Weltweiter Freundschaftstag
Jeder Mensch braucht Freunde – “Wichtig für Wohlbefinden”
Aktualisiert am 29.07.2025 – 09:00 UhrLesedauer: 4 Min.

Man kann nicht glücklich sein ohne Freunde. Was zeichnet Freundschaften aus, sind sie im realen Leben wertvoller als im Netz? Wird es in stressigen Zeiten schwieriger, enge Verbindungen zu pflegen?
Jeder braucht sie. Manchem reicht ein einziger enger Freund oder eine echte Freundin, andere wollen am liebsten so viele Freunde wie möglich haben. “Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen Freundschaften für unser Wohlbefinden”, sagt Emotionsforscherin Katrin Döveling von der Hochschule Darmstadt. Und das gelte für alle Menschen auf der Welt und für sämtliche Altersgruppen vom Kind bis zum Senior, betont sie zum Internationalen Tag der Freundschaft (30. Juli).
“Grundpfeiler einer Freundschaft sind Vertrauen und Verlässlichkeit”, schildert Döveling. In einer sich stets wandelnden Welt mit Unsicherheiten und Herausforderungen könne ein Freund, eine Freundin eine sichere Anlaufstelle sein, ein Anker und Ruhepol. Ehrlichkeit sei wesentlich. Ein Freund könne emotional unterstützen und einem auch mal einen Spiegel vorhalten, selbst wenn es schmerze. “Ehrlichkeit, im geschützten Rahmen der Freundschaft, kann helfen, zu wachsen und aus Fehlern zu lernen”, beschreibt Döveling.
“Der Mensch kann nicht glücklich sein, wenn er keine guten, vertrauensvollen und belastbaren Beziehungen hat”, stellt Freundschaftssoziologe Janosch Schobin von der Uni Göttingen klar. Freundschaften tragen direkt zur Gesundheit bei, wie er erklärt. Nur sehr selten gebe es Menschen mit einem geringen Sozialbedürfnis, die fast ohne Kontakte klarkämen.
“Echte Freundschaften in realen Leben haben in der Regel ohne Social Media begonnen, sind in der Kita, Schule, in der Ausbildung oder im Beruf entstanden und über die Zeit hinweg gewachsen”, erläutert Medienwissenschaftlerin Jeannine Teichert von der Uni Paderborn. Social Media habe viele Angebote parat, um Leute kennenzulernen, “ob daraus echte Freundschaften entstehen, ist allerdings eine andere Frage. Wenn man diese Kontakte nur randständig nützt, wird man davon nicht so viel haben.”

Menschen, die sich über Social Media kennengelernt und später getroffen hätten, was gar nicht so selten sei, müssten sich oft neu kennenlernen. “Und manchmal funktioniert es dann, dass eine Online-Freundschaft in eine reale Offline-Freundschaft transformiert”, berichtet die Paderborner Forscherin.
Unter Umständen könne man sogar mit einem Austausch auf reiner Online-Basis eine tiefe Freundschaftsebene erreichen. “Wenn man viel Zeit, Beständigkeit und Vertrauen investiert, können auch online echte Freundschaften entstehen, auch wenn sie vielleicht andere Ausprägungen haben als eine Offline-Freundschaft.”
Etwas anders sieht das Forscherin Döveling: Im Internet handele es sich eher um Bekanntschaften als um Freundschaften. “Wir brauchen gute Netzwerke im Internet, die dort gepflegten Beziehungen können aber nicht die Tiefe von realen Freundschaften erreichen.” Bekannte im Internet erfüllten andere Funktionen als Freunde. “Ein guter Freund oder eine gute Freundin ist für das innere Gleichgewicht wichtiger als Hundert gute Bekannte im Internet.”
Zur Freundschaft gehöre, dass man sich auch mal in den Arm nehme. “Der Mensch ist auf körperliche Nähe angewiesen, schon Babys brauchen das”, weiß Döveling. Das könne das Internet nicht bieten. Interessant auch: “Der Körper schüttet bei realer Interaktion Bindungshormone wie Oxytocin und Endorphine aus, die stimmungsaufhellende Wirkung haben.” Das passiere bei einem Austausch im Internet längst nicht in diesem Maße.
Einige Menschen seien unsicher, ihnen fielen Online-Kontakte erst einmal leichter, beobachtet Medienexpertin Teichert. Diese seien unverbindlicher, auch subtiler zu beenden – indem man einfach offline bleibe. Zudem: “Bei virtuellen Kontakten besteht die Möglichkeit zu filtern, sich zu verstellen, zu verstecken, so zu tun, als wäre man jemand ganz anderes.” Viele Ortswechsel oder ein Leben in anonymen Großstädten könnten Kontakte im realen Umfeld erschweren.