Übernahmekampf: Der Anteil von Unicredit an der Commerzbank wächst

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Die italienische Bank Unicredit hat ihre Stellung als größter Aktionär der Commerzbank ausgebaut. Dies geschah diesmal, ohne dass Unicredit Aktien zugekauft oder Derivate umwandelt hat. Vielmehr überschritt Unicredit die Marke von 20 Prozent der Stimmrechte, weil die Commerzbank eigene Aktien zurückgekauft hat und diese einzog. Unicredit hält nun 20,2 Prozent nach zuvor 19,2 Prozent, wie aus einer am 23. Juli aktualisierten Grafik zur Aktionärsstruktur auf der Website der Commerzbank hervorgeht.

Unicredit-Chef Andrea Orcel
Unicredit-Chef Andrea OrcelReuters

Darüber hinaus hat Unicredit Finanzinstrumente, mit denen sich weitere 9,2 Prozent der Commerzbank-Aktien erwerben ließen. Außerdem halten dem Vernehmen nach von Unicredit beauftragte Investmentbanken derartige Derivate, die einen Zugriff auf Commerzbank-Aktien ermöglichen, darunter Barclays (9,4 Prozent), Jefferies (9,3 Prozent) und Citigroup (4,1 Prozent). Barclays-Chef Venkat sagte dazu gerade im Interview mit der F.A.Z., das britische Institut sei kein aktiver Commerzbank-Aktionär, sondern arbeite als Investmentbank für Kunden.

Unicredit stößt auf Widerstand

Im September 2024 ist Unicredit als Aktionär in die Commerzbank eingestiegen, hat Aktien des Bundes im Paket erworben und hat Anfang Juli 2025 den deutschen Staat nach mehr als 15 Jahren als größten Aktionär mit nun 12,1 Prozent abgelöst. Unicredit-Chef Andrea Orcel möchte erkennbar die Commerzbank als Ganzes erwerben, stößt damit aber auf Widerstand bei der aktuellen Bundesregierung sowie den Arbeitnehmervertretern und dem Vorstand der Commerzbank. Unicredit besitzt allerdings inzwischen die Genehmigung der Europäischen Bankenaufsicht der EZB und des Bundeskartellamtes, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent auszudehnen.

Bei Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle muss Unicredit den übrigen Aktionären nach dem Gesetz ein Übernahmeangebot machen – auch dann, wenn dieses Überschreiten wieder durch den Einzug eigener Aktien durch die Commerzbank passiert. Commerzbank-Finanzvorstand Carsten Schmitt hat gerade im Interview mit der F.A.Z. bekräftigt, dass die Commerzbank ihren kompletten Gewinn des Jahres 2024 für Dividenden und Aktienrückkäufe verwenden will.

Unicredit-Chef Orcel wirkt, als habe er bei der geplanten Übernahme der Commerzbank einen langen Atem. Nach dem gescheiterten Kauf der italienischen Bank BPM kann sich Unicredit zumindest nun auf das Vorhaben in Deutschland konzentrieren. Ab 2026 wird der Gewinn von Unicredit auch vom Börsenwert der Commerzbank beeinflusst, wenn der Anteil „at equity“ gebucht wird. Am Dienstag kostete die Commerzbank-Aktie gut 30 Euro und ist damit mehr als doppelt so wertvoll wie beim Einstieg von Unicredit im September 2024.