Deutscher Musikmarkt legt nur leicht zu

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Die CD sorgt seit Jahren nicht mehr für Zuwächse auf dem deutschen Markt für Musikaufnahmen. Dass das Vinyl-Geschäft schrumpft, ist da schon überraschender. Um 2,6 Prozent sank der Umsatz mit Schallplatten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, es ist das erste Minus seit dem Jahr 2018. Insgesamt wuchs der Markt abermals, wenn auch nur leicht um 1,4 Prozent auf 1,157 Milliarden Euro, teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Donnerstag mit. Nach den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres hatte noch ein Plus in Höhe von 7,6 Prozent zu Buche gestanden.

Nur die Auszahlungen von Spotify und Co wachsen

Tatsächlich gibt es in der aktuellen Halbjahresbilanz so nur einen Posten, der zugelegt hat: die Auszahlungen der Streamingdienste. Seit Jahren der Kerntreiber des Wachstums stehen sie mittlerweile für 81,2 Prozent des Gesamtumsatzes. Allerdings fällt das Plus mit 3,8 Prozent vergleichsweise gering aus nach 12,7 Prozent im Vorjahr. Zum zweistelligen Zuwachs in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres dürften auch die Preiserhöhungen von Marktführer Spotify beigetragen haben. Angekündigt im Oktober 2023 wurden sie für Bestandskunden erst mit Verzögerung wirksam.

Ein solcher Einmaleffekt blieb im ersten Halbjahr dieses Jahres aus. Schwächere Zuwachsraten im Streaming waren zuletzt in diversen größeren, westlichen Märkten zu beobachten. Deutschland gilt in dieser Hinsicht aber als noch nicht so gesättigt wie andere Länder: „In Deutschland sehen wir weiterhin viel Wachstumspotential“, unterstreicht so auch BVMI-Chef Florian Drücke gegenüber F.A.Z: Höhere Preise für Streaming-Abos könnten dazu beitragen, „doch das ist letztlich Sache der Plattformen“.

Von Oimara (hier im Bierkönig auf Mallorca) stammt „Wackelkontakt“, der am Umsatz bemessen erfolgreichste Song des ersten Halbjahres in Deutschland.
Von Oimara (hier im Bierkönig auf Mallorca) stammt „Wackelkontakt“, der am Umsatz bemessen erfolgreichste Song des ersten Halbjahres in Deutschland.Picture Alliance

Dass die Musikindustrie ein weiteres Anziehen der Preise befürwortet, ist kein Geheimnis – und der Schritt dürfte auch in Deutschland letztlich nur eine Frage der Zeit sein. In den USA oder Großbritannien erfolgten schon die nächsten Erhöhungen. Auch in den Niederlanden kostet beispielsweise Spotify mehr als in Deutschland. Zuletzt hatte der schwedische Dienst hierzulande sein neues Hörbuch-Angebt ausgerollt. Hoffnungen ruhen auch auf geplanten Premium-Abos, die gegen einen Preisaufschlag Zugang zu exklusiven Inhalten, neuen Tools oder früheren Zugriff auf Konzerttickets bieten sollen.

Was steckt hinter dem Vinyl-Minus?

Als beliebtes Produkt für die sogenannten „Super-Fans“ gilt nicht zuletzt auch die Schallplatte. Den leichten Rückgang zum Halbjahr will Drücke nicht überbewerten: „Im Vinyl-Segment haben wir zuletzt stets deutliche Zuwächse gesehen, aber die Verkäufe hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab, darunter das Timing bei neuen Veröffentlichungen oder Tour-Zyklen.“

Da der CD-Umsatz ein weiteres Mal deutlich zurückging (minus 20,1 Prozent), kommt die Schallplatte übrigens mit Blick auf den Marktanteil immer näher. 6,3 Prozent des Umsatzes machte der CD-Verkauf aus, das Geschäft mit den pro Stück in aller Regel deutlich teureren Schallplatten 5,6 Prozent. Womöglich braucht es also nur noch weitere sechs Monate, bis die Schallplatte die CD auch hierzulande überholt hat.