Nach Wamsers Rot-Sperre erhielt dann Franziska Kett das Vertrauen vom Bundestrainer und rückte in die Startelf gegen Frankreich. Obwohl Torhüterin Berger zur Heldin avancierte, gebührte der Titel der stillen Heldin der Münchnerin. Mit ihren erst 20 Jahren spielte sie sich in den Fokus, überzeugte mit Ballbehandlung, Geschwindigkeit und gutem Zweikampfverhalten, das sie auch gegen Spanien unverzichtbar machte. Kett ließ sich keinerlei Nervosität anmerken, spielte, als wären es nicht erst ihre Länderspiele vier und fünf gewesen.
Zu Beginn des Turniers wurde die Nominierung der beiden jungen Spielerinnen hinterfragt. Bundestrainer Christian Wück entschied sich schließlich gegen etablierte Profis wie Felicitas Rauch und Sara Doorsoun. Doch der 52-Jährige behielt am Ende recht – und wurde für seinen Mut auch als Gewinner belohnt. Seine zuvor teilweise ungeschickte Kommunikation in der Öffentlichkeit fällt im Nachgang nicht so schwer ins Gewicht. Denn Wück sah sich durch Verletzungen, Sperren und Ausfällen wiederholt in Not – und bestätigte seine Worte, jede Spielerin im Kader könnte unabhängig ihrer Rolle wichtig werden.
So auch Sophia Kleinherne. Die künftige Wolfsburgerin ist schon lange im DFB-Team, kam allerdings nie über sporadische Einsatzzeiten hinaus. Obwohl sie in der Schweiz lange keine Rolle gespielt hatte, erhielt sie das Vertrauen nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Sarai Linder im Frankreich-Spiel. Kleinherne spielte auf der rechten Außenverteidigerposition groß auf – und empfahl sich auch für das Halbfinale gegen Spanien. Dieses Mal als Innenverteidigerin.
Beide Positionen kennt sich aus ihrer Zeit in Frankfurt. Gegen den Weltmeister warf sie sich in viele Schussversuche aufs deutsche Tor, verhinderte ein . In der 97. Minute dann der Schock: Kleinherne blieb nach einer Rettungstat liegen, haderte mit sich, ob sie es weiter versuchen würde. Bundestrainer Wück sprach zu ihr: “Du musst das nicht. Wir brauchen dich auch im Finale.” Großes Kompliment für eine eigentliche Einwechselspielerin, die auf den Punkt performte.