Die Rangliste der bestbezahlten Dax-Vorstandsvorsitzenden im vergangenen Jahr wird von Volkswagen -Chef Oliver Blume und Adidas -Chef Bjørn Gulden angeführt. Beide haben für das vergangene Jahr mehr als zehn Millionen Euro erhalten, das geht aus Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und von Wissenschaftlern der TU München hervor.
Blume erhielt demnach eine Gesamtvergütung von rund 10,6 Millionen Euro, darin enthalten sind auch vier Millionen Euro, die er für seine Tätigkeit als Porsche-Chef erhält. Gulden erhielt im Jahr 2024 rund 10,3 Millionen Euro als Gesamtvergütung, dahinter folgen der Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit rund 9,9 Millionen Euro, SAP-Chef Christian Klein mit 9,3 Millionen Euro und Allianz-Chef Oliver Bäte mit 8,4 Millionen Euro.
Für Managergehälter gibt es allerdings unterschiedliche Berechnungsmethoden, die sich im Ergebnis stark unterscheiden. Problematisch ist methodisch insbesondere, wie langfristige Vergütungsbestandteile, die über viele Jahre laufen und oft verzögert ausbezahlt werden, auf einzelne Jahre heruntergerechnet werden. Um die Vergleichbarkeit zu steigern, stellen die Forscher der TU München und die DSW auf die sogenannte „gewährte und geschuldete“ Vergütung ab. In den oft 40 bis 50 Seiten langen Vergütungsberichten werden vielfach etliche weitere Zahlen genannt, deren Bezeichnungen nicht einheitlich sind und die sich im Laufe der Jahre auch noch geändert haben.
Das Problem der mangelnden Vergleichbarkeit ist auch dadurch größer geworden, dass bei Spitzenmanagern mittlerweile die reine Festvergütung nur noch einen sehr kleinen Teil der Gesamtvergütung ausmacht. Der Großteil der Vorstandsvergütung ist variabel und hängt davon ab, ob die Manager bestimmte Zielvorgaben erreichen. Die langfristig variablen Vergütungsbestandteile – oft an den Aktienkurs der Unternehmen gekoppelt – sind dabei viel entscheidender als die kurzfristig variable Vergütung, die als „Jahresbonus“ bekannt ist. Die Verschiebung auf eine langfristig orientierte Vergütung war – insbesondere nach der Kritik an zu hohen Managergehältern während der Finanzkrise – politisch gewollt.
Besonders stark weichen in diesem Jahr die DSW-Zahlen von den Zahlen im Vergütungsbericht von SAP ab. Während dessen Chef Christian Klein nach den Berechnungsmethoden der DSW mit seiner Gesamtvergütung für das Jahr 2024 deutlich unter der Zehn-Millionen-Euro-Marke liegt, sind ihm laut SAP-Vergütungsbericht im Jahr 2024 zwar 8,8 Millionen Euro gewährt worden, wirklich zugeflossen sind ihm aber fast 19 Millionen Euro, wie in dem Bericht auch zu lesen ist. Ein großer Teil davon stammt allerdings aus der Tranche eines schon früher gewährten Langfristvergütungsprogramms.

Jenseits methodischer Fragen sind die Managergehälter laut DSW im vergangenen Jahr moderat gestiegen. Im Schnitt verdienten Dax-Vorstände im vergangenen Jahr knapp 3,8 Millionen Euro, das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenverdiener waren dabei die Vorstände der Deutschen Bank, die durchschnittlich auf ein Salär von knapp 7,1 Millionen Euro kamen. Am wenigsten haben im vergangenen Jahr die Vorstände von Siemens Energy bekommen, die DSW-Studie beziffert deren durchschnittliche Bezüge auf 1,2 Millionen Euro je Vorstand. Grund für die vergleichsweise geringen Bezüge: Siemens Energy darf seinen Vorständen keine variable Vergütung gewähren, weil das Unternehmen Bundesbürgschaften in Anspruch genommen hat.
Der bestbezahlte Finanzvorstand im Dax ist James von Moltke von der Deutschen Bank. Seine Gesamtvergütung in Höhe von knapp 8,4 Millionen Euro übersteigt das Gehalt etlicher Dax-Vorstandsvorsitzender. Sehr gut verdient hat auch SAP-Finanzvorstand Dominik Asam (6,2 Millionen) und VW-Finanzvorstand Arno Antlitz (5,8 Millionen).

Interessant ist auch ein Blick auf die sogenannte „Vertikalität“. Sie gibt an, wie viel Geld die Vorstände im Vergleich zu den durchschnittlichen Personalaufwendungen je Mitarbeiter desselben Unternehmens erhalten. Im Schnitt liegt dieser Faktor bei 40. Die Schere zwischen den Mitarbeitern und den Spitzenmanagern war in der Vergangenheit aber schon größer, nämlich bei Werten von mehr als 50. Laut DSW bewegte sich der Wert im Zeitraum von 2014 bis 2021 relativ konstant in der Bandbreite zwischen 48 und 54, ist im Jahr 2022 dann signifikant unter die Marke von 40 gefallen und ist seither wieder leicht angestiegen.

Im internationalen Vergleich werden deutsche Spitzenmanager nach Einschätzung der DSW „relativ gering vergütet“. VW-Chef Blume liegt im Euro Stoxx 50 auf Rang fünf. Mehr als das Doppelte verdient der Chef der in Belgien ansässigen größten Brauereigruppe der Welt, AB Inbev. Deren Vorstandsvorsitzender Michel Doukeris ist mit einem Gehalt von fast 24,3 Millionen Euro Spitzenreiter im Euro Stoxx 50. Sein Gehalt stieg im vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent, vor allem weil die Langfristvergütung stark gestiegen ist. Noch höher liegen die Gehälter der in Amerika im Dow-Jones-Index gelisteten Unternehmen. So wurden Microsoft-Chef Satya Nadella für das Jahr 2024 rund 73 Millionen Euro gewährt.