Unicredit fokussiert Commerzbank: Neue Übernahmeimpulse

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Die Übernahmephantasie rund um die Commerzbank bekommt neue Impulse. Dass die Unicredit ihr Übernahmeangebot an der Banco BPM zurückzieht, ließ Anleger bei der Commerzbank zugreifen. Der Aktienkurs legte deutlich zu. Immer wieder hatten Anleger Zweifel geäußert, ob die italienische Großbank wirklich zwei Milliardentransaktionen würde stemmen können – eine auf dem italienschen Heimatmarkt und eine weitere in Deutschland. Die Finanzkraft der Unicredit ist stark, aber der Erfolg von Übernahmen entscheidet sich nicht nur am eingesetzten Kapital, sondern auch an der Fähigkeit, Institute sinnvoll zusammenzuführen.

Unicredit könnte sich nun voll und ganz auf die Commerzbank konzen­trieren, die sie trotz aller Widerstände noch immer für ein geeignetes Übernahmeobjekt hält. Die jüngste Erhöhung des Aktienanteils auf 20 Prozent zeigt unvermindertes Interesse. Wer sich nach dem Rückzug von BPM darin bestärkt fühlt, dass Andrea Orcel, der Vorstandsvorsitzende von Unicredit, auch die Lust an der deutschen Übernahme verlieren könnte, weil die italienische Regierung den Deal mit BPM verhindert hat, sollte enttäuscht werden.

Der Vorgang in Italien darf keine Blaupause sein. Orcel sollte sich in Deutschland darauf verlassen können, dass die deutsche Bundesregierung Einmischung in die Angelegenheiten börsennotierter Unternehmen unterlässt. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) lehnen die Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit ab. Diese Meinungsäußerung ist ihnen erlaubt, weitere Einflussnahme nicht. Die italienische Regierung blockierte die BPM-Transaktion wegen des „Schutzes strategischer Interessen und der nationalen Sicherheit“. Konkreter wurde sie nicht.

Es kann sehr gute Gründe geben, warum die Übernahme eines Unternehmens unterbleibt. Doch sie müssen wirtschaftlicher Natur sein. ­Politische Einflussnahme ohne ein erkennbares oder erklärtes Krisenszenario ist ein fatales Signal für das freie Spiel von Marktkräften und sorgt für Verunsicherung von Investoren. Dieses Signal braucht Europa gerade am wenigsten.