Während in deutschen Supermärkten immer öfter Fleischalternativen in den Regalen liegen, dreht sich das globale Rad in die entgegengesetzte Richtung. Fleisch und Fisch stehen international weiter hoch im Kurs, wie ein aktueller Bericht der Welternährungsorganisation FAO und der OECD zeigt. Bis 2034 dürfte die durchschnittliche Kalorienaufnahme aus Fleisch- und Fischprodukten in aller Welt um sechs Prozent steigen. Wachsende Einkommen, die zunehmende Verstädterung und eine steigende Bevölkerung treiben diese Entwicklung vor allem in aufstrebenden Schwellenländern an. Je wohlhabender die Menschen, desto vielfältiger und hochwertiger das Nahrungsangebot. Fleisch steht dabei offenbar oben auf der Wunschliste. Besonders in Indonesien, Brasilien, Vietnam und auf dem afrikanischen Kontinent greifen mehr Menschen häufiger dazu. In Afrika erwarten Experten sogar ein Plus von 33 Prozent bis 2034, in Asien und im Nahen Osten dürfte die Nachfrage ebenfalls leicht steigen.
Der stärkste Treiber dieses Wachstums ist das Geflügel. Der Konsum von Hühnchen wird nach Schätzungen der Organisationen bis 2034 um 21 Prozent zulegen. Damit entfallen fast zwei Drittel des Anstiegs im Fleischkonsum auf Hühnchen. Gründe dafür könnten sein, dass Geflügel vergleichsweise preiswert, leicht zuzubereiten und eine gute Proteinquelle ist und auch in der Klimabilanz nicht schlecht abschneidet. Ähnlich wie die Nachfrage dürfte auch die Produktion von Agrar- und Fischprodukten nach Einschätzung der FAO bis 2034 um 14 Prozent wachsen. Moderne Technologien, digitale Landwirtschaft und effizientere Anbaumethoden ermöglichen es den Bauern, Erträge zu steigern, ohne zwangsläufig zusätzliche Flächen zu verbrauchen. Fortschritte bei Saatgut und in der Tierzucht leisten ihren Beitrag dazu.
Dennoch werden in Afrika und Südasien wohl auch neue Äcker und größere Tierbestände nötig, um die Nachfrage zu bedienen. Im Jahr 2034, so erwarten die Fachleute, landet knapp die Hälfte der globalen Getreideernte direkt im Futtertrog für Tiere. 40 Prozent dienen unmittelbar der menschlichen Ernährung, der Rest entfällt auf Biotreibstoffe und andere Industriezweige.
Doch trotz aller Fortschritte bleibt der Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln vielerorts begrenzt. Gerade in Ländern mit niedrigem Einkommen liegt der Verzehr tierischer Produkte noch immer deutlich unter den empfohlenen Mengen. Die Autoren des Berichts raten zu gezielten Investitionen: Wissenstransfer, nachhaltige Produktion und technische Innovationen sollen helfen, die Versorgungslage zu verbessern. Letztlich braucht die Welt den Fachleuten zufolge offenen Handel und funktionierende Märkte, um Angebot und Nachfrage auszugleichen und Ernährungssicherheit zu schaffen. Der wachsende Produktivitätsdruck trifft allerdings vor allem Kleinbauern: Ihnen fehlen häufig die Mittel für Innovation, sie kämpfen mit prekären Wetterlagen und schwankenden Preisen.