“Müssen die Deutschen mal lernen”
Bundestrainer: Nach dem EM-Aus richtet sich Wück an die Kritiker
Aktualisiert am 24.07.2025 – 05:25 UhrLesedauer: 3 Min.

Die deutschen Fußballfrauen scheitern dramatisch bei der EM. Nach dem Spiel hält der Bundestrainer eine flammende Rede. Und wendet sich auch an die Kritiker.
Bundestrainer Christian Wück saß minutenlang auf der Bank im Züricher Letzigrundstadion. Das Spiel war aus. Deutschland ausgeschieden. Clevere spanische Fußballfrauen hatten den deutschen Finaltraum wenige Minuten zuvor durch ein Tor aus spitzem Winkel platzen lassen. Die Enttäuschung über das Aus war bei Wück riesig.
“Wir haben uns das anders vorgestellt. Dass wir am Ende durch so einen Geniestreich noch das Gegentor hinnehmen müssen, kurz vor Schluss, das ist natürlich bitter”, sagte der Coach im Interview mit der ARD-Sportschau.
Das Gegentor durch Spaniens Ausnahmekönnerin Aitana Bonmati in der 113. Minute war gleich doppelt bitter – denn es wäre vermeidbar gewesen. Deutschlands Torhüterin Ann-Katrin Berger sah bei dem entscheidenden Treffer nicht gut aus. Die Keeperin nahm das Ausscheiden daher auf ihre Kappe. “Es tut mir unfassbar leid”, sagte sie im TV. “Die kurze Ecke muss zu sein, ganz klar”. Mehr dazu lesen Sie hier.
Und Weltfußballerin Bonmati gab später zu verstehen, dass der Schuss in den spitzen Winkel keineswegs Zufall gewesen ist. “Wir haben sie analysiert”, sagte Bonmatí über DFB-Torhüterin Berger, “und sind zu dem Schluss gekommen, dass der kurze Pfosten manchmal verwaist ist. Ich habe keine Sekunde gezögert.” Die Favoritinnen von der iberischen Halbinsel hatten die deutschen Schwächen also gnadenlos ausgenutzt.
Bundestrainer Christian Wück war hinterher dennoch voll des Lobes für sein von Verletzungen und Sperren geplagtes Team. “Das ist ein guter Anfang. Wir haben eine gute Entwicklung angestoßen im Oktober, haben viele junge Spieler dazugeholt”, sagte der 52-Jährige.
Auf die Frage von ARD-Moderator Claus Lufen, ob der DFB-Coach denn zu seiner Linie stehe, vor allem auf junge und relativ unerfahrene Talente zu setzen, wurde Wück dann deutlich. “Wir müssen uns weiterentwickeln, wir müssen uns verbessern. Wir hatten heute Ballbesitzphasen, die wir einfach nicht gut ausgespielt haben”, sagte der Coach in Richtung seiner Mannschaft.
Doch dabei beließ es der ehemalige Bundesligaspieler nicht. Er nahm auch die deutschen Klubs in die Pflicht. “Da müssen wir uns vor allem auch im Jugendbereich verbessern, dass wir gut ausgebildete Spielerinnen in die Bundesliga bekommen und auch auf diesem Niveau einfach besser machen. Das gehört zu einer Top-Mannschaft – und das fehlt uns natürlich noch zu Spanien oder England.
Wück stellte aber auch klar: “Wir wollen keine Blaupause von Spanien werden. Wir wollen unsere eigene Identität entwickeln.” Es brauche dafür eine Entwicklung in der Breite des deutschen Frauenfußballs: “Wir brauchen mehr Talente”, so der Bundestrainer. Die Grundlagen seien alle da. “Wir müssen schauen, dass die Vereine auch die richtigen Schlüsse ziehen.”
Allerdings stellte Wück auch klar, dass es nicht darum gehe, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Seinen Appell wollte er als Weckruf an alle Beteiligten im deutschen Frauenfußball verstanden wissen. “Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam”, so Wück.
An die Kritiker im Land gewandt, schloss der Coach: “Und da müssen die Deutschen vielleicht auch mal ein bisschen lernen, dass wir alles gemeinsam machen. Dass wir für die deutsche Nation das Beste wollen. Und dass wir, für die Unterstützung, die wir hier bekommen haben – und die war sensationell – sehr, sehr dankbar sind”