Nicht immer an Leberwerten erkennbar
Bei Diabetes leidet oft auch die Leber – zunächst unmerklich
Aktualisiert am 25.07.2025 – 14:11 UhrLesedauer: 4 Min.

Viele Menschen mit Diabetes Typ 2 erkranken auch an einer Fettleber. Warum das häufig erst spät erkannt wird und was dagegen hilft, erfahren Sie hier.
Diabetes wird auch Zuckerkrankheit genannt. In der Regel wissen Betroffene aber, dass ihre Erkrankung keineswegs nur ihren Zuckerstoffwechsel betrifft, sondern verschiedene Organe in Mitleidenschaft ziehen kann. Sehstörungen, Nierenerkrankungen, Nervenschäden, Wundheilungsstörungen, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Depressionen – all das sind mögliche Komplikationen von Diabetes Typ 2, der mit Abstand häufigsten Form von Diabetes.
Was Betroffenen nicht immer klar ist: Auch ihre Leber könnte in Gefahr sein. In der Allgemeinbevölkerung haben ungefähr ein Drittel der Menschen eine Fettleber. Bei den Diabetikerinnen und Diabetikern dagegen sind es etwa doppelt so viele. Von ihnen wiederum haben knapp die Hälfte bereits eine Leberentzündung, die infolge der Verfettung auftreten kann. Wie Studien zeigen, begünstigt Typ-2-Diabetes nicht nur die Entstehung einer Fettleber, sondern erhöht auch das Risiko dafür, dass diese zu einer Leberentzündung (Steatohepatitis) fortschreitet.
Das Tückische: Wenn die Leber zu viel Fett einlagert, äußert sich das meist nicht durch Symptome, nicht einmal dann, wenn sich die Leber entzündet. Darum kann die Erkrankung lange unbemerkt bleiben – und somit unbehandelt.
Wie erwähnt macht eine Fettleber normalerweise nicht durch Beschwerden auf sich aufmerksam. In vielen Fällen wird die Erkrankung nur durch Zufall entdeckt – etwa, wenn eine Blutuntersuchung ergibt, dass die Leberwerte erhöht sind.
Für Leberwerte außerhalb des Normbereiches kann es zwar auch andere Gründe geben, eine Fettleber gehört aber zu den häufigsten. Insbesondere bei Personen mit Typ 2 Diabetes sind auffällige Leberwerte oft ein Hinweis auf eine Fettleber, da ihr Risiko für diese Erkrankung stark erhöht ist.
Umgekehrt sind normale Leberwerte allerdings kein zuverlässiges Zeichen für eine gesunde Leber: Selbst bei einer deutlichen Verfettung oder sogar einer Entzündung der Leber müssen die Leberwerte nicht erhöht sein.
Darum ist es für Menschen mit Typ 2 Diabetes empfehlenswert, ihre Leber gezielt untersuchen zu lassen. Eine Ärztin oder ein Arzt kann mit dem Ultraschall ermitteln, ob die Leber zu viel Fett enthält. Wenn ja, sieht die Leber typischerweise hell und vergrößert aus. In diesem Fall ist es wichtig, frühzeitig wirksame Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen. (Mehr dazu im letzten Kapitel.)
Diabetes Typ 2 ist mit verschiedenen Störungen im Stoffwechsel verbunden, die auch zur Entstehung einer Fettleber beitragen können. Von entscheidender Bedeutung ist vor allem die Insulinresistenz: Bei Diabetes Typ 2 reagieren die Zellen unempfindlich auf Insulin. Dieser Botenstoff ist dafür zuständig, den Muskel-, Leber- und Fettzellen bei der Aufnahme von Zucker aus dem Blut zu helfen. Kann er jedoch aufgrund der Insulinresistenz nicht wirken, bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht.
Um gegenzusteuern, produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin. Das verschlimmert nicht nur die Insulinresistenz, sondern schadet auch der Leber. Denn Insulin fördert in der Leber die Bildung neuer Fettsäuren und hemmt gleichzeitig den Fettabbau (Lipolyse), was zur weiteren Fetteinlagerung in den Leberzellen führt.
Die Fettleber ist aber nicht nur eine mögliche Folge von Diabetes – sie kann umgekehrt auch selbst zur Entstehung von Typ-2-Diabetes beitragen. Beide Erkrankungen beeinflussen und verstärken sich gegenseitig.
Häufig ist Übergewicht die gemeinsame Ursache, insbesondere wenn es mit übermäßigem Bauchfett einhergeht. Das Bauchfett setzt viele freie Fettsäuren frei – insbesondere, wenn auch das Fettgewebe nicht mehr normal auf Insulin reagiert. Die freien Fettsäuren gelangen über das Blut in die Leber und werden dort eingelagert, was dem Organ schadet. Die Verfettung bewirkt nämlich, dass die Leberzellen zunehmend insulinresistent werden und ihre Stoffwechselfunktion nicht mehr richtig erfüllen können. Dadurch kann die Leber nicht mehr gut steuern, wie viel Zucker sie herstellt oder speichert. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel an, wodurch die Insulinmenge im Blut steigt (Hyperinsulinämie). Ein Teufelskreis entsteht.
Beide Erkrankungen erfordern eine gezielte Behandlung, die sich in der Regel aus mehreren Maßnahmen zusammensetzt. Welche dazugehören sollten, hängt von der Schwere beider Erkrankungen, vom sonstigen Gesundheitszustand und von anderen individuellen Faktoren ab. All das kann nur eine Ärztin oder ein Arzt zuverlässig beurteilen – somit obliegt ihm oder ihr es, eine geeignete Therapie zu planen.