Männer besonders betroffen
Covid hat die Gehirne altern lassen, auch die von Gesunden
29.07.2025 – 12:12 UhrLesedauer: 2 Min.

Corona hat offenbar nicht nur Lungen und Gefäße geschädigt, sondern auch Gehirne. Und sogar von denjenigen, die nie mit dem Virus infiziert waren.
Bis Frühling 2024 gab es 700 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Doch auch die Menschen, die nicht oder nicht bestätigt infiziert waren, haben offenbar bleibende Schäden von dieser Zeit davongetragen. Das ermittelten nun britische Wissenschaftler. Sie erforschten, wie die Maßnahmen, die zur Viruseindämmung getroffen wurden, sich auf das menschliche Gehirn ausgewirkt haben.
Ihre Kernfragen: Wie alt ist unser Gehirn wirklich? Und wie stark wird es durch Krisen belastet? Es zeigte sich: Die Corona-Pandemie hat offenbar bei vielen Menschen eine beschleunigte Alterung des Gehirns ausgelöst.
Die Studie stützt sich auf Daten von fast 1.000 Erwachsenen aus der britischen UK Biobank, einer großen medizinischen Datenbank. Einige dieser Menschen wurden sowohl vor als auch nach der Pandemie mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) am Gehirn gescannt. Andere hatten nur Scans aus der Zeit vor der Pandemie.
Mithilfe eines KI-basierten Modells schätzten die Forschenden das sogenannte Gehirnalter, also wie alt das Gehirn einer Person im Vergleich zu ihrem tatsächlichen Alter wirkt. Grundlage dafür war ein Vergleich mit den Daten von über 15.000 gesunden Menschen ohne Vorerkrankungen.
Das Ergebnis: Menschen, die die Pandemie erlebt, aber sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten, zeigten dennoch Anzeichen einer beschleunigten Hirnalterung. Das Gehirn alterte im Durchschnitt 5,5 Monate schneller. Besonders betroffen waren:
Nur bei denjenigen, die eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht hatten, kam es zusätzlich zu messbaren kognitiven Einschränkungen – also Einbußen bei der geistigen Leistungsfähigkeit. Am stärksten betroffen waren dabei:
Diese Defizite konnten bei Nicht-Infizierten nicht beobachtet werden. Der Alterungseffekt sei “bei Männern und Personen aus sozial schwächeren Verhältnissen am stärksten ausgeprägt”, erklärte der Erstautor der Studie, Ali-Reza Mohammadi-Nejad bei NBC. “Dies unterstreicht, dass die Gehirngesundheit nicht nur durch Krankheit, sondern auch durch umfassendere Lebenserfahrungen geprägt wird.”
“Was mich am meisten überraschte, war, dass selbst bei Menschen, die kein Covid hatten, eine deutlich erhöhte Gehirnalterung auftrat. Das zeigt wirklich, wie sehr die Erfahrung der Pandemie selbst – von der Isolation bis zur Unsicherheit – unsere Gehirngesundheit beeinträchtigt haben kann”, so Mohammadi-Nejad weiter.
Die Forschenden vermuten, dass nicht die Infektion selbst der Hauptgrund für die Hirnalterung ist, sondern die Umstände der Pandemie:
Die gute Nachricht: Die beobachteten Veränderungen sind vermutlich nicht dauerhaft. Die Forscher weisen ausdrücklich darauf hin, dass sich das Gehirn in den kommenden Jahren wieder erholen könnte, besonders, wenn psychische Belastungen abnehmen, der Alltag wieder stabiler wird und soziale Unterstützung vorhanden ist.