Es ist ein Halbjahresergebnis, das zeigt, unter welchem Druck die ganze Automobilbranche steht. Der Volkswagen-Konzern, Europas größter Autohersteller, sieht sich nach einem Gewinneinbruch in der ersten Jahreshälfte gezwungen, die Prognose für das Gesamtjahr zu kürzen.
VW hat in China und Amerika weniger Fahrzeuge losgeschlagen, und den dortigen Rückgang der Auslieferungen konnten bessere Geschäfte in anderen Märkten nur zum Teil ausgleichen, etwa in Südamerika und Westeuropa. Hinzugekommen sind Trumps Zölle, die das Ergebnis belasten und die Risiken weiter erhöhen. „Es besteht hohe Unsicherheit in Bezug auf die weitere Entwicklung der Zollsituation und ihrer Effekte und Wechselwirkungen“, heißt es in der am Freitag verbreiteten Mitteilung zum Halbjahr.
Umsatz nur noch auf Vorjahresniveau erwartet
Konkret rechnet der Wolfsburger Autokonzern für das Gesamtjahr 2025 nur noch mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau, nachdem das Management um Konzernchef Oliver Blume zuletzt noch einen Anstieg um bis zu fünf Prozent für möglich gehalten hatte. Die operative Umsatzrendite dürfte zwischen vier und fünf Prozent liegen statt zwischen 5,5 und 6,5 Prozent. Der Netto-Barmittelzufluss, eine wichtige Kennziffer, soll mit einer bis drei Milliarden Euro ebenfalls geringer ausfallen als bislang erwartet.
Eine zentrale Rolle spielen die amerikanischen Zölle. Für bestimmte Sektoren hatte US-Präsident Trump schon im April Aufschläge in Kraft gesetzt, darunter auch die Automobilindustrie. Um zu verhindern, dass der Absatz in Amerika komplett in sich zusammenfällt, hatten VW und andere Hersteller entschieden, die Mehrkosten nicht oder nur zum Teil an die Verbraucher weiterzugeben. So schlugen die Importzölle großenteils auf die eigene Bilanz durch, im Fall von VW mit 1,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr.
Für den weiteren Geschäftsverlauf unterstellt das Management am unteren Ende seiner Prognose, dass die Einfuhrzölle für Neuwagen in die Vereinigten Staaten auf dem derzeitigen Niveau von 27,5 Prozent bleiben. Am oberen Ende der Prognose werden Zölle von zehn Prozent angenommen. Derzeit ringen die Europäische Union und Washington mit Hochdruck um ein Industrieabkommen. Zuletzt hatte sich die EU auf Gegenzölle in Milliardenhöhe geeinigt, die in Kraft treten können, wenn sich bis Anfang August in den Gesprächen keine Lösung findet. Dann endet eine weitere von Trump gesetzte Frist.
Ungünstige Wechselkurseffekte bremsten
Im ersten Halbjahr hat VW 158,4 Milliarden Euro umgesetzt, in etwa so viel wie in der Vorjahreszeit. Eigentlich sollte es bergauf gehen, doch ungünstige Wechselkurseffekte bremsten die Entwicklung aus. Die Ertragslage verschlechterte sich deutlich, auch wegen zusätzlicher Aufwendungen für die CO₂-Regulierung. Das operative Ergebnis sank gegenüber der Vorjahreszeit um ein Drittel auf 6,7 Milliarden Euro.
Fortschritte zeigen sich in den Sparprogrammen. Nach Angaben von VW waren sie ausschlaggebend, um im Geschäft mit vergleichsweise günstigen Modellen wieder bessere Margen zu erreichen. Die Konzerngruppe „Core“, die Marken wie VW und Škoda umfasst, erreichte eine Rendite von 4,8 Prozent. Schlechter lief es in der Premiumgruppe „Progressive“ um Audi. Sie kam nur noch auf 3,3 Prozent, ein Wert weit unter den Ambitionen des Managements. Auch Porsche musste einen weiteren Abrieb hinnehmen. Der Umsatz der Sportwagenmarke ging zurück, die Marge lag bei weniger als fünf Prozent. Vor einiger Zeit hatte Porsche noch 20 Prozent angepeilt.
Es gibt aber auch Lichtblicke. Die Stammmarke VW verzeichnet in Europa zuletzt steigende Verkäufe von Elektroautos – befördert durch Rabatte und eine wachsende Zahl an Autofahrern, die Tesla wegen Elon Musks politischem Auftreten den Rücken kehren. Quer über die Marken des Konzerns legten die Auslieferungen von Elektrofahrzeugen in der Region im zweiten Quartal um 73 Prozent zu. Treiber waren unter anderem die starke Nachfrage nach den Modellen VW ID.5, Audi Q4 e-tron und Škoda Enyaq.