Volkswagen: Erste Lichtblicke auf der Großbaustelle

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Es ist alles andere als leicht, positive Nachrichten aus den Halbjahreszahlen des Volkswagen-Konzerns herauszulesen. Doch es gibt sie: In Europa zieht die Nachfrage nach Elektroautos an. In einigen Konzernteilen zeigen die Sparprogramme erste Wirkung. Und der Vorstand um Konzernchef Oliver Blume stellt in Aussicht, dass die Luxusmarken Audi und Porsche bald das sprichwörtliche Tal der Tränen durchschritten haben und wieder mehr Gewinn abwerfen.

Alles in allem ist das Bild aber durchwachsen. Europas größter Autokonzern bleibt bis auf Weiteres eine Großbaustelle, und das Management muss die Kosten konsequent senken. Die Einschläge kommen im Moment von allen Seiten. Selbst wenn Europa und Amerika eine Einigung im Handelskonflikt erzielen, ist davon auszugehen, dass die Mehrkosten durch Amerikas Importzölle über dem Niveau früherer Jahre bleiben.

Der Konzern muss weiter nachschärfen

Und auch wenn es dem Konzern gelingt, einen Deal mit Trump zu schmieden und durch den Bau einer Audi-Fabrik in den Vereinigten Staaten Vorteile im Zollstreit herauszuschlagen, bedeutet das eine erhebliche Belastung. Denn die Investition wird mehrere Milliarden Euro kosten – Geld, das VW womöglich an anderer Stelle einsparen muss. Im einst wichtigsten Markt China ist völlig ungewiss, ob die Wende gelingt und der Konzern seine Verkäufe nach hartem Abrieb stabilisiert. Auch der Schub im europäischen Geschäft mit Elektroautos hat seinen Preis. Das Verkaufsplus ist mit Rabatten erkauft, die auf der Rendite lasten.

Für ein Durchatmen ist es viel zu früh. Der im vergangenen Jahr beschlossene Stellenabbau ist erst zum kleinen Teil umgesetzt, und schon jetzt werden im Stammland Niedersachsen Stimmen laut, die fordern, es mit den Einsparungen nicht zu übertreiben. Das Gegenteil ist richtig. Der Konzern muss weiter nachschärfen, nicht nur in Wolfsburg, sondern an all seinen Standorten.

Beim Sportwagenhersteller Porsche, den Konzernchef Blume in Personalunion führt, hat das Management schon entsprechende Signale gesendet; Vorstand und Betriebsrat verhandeln über ein weiteres Paket, um die Kosten zu senken. Noch besser wäre es, wenn Blume endlich seine fragwürdige Doppelrolle abgibt und sich voll auf den Konzern konzentriert. Im aktuellen Sturm brauchen VW und Porsche mehr als einen Teilzeitchef, der zwischen Stuttgart und Wolfsburg pendelt.