100-jähriges Rätsel um Stern Beteigeuze wohl gelöst

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Phänomen im Sternbild Orion

100-jähriges Rätsel gelöst: Darum flackert Beteigeuze

Aktualisiert am 24.07.2025 – 12:26 UhrLesedauer: 3 Min.

Sternbild des Orion am Himmel: Beteigeuze, ein Schulterstern des Sternbilds, ist einer der hellsten Sterne am Nachthimmel.Vergrößern des Bildes

Sternbild des Orion am Himmel: Beteigeuze, ein Schulterstern des Sternbilds, leuchtet rötlich. (Quelle: Eerik/getty-images-bilder)

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Der Stern Beteigeuze lässt sich von der Erde aus mit bloßem Auge beobachten. Jetzt haben Forscher einen möglichen Grund für sein geheimnisvolles Flackern entdeckt.

Der rötlich leuchtende Himmelskörper Beteigeuze hat wahrscheinlich einen Sternbegleiter. Forscher fanden Hinweise auf einen schwach leuchtenden Stern, der in “hervorragender Übereinstimmung” mit entsprechenden Vorhersagen steht, heißt es in einer Studie im Fachblatt “The Astrophysical Journal Letters”.

“Wenn sich diese Entdeckung bestätigt, dann ist es auf jeden Fall eine Sensation”, sagte Thomas Granzer vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, der vergangenes Jahr selbst mit dem Hubble-Weltraumteleskop nach dem Sternbegleiter gesucht hatte. “Damit wäre wirklich ein über 100 Jahre altes Rätsel gelöst.”

Der Stern und seine Helligkeitsschwankungen standen immer wieder im Fokus von Forschern: Beteigeuze ist einer der hellsten Sterne am Nachthimmel, und man kann ihn mit bloßem Auge beobachten. Er ist ein Schulterstern des Sternbilds Orion. Seine Helligkeit verändert sich immer mal wieder – besonders auffällig vor einigen Jahren.

“In den Jahren 2019 und 2020 nahm die Helligkeit von Beteigeuze stark ab – ein Ereignis, das als “Große Verdunkelung” bezeichnet wird”, erläuterte die Association of Universities for Research in Astronomy in einer Mitteilung. Einige Experten seien daraufhin davon ausgegangen, dass Beteigeuzes Tod bevorstehen könnte – in Form einer Supernova. Allerdings sei bald darauf festgestellt worden, dass für die Verdunklung eine von Beteigeuze ausgestoßene Staubwolke verantwortlich gewesen sei.

Das erklärte aber nicht weitere Schwankungen in einem sechsjährigen Zyklus, vor allem im gemessenen Spektrum von Beteigeuze. Es gab Annahmen, diese seien durch einen Begleitstern verursacht. An einer der Studien, die versuchten, die Umlaufbahn und den Standort des Begleitsterns zu bestimmen, war Granzer beteiligt.

Wahrscheinlich Begleitstern von Beteigeuze entdecktVergrößern des Bildes
Astronomen haben wahrscheinlich einen Begleitstern von Beteigeuze (englisch: Betelgeuse) entdeckt: Der Begleitstern erscheint hier blau. (Quelle: –/International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/dpa/dpa-bilder)

Nun konnte ein Team von Astrophysikern unter der Leitung von Steve Howell vom Nasa Ames Research Center Aufnahmen machen, die wahrscheinlich den jungen Stern direkt zeigen. Dies geschah mit dem Gemini-North-Telescope, auf das ein spezielles Instrument montiert wurde.

“Das North-Telescope ist eines unserer größten Teleskope und es erreicht eigentlich eine große Auflösung”, erklärt Granzer. Allerdings steht es auf der Erde, und deren Atmosphäre “stört so stark, dass man diese theoretische Auflösung nicht erreichen kann”. Abhilfe schaffe ein Instrument zur sogenannten Speckle-Interferometrie, sagt Granzer. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem kurzbelichtete Aufnahmen kombiniert werden, um atmosphärische Störungen herauszurechnen.

Der Studie zufolge leuchtet der Sternbegleiter um sechs Größenordnungen schwächer als Beteigeuze und hat eine geschätzte Masse von etwa 1,6 Sonnenmassen.

Allerdings erklären die Forscher, dass es sich bei dem Fund auch um einen näher zur Erde gelegenen Stern handeln könnte, der quasi ins Bild gekommen ist, oder dass es ein hinter Beteigeuze gelegener Stern sein könnte. Alle Informationen zusammengenommen, inklusive der Vorhersagen anderer Forscher, sprächen aber für einen Begleiter von Beteigeuze.

Wenn dies alles so stimmt, gibt es schlechte Nachrichten für den Begleitstern: Innerhalb einer Zeitspanne von etwa 10.000 Jahren würde er laut Mitteilung sterben. Er wird von den starken Gravitationskräften in Beteigeuze hineingezogen und darin untergehen.

Übrigens: Dieser Fund habe nichts mit einer vorhergesagten möglichen Supernova von Beteigeuze selbst zu tun, erklärt Granzer. “Man ist sich ziemlich sicher, dass er irgendwann explodiert.” Doch auch das könnte noch mindestens viele Tausend Jahre dauern.