Der eine will dem anderen nicht mehr wehtun

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Spielen die Folgen der Transfersperre also auch für Sie noch eine Rolle?

Frisches Blut hat schon gefehlt. Wenn du so lange als Team beisammen bist, will der eine dem anderen vielleicht nicht mehr so wehtun. Deshalb habe ich innerhalb der Mannschaft von einem Kulturwandel gesprochen.

Im Gespräch verwenden Sie häufig Anekdoten und Bilder – gilt das auch für die Arbeit mit der Mannschaft?

Ich habe eine bildhafte Sprache. Das ist nicht antrainiert, das ist mein Naturell. Geschichten, Erlebnisse, Zitate – das gehört dazu. Unsere Arbeit muss lebendig sein. Du musst das, was du vermitteln willst, den Spielern auch schmackhaft machen. Du musst ein guter Entertainer sein, eine Mischung aus Entertainer und Trainer. Die Zeit, einer Mannschaft stoisch etwas zu erklären, ist vorbei. Die Aufmerksamkeitsspanne bei den jungen Menschen geht immer weiter runter. Früher wurde ich in der Schule dafür ermahnt, wenn ich mit dem Stuhl gewackelt habe. Heute wird aktiv Gymnastik gemacht, damit niemand einnickt. Auf diese veränderte Gesellschaft müssen wir uns als Trainer einstellen. Wir haben auch mal eine lange Videositzung, aber häufiger hier mal fünf Minuten, da mal acht, dort mal zehn. Geh mit der Zeit oder du gehst mit der Zeit.

Ein Zitat von Schiller, das allerdings auch durch die TV-Serie “Stromberg” bekannt wurde.

Stimmt (lacht). Ich arbeite mit allem, was ich in die Hände bekomme. Monotonie ist der Tod der Aufmerksamkeit. Die Spieler brauchen immer wieder etwas Neues. Das offeriere und verspreche ich den Spielern. Ich kann ihnen nicht versprechen, dass sie am Wochenende spielen. Ich kann ihnen aber versprechen, dass sie zum Training kommen und merken: Das Trainerteam hat sich richtig Gedanken gemacht.

Haben Sie dabei auch klare Regeln?

Nur zwei: 45 Minuten vor dem Training ist Treffpunkt. Zudem keine Kappe und kein Handy am Tisch beim gemeinsamen Essen. Sonst wird’s teuer. Darüber hinaus finde ich, führt jede Regel nur dazu, dass ich überprüfen muss, ob sie eingehalten wird. Wenn um 10.30 Uhr Trainingsbeginn ist und einer kommt 23 Sekunden zu spät, müsste ich ihn sanktionieren. Aber es macht eigentlich keinen Unterschied, ob wir um 10.30 oder 10.32 Uhr beginnen. Das ist ein typisch deutsches Phänomen. Stattdessen organisieren wir uns einfach so, dass wir gemeinsam auf den Platz gehen und anfangen. Oder im Trainingslager beim Essen im Hotel: Muss ich wirklich jemandem sagen, dass er nicht mit Badeschlappen zum Mittagessen kommt? Wir sind doch nicht im Urlaub. Die Spieler sind erwachsene Menschen. Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand, an den Respekt innerhalb einer Gruppe.