Schwangerschaft nach Brustkrebs: Das sollten Frauen wissen

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Brustkrebs und Kinderwunsch

Schwangerschaft nach Brustkrebs – ein Hindernis?


Aktualisiert am 28.07.2025 – 08:01 UhrLesedauer: 4 Min.

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Junge Frau im Gespräch mit einer Ärztin: Wer nach einer Brustkrebsdiagnose schwanger werden möchte, lässt sich dazu am besten frühzeitig ärztlich beraten. (Quelle: macniak/getty-images-bilder)

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Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Sind junge Frauen mit Kinderwunsch betroffen, müssen sie einiges beachten. Eine Expertin gibt Rat.

Dem Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zufolge bekommen etwa 13 von 100 Frauen in Deutschland im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs. Für die meisten Betroffenen ist das ein großer Schock und mit vielen Ängsten verbunden. Besonders große Unsicherheit besteht, wenn die Frau einen Kinderwunsch hat und schwanger werden möchte. Schwangerschaft nach Brustkrebs: Das sollten Frauen wissen.

Brustkrebs tritt überwiegend im höheren Lebensalter auf. Dennoch erkranken immer wieder auch Frauen vor dem 40. Lebensjahr. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. sind etwa 10 Prozent der Frauen, die an Brustkrebs erkranken, unter 40 Jahre alt. Meist steht einem Kinderwunsch nichts im Wege. Allerdings ist es bedeutsam, dass Frauen mit Kinderwunsch den Zeitpunkt der Schwangerschaft ebenso wie die Schwangerschaft selbst gut planen und die einzelnen Schritte mit den behandelnden Ärzten genau abstimmen.

Zum einen ist es wichtig, dass sich der Körper von der Behandlung, etwa einer Chemotherapie oder Operation, ausreichend erholt hat, sodass er die Kraft für eine Schwangerschaft hat. Zum anderen müssen verabreichte Medikamente berücksichtigt werden beziehungsweise es muss nach der Verabreichung eine bestimmte Zeit abgewartet werden, bis eine Schwangerschaft möglichst risikofrei verlaufen kann.

Ebenso kann erwogen werden, die Anschlusstherapie zu pausieren. Auf die Operation folgt in der Regel eine Anschlussbehandlung, beispielsweise bei Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs die sogenannte antihormonelle Therapie. Diese ist bei Kinderwunsch problematisch, da sie die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone hemmt – was eine Schwangerschaft erschwert.

“In bestimmten Fällen ist es möglich, die mehrjährige antihormonelle adjuvante Therapie vorübergehend zu unterbrechen, um schwanger zu werden. Hierbei muss das individuelle Rückfallrisiko im Falle einer Therapieunterbrechung berücksichtigt und mit der betroffenen Frau besprochen werden. Nach Erstbehandlung von Brustkrebs in einem frühen Stadium lässt sich die anschließende Therapie leichter an den Kinderwunsch anpassen als bei Tumoren mit einem höheren Rückfallrisiko”, sagt die Krebsexpertin Dr. Susanne Weg-Remers.

Dr. Susanne Weg-Remers
(Quelle: DKFZ/Carina Kircher) (Quelle: DKFZ/Carina Kircher)

Frau Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.

Manche Frauen haben zudem Sorge, dass sich eine Schwangerschaft nach Brustkrebs und die damit verbundenen hormonellen Veränderungen ungünstig auf die Heilungschancen auswirken können. Der Berufsverband der Frauenärzte e. V. verweist auf eine Studie von Prof. Dr. Richard Anderson von der University of Edinburgh: Die Forschenden untersuchten die Gesundheitsdaten von über 5.000 Frauen unter 40 Jahren, bei denen zwischen 1981 und 2017 Brustkrebs diagnostiziert wurde. In die Studie flossen alle Schwangerschaften bis 2018 ein, wobei das Überleben der Frauen bis 2022 ausgewertet wurde.

Das Ergebnis: 290 Frauen bekamen nach ihrer Brustkrebstherapie ein Kind – meist innerhalb von fünf Jahren nach der Brustkrebsdiagnose. Ihr Überleben war über alle Altersgruppen höher oder zumindest gleich hoch wie bei Frauen, die nach der Brustkrebserkrankung kein Kind bekamen. Aus den vorliegenden Daten zogen die Wissenschaftler das Fazit, dass die Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes nach Brustkrebs keinen negativen Einfluss auf die Überlebensrate zu haben scheinen.

Mutter mit Baby: Nur Stillen stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind, heißt es oft. Das stimmt so nicht – auch Fläschchen geben, kann die Beziehung stärken.Vergrößern des Bildes
Mutter mit Baby: Nur Stillen stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind, heißt es oft. Das stimmt so nicht – auch das Fläschchen-Geben kann die Beziehung stärken. (Quelle: tatyana_tomsickova/getty-images-bilder)

Stillen ist nach einer Brustkrebs-OP und einer eventuell anschließenden Bestrahlung mit entsprechendem zeitlichem Abstand prinzipiell möglich und kann probiert werden – am besten nach Absprache mit den Ärzten und mit Unterstützung durch eine Stillberaterin. Wurde eine Brust entfernt, so ist das Stillen mit der anderen Brust möglich, da “Nachfrage” und “Angebot” an beiden Brüsten unabhängig voneinander geregelt werden. Nach brusterhaltender Operation erfolgt auch in der betroffenen Brust eine Milchbildung. Die Stillfähigkeit und die Milchmenge können allerdings auf der betroffenen Seite beeinträchtigt sein und es kann zu einem Milchstau kommen.

Meist ist eine medikamentöse Behandlung der Mutter während der Stillzeit wegen der Risiken für das Kind nicht möglich. Hier ist eine Rücksprache mit den behandelnden Ärzten notwendig, um zu klären, ob die Therapie während der Stillzeit fortgesetzt werden kann oder pausiert werden muss.

Ist die Familienplanung noch nicht abgeschlossen, sollten Frauen dies bereits bei der Behandlungsplanung mit ihrem Arzt besprechen und die Möglichkeiten einer Schwangerschaft nach der Therapie sowie Schutzmaßnahmen für die Eierstöcke klären. Bestimmte Chemotherapien in hohen Dosierungen können die Fruchtbarkeit anhaltend beeinträchtigen. Lang andauernde Antihormontherapien können unter Umständen die Eierstockfunktion dauerhaft zum Erliegen bringen, vorrangig bei Frauen kurz vor den Wechseljahren.