Munich Re: Starke Zahlen trotz Preisdruck und Skepsis

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Zu Beginn dieses Jahres wüteten verheerende Waldbrände in Südkalifornien. Abseits davon hatte es die Versicherungsbranche bisher mit vergleichsweise wenigen großen und teuren Naturkatastrophen zu tun. Entsprechend konnte der weltgrößte Rückversicherer Munich Re nun überraschend starke Ergebnisse zum zweiten Quartal 2025 präsentieren.

Zudem hält der Dax-Konzern an seinen Jahreszielen fest. Allerdings hatten einige Analysten in Bezug auf die Rückversicherer den Daumen gesenkt. So ist es auch zu erklären, dass sich die Aktie von Munich Re zuletzt von ihrem Ende April bei 615 Euro erzielten Allzeithoch etwas wegbewegte. Seit Jahresbeginn steht trotzdem immer noch ein respektables Kursplus von rund 18 Prozent zu Buche, während der weltgrößte Rückversicherer zudem mit seiner Ausschüttungspolitik überzeugt.

Ein zunehmender Preisdruck hatte für Sorgenfalten bei einigen Analysten in Bezug auf die Aussichten rund um die Rückversicherer gesorgt. So hatte beispielsweise der Rückversicherungsmakler Gallagher Re von einem im Vergleich zu den letzten Jahren wettbewerbsfähigeren Rückversicherungsmarkt rund um die Erneuerungsrunde am 1. Juli berichtet. Im Zuge dessen seien Kapazitäten selbst dort verfügbar gewesen, wo die Nachfrage gestiegen sei, und die Rückversicherer nach Wachstum strebten.

FAZ.NET-Kolumnist Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist in Ludwigsburg.
FAZ.NET-Kolumnist Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist in Ludwigsburg.Christoph Scherbaum

Im Bereich Schadenrückversicherung seien Preissenkungen zu beobachten gewesen, während die Preise in der Haftpflichtversicherung weitgehend stabil gehalten worden seien, hieß es – zum Teil, weil die zugrunde liegenden Preiserhöhungen weiterhin an die Rückversicherer weitergegeben worden seien. Insgesamt würde sich das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage wieder zugunsten der Käufer von Rückversicherungen verschieben.

Zuversichtliche Aussichten

Trotz dieser Aussicht und des Umstands, dass Munich Re im ersten Halbjahr 2025 lediglich einen Gewinn von 3,2 Milliarden Euro erzielte – nach 3,8 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum –, will das Management im Gesamtjahr weiterhin eine Gewinnsteigerung auf sechs Milliarden Euro erzielen. 2024 lag der Wert noch bei 5,7 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal lag der Nettogewinn bei 2,1 Milliarden Euro und damit laut Konzernangaben deutlich über den Konsensschätzungen der Analysten von 1,62 Milliarden Euro.

Neben einer insgesamt erfreulichen operativen Entwicklung trug dazu laut Munich Re eine sehr geringe Großschadenbelastung in der Schaden/Unfall-Rückversicherung bei. Auch im Geschäftsfeld Global Specialty Insurance hätten die Großschäden deutlich unterhalb der durchschnittlichen Erwartung gelegen. Gleichzeitig habe Munich Re ein insgesamt starkes Kapitalanlageergebnis erzielt.

Skeptische Analysten

Die bestätigte Prognose hat jedoch wenig an dem Zweifel einiger Analysten geändert. Jefferies-Analyst Philip Kett hatte die Einstufung für die Aktie von Munich Re nach Bekanntgabe der vorläufigen Quartalszahlen auf „Hold“ mit einem Kursziel von 485 Euro belassen. Dabei erkennt er an, dass der Gewinn des Rückversicherers deutlich besser als vom Markt erwartet ausgefallen sei. Trotzdem impliziert das Kursziel einen Rückgang des Aktienkurses um rund 16 Prozent.

RBC-Capital-Analyst Mandeep Jagpal sieht die Aktie von Munich Re zwar bei 572 Euro, bleibt aber bei seiner „Sector Perform“-Einschätzung. Auch hier hilft der überraschend hohe Gewinn wenig. Ähnlich wird die Lage von UBS-Analyst Will Hardcastle eingeschätzt. Hier liegen Kursziel und Rating bei 590 Euro beziehungsweise auf „Neu­tral“. Der Rückversicherer habe im zweiten Quartal einen deutlich höheren Nettogewinn erzielt als am Markt erwartet. Dies geht aus Analystensicht aber wohl auf nicht wiederkehrende Effekte zurück. Berenberg-Analyst Michael Huttner merkt wiederum an, dass Munich Re dank des überraschend hohen Gewinns auf Kurs Richtung Jahresziel liege. Trotzdem reicht es im Fall der Aktie von Munich Re nur zu einem bestätigten „Hold“-Rating und einem Kursziel von 641 Euro.

Die Skepsis der Analysten ist zumindest beim Blick zurück nicht gerechtfertigt. In den vergangenen zehn Jahren hat die Aktie der Münchener Rück durchschnittlich 12,2 Prozent pro Jahr zugelegt. Aus einer Geldanlage in Höhe von 10.000 Euro wären so innerhalb einer Dekade fast 32.000 Euro geworden.