Insolvenz bei BIT-Analytical Instruments: Messtechnikfirma hofft auf Rettung

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Dreißig Jahre gibt es das Unternehmen am Kronberger Hang. Bei der Tochter der Messer-Gruppe BIT Analytical Instruments wird medizinische Messtechnik hergestellt, spezialisierte Geräte für In-vitro-Diagnostik, mit denen beispielsweise Blut und Gewebe analysiert werden können. Aus China werden Bauteile zugeliefert, in Frankreich befindet sich ein weiterer Standort. Die Geräte exportiert BIT in die ganze Welt – und verdient gutes Geld damit. Etwa 125 Mitarbeiter arbeiten in Schwalbach, viele davon sind hoch spezialisiert, denn solche Geräte gibt es nicht von der Stange. BIT entwickelt sie selbst und bietet zudem einen Wartungsservice an. Doch nun rutscht das florierende Unternehmen in die Insolvenz.

Auslöser war eine Schadenersatzklage in Japan gegen ein Unternehmen der Gruppe, das in den Vereinigten Staaten angesiedelt war und zwischenzeitlich verkauft wurde. Der Käufer des Unternehmens wollte die Schadenersatzklage nicht übernehmen, daher wurde sie BIT in Schwalbach überlassen. Mit einem Haken: Als die amerikanische Tochter das Geschäft abschloss, hatte sie sich darauf eingelassen, dass eventuelle Streitigkeiten vor einem privaten Schiedsgericht in Japan geklärt werden. Die Streitigkeit war da, wurde in Japan verhandelt, und das Schiedsgericht hat gegen BIT entschieden, was den Konzern nun finanziell unter Druck setzt. Das Insolvenzverfahren wurde eingeleitet, am 15. Juli fand am Amtsgericht in Königstein eine Gläubigerversammlung statt.

Ob der Vorgang so überhaupt zulässig ist, ist zwar fraglich. Doch eine Klärung der Angelegenheit zwischen Deutschland, USA und Japan dauert wohl mehrere Jahre, und BIT ist auf eine schnelle Lösung angewiesen. Denn im Zuge einer ­Insolvenz könnte das Unternehmen zerschlagen werden.

Mitarbeiter bitten um Rückhalt von Mutterkonzern

Nun richten sich die Mitarbeiter in einem Brief an die Familie Messer, die die Unternehmensgruppe noch immer leitet. „Wir wissen alle, dass der Auslöser für den Insolvenzantrag externe Ursachen hat, für die weder Sie noch wir als Belegschaft verantwortlich sind“, heißt es darin. Kern des Briefes ist die Bitte der Belegschaft an die Familie Messer, sich weiterhin für BIT zu engagieren. „Die BIT Analytical Instruments GmbH ist ein gutes Unternehmen mit einer positiven Fortführungsprognose. Lassen Sie uns gemeinsam die Arbeitsplätze in Schwalbach sichern“, heißt es. Einen Sanierungsplan für BIT hatte es im Frühjahr gegeben, doch er wurde wegen der Insolvenz nicht fortgeführt. „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, das Zukunftskonzept für das Unternehmen umzusetzen“, schließt der Brief.

Auch Schwalbachs Bürgermeister Alexander Immisch (SPD) ist sehr daran gelegen, dass BIT seiner Stadt erhalten bleibt – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahren mit Samsung ein großes Unternehmen in eine Nachbarkommune abgewandert ist und Conti den Standort überraschend geschlossen hat. In der Stadtkasse macht sich der Verlust schmerzlich bemerkbar.

„Wir, die Stadt Schwalbach, sind sehr stolz und froh, die BIT Analytical Instruments seit nunmehr dreißig Jahren bei uns am Standort zu haben. Damit sind sie am Kronberger Hang eines der am längsten bestehenden Unternehmen“, sagte Immisch. Man stehe dem Konzern auch in den aktuell schwierigen Zeiten unterstützend zur Seite, so der Bürgermeister.

Er sei überzeugt, dass die BIT diese Phase überstehen werde, da sie im Grunde sehr solide aufgestellt sei. „Es ist uns sehr wichtig, dass die BIT Analytical In­struments sowie die im Zusammenhang stehenden Arbeitsplätze am Standort Schwalbach erhalten bleiben.“ Der Standort mit S-Bahn vor der Tür und Flughafen in der Nähe sei für ein international aufgestelltes Unternehmen ideal.