner seiner Ex-Frau war.
Weil er ihn nicht im Büro vorfand, soll er zwei Mitarbeiterinnen und anschließend einen Klienten erstochen haben, den er für den Anwalt hielt. Danach setzte er das Büro in Brand und floh über Deutschland, wo er als Soldat stationiert war, nach Venezuela. Dort wurde er laut Berichten 2018 verhaftet, aus rechtlichen Gründen aber nicht an Spanien ausgeliefert, sondern im Januar 2024 in seinem Geburtsland für die Verbrechen belangt.
Die Regierung Trumps äußerte sich zunächst nicht zu den Medienberichten. Aus dem Außenministerium hieß es am Mittwoch, man spreche aus Gründen der Privatsphäre nicht über persönliche Details. Nach allem, was bisher bekannt ist, wurde der Dreifachmörder Hanid Ortiz nach seiner Ankunft in Texas wie alle anderen Gefangenen auf freien Fuß gesetzt.
Kommt ungelegen für die US-Regierung
Doch für die amerikanische Regierung, die immer davon spricht, Mörder und Kriminelle abschieben zu wollen, platzt der Fall in einen sorgfältig inszenierten Gefangenenaustausch zwischen den Regierungen der Vereinigten Staaten, Venezuelas und El Salvadors, dessen Präsident Nayib Bukele es vermittelt hatte. Im Gegenzug zur Freilassung der zehn Amerikaner ließ Bukele 252 Venezolaner frei, die im März als angebliche Bandenmitglieder aus den Vereinigten Staaten in das berüchtigte Terror-Haftzentrum Cecot gebracht worden waren.
Während die amerikanische Regierung hervorhebt, man sei weiterhin an einer demokratischen Entwicklung in Venezuela interessiert, wirft das Regime von Nicolas Maduro den Vereinigten Staaten vor, willkürlich venezolanische Staatsbürger in fremde Ländern zu schicken. In einer Fernsehansprache verlangte Justizminister Vabello die Freilassung aller in Amerika und El Salvador inhaftierten Venezolaner. Es handele sich bei ihnen um „Entführte“. Das Regime hatte in den vergangenen Monaten vermehr Amerikaner festgenommen und inhaftiert, um sie als Druckmittel im Austausch mit der Trump-Regierung zu benutzen.
Washington verlässt sich in seinem Bemühen, Millionen Migranten ohne Papiere abzuschieben, wiederum auf El Salvador und Präsident Bukele. Die Regierung hatte die mehr als zweihundert Männer im Frühjahr unter Berufung auf ein jahrhundertealtes Kriegsrecht ohne Verfahren dorthin geschickt und keine Beweise dafür vorgelegt, dass es sich bei ihnen tatsächlich um Mitglieder des „Tren de Aragua“ handelte.
Gute Beziehung zu Bukele
Interessant ist der Gefangenenaustausch auch deswegen, weil die amerikanische Regierung im Falle eines entgegen einem Gerichtsurteil abgeschobenen Mannes aus El Salvador, der in Maryland ansässig war, behauptete hatte, man habe keinerlei Handhabe, um ihn aus El Salvador zurückzuholen. Es liege bei Bukele, über den salvadorianischen Staatsbürger zu entscheiden, der laut einem Richter in seinem Heimatland in Lebensgefahr ist.
Im Zuge des jüngsten Austauschs hob die Regierung jedoch die gute Beziehung zu Bukele hervor. Außenminister Rubio teilte auf X ein Video des Präsident, das Szenen der Ankunft der früheren Geiseln in El Salvador zeigt. Adam Boehler, Sonderbeauftragter für Geiselangelegenheiten der amerikanischen Regierung, dankt darin seinem „guten Freund“ Bukele. Dieser habe viele Ähnlichkeiten mit Trump: er sei ein Mann der Tat und ein Mann des Friedens, der Leute „zusammen und nach Hause“ bringe.
Bukele inszeniert sich im eigenen Land als Kämpfer gegen die Banden, der die Ordnung im Land wiederherstellt. Trump sagte während eines Treffens im Weißen Haus im April, der Präsident mache einen „fantastischen Job“. El Salvador hat von den Vereinigten Staaten rund sechs Millionen Dollar erhalten im Gegenzug für die Aufnahme von venezolanischen Migranten.
Dass die Vereinigten Staaten versuchen, amerikanische Staatsbürger aus der Haft in Venezuela zu befreien, ist nicht neu. Schon im Januar nach Verhandlungen sechs amerikanische Gefangene entlassen. Drei von ihnen berichteten im Gespräch mit der „New York Times“ später von Prügel und Pfeffersprayangriffen, psychologischer Folter und Wärtern, die Namensschilder wie „Dämon“ oder „Hitler“ trugen.
Die „New York Times“ zitierte nun einen ranghohen Beamten aus dem Außenministerium, der hervorhob, man habe Hanid Ortiz damals absichtlich nicht in die Vereinbarung eingeschlossen, obwohl es „mehrere Gelegenheiten“ gegeben habe.