Forscher entdecken unbekannten Subtyp bei Afrikanern

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Südlich der Sahara

Mediziner entdecken neue Diabetes-Form

  • Melanie Rannow

25.07.2025 – 11:26 UhrLesedauer: 2 Min.

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Diabetes: Weltweit leben derzeit mehr als eine halbe Milliarde Menschen mit der Erkrankung. (Quelle: Wavebreakmedia/getty-images-bilder)

Viele Menschen in Subsahara-Afrika erhalten eine Typ-1-Diabetes-Diagnose, leiden aber offenbar an einem bislang unbekannten Subtyp der Krankheit.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem insulinbildende Zellen zerstört. Betroffene müssen lebenslang Insulin spritzen. Doch bei vielen jungen Menschen in Afrika scheint das nicht der Fall zu sein. Ein Team um Jean Claude Katte von der University of Exeter (Großbritannien) hat bei 894 Patienten aus Kamerun, Uganda und Südafrika festgestellt: Nur 35 Prozent erfüllen tatsächlich die typischen Merkmale von Typ-1-Diabetes.

Bei den übrigen 65 Prozent fehlen entscheidende Hinweise auf eine Autoimmunreaktion. Sie haben keine typischen Antikörper im Blut, auch genetische Risikofaktoren fehlen weitgehend. Trotzdem leiden sie unter klassischen Diabetes-Symptomen.

Die Forscher gehen deshalb von einem bislang unerkannten Subtyp aus, der sich klar von Typ-1-, Typ-2- und Mangelernährungs-Diabetes unterscheidet. Besonders häufig tritt er offenbar bei Menschen afrikanischer Herkunft auf. Auch bei einer Analyse von über 3.000 US-Kindern fanden die Wissenschaftler diesen Typ – und zwar bei rund 15 Prozent der schwarzen Studienteilnehmer. Weiße Kinder waren nicht betroffen.

Die Entdeckung wirft Fragen zur bisherigen Diagnostik auf. Denn viele Betroffene erhielten Insulintherapien, obwohl sie womöglich nicht notwendig oder sogar für sie ungeeignet sind. “Wir müssen prüfen, ob die Standardbehandlung bei diesen Patienten überhaupt wirkt”, sagte Studienautor Moffat Nyirenda von der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Was den neuen Diabetes-Subtyp auslöst, ist unklar. Das Team will nun untersuchen, ob Infektionen, Ernährung oder Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Klar ist auch: Der Subtyp blieb bisher unentdeckt, weil die Forschung lange auf weiße Bevölkerungsgruppen konzentriert war. Das soll sich jedoch ändern.