Weltfreundschaftstag: Warum gute Freundschaften wichtig sind

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Stand: 30.07.2025 06:49 Uhr

Freundschaften machen nicht nur glücklich, sie halten uns sogar gesund. Studien zeigen, dass gute soziale Bindungen vor körperlichen und psychischen Krankheiten schützen können.

Einsamkeit kann jeden treffen, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse fühlen sich rund 60 Prozent der Deutschen häufig oder manchmal einsam. Wenn Einsamkeit zur Belastung wird, bringt sie erhebliche Risiken für die seelische Gesundheit mit sich. So haben Menschen, die sich oft einsam fühlen, vermehrt mit psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen zu kämpfen. Doch dabei bleibt es nicht.

Einsamkeit macht den Körper krank

Einsamkeit wird als sozialer Stressfaktor erlebt – ähnlich wie Angst oder Bedrohung. Das könnte unter anderem evolutionäre Gründe haben, sagt Stefan Fritze, Oberarzt vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

“In prähistorischen Zeiten war es kaum möglich, ohne enge Kontakte zu überleben. Kurzzeitige Einsamkeit scheint also ein Warnsignal des Körpers zu sein, etwas zu verändern.”

Wer dauerhaft einsam ist, ist tendenziell öfter gestresst und entwickelt so mit höherer Wahrscheinlichkeit Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte. Das sind Faktoren, die das Risiko für Herzkreislauferkrankungen drastisch erhöhen können.

Diese Menschen sind besonders von Einsamkeit betroffen

Daten des Einsamkeitsbarometers 2024 haben gezeigt, dass Menschen über 75 Jahren eher von Einsamkeit betroffen sind als Menschen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren. Ein Grund dafür könnte die Isolation während der Corona-Pandemie sein. Zusätzlich könnten gesundheitliche Einschränkungen im Alter, der Verlust des Lebenspartners oder Freunden dazu beitragen, dass ältere Menschen sich öfter einsam fühlen.

Außerdem seien Menschen gefährdet, deren Erkrankungen den Alltag stark einschränken und soziale Teilhabe erschweren. Ähnlich hoch sei das Einsamkeitsrisiko bei Menschen, die durch ihre Identität oder Herkunft strukturelle Benachteiligung erfahren, so Fritze. Das bleibt nicht ohne Folgen.

“Einsamkeit stellt dabei einen von vielen möglichen Faktoren dar, die zur Depression beitragen können. Aktuelle Studien weisen auch darauf hin, dass Einsamkeit bei Menschen mit Depressionen zu einem schlechteren Erkrankungsverlauf beitragen kann.”

Enge Freundschaften schützen vor Einsamkeit

Laut Daten des Einsamkeitsbarometers sind es vor allem soziale Beziehungen, die uns vor Einsamkeit schützen können. Entscheidend dabei sei nicht die Anzahl, sondern die Tiefe der Verbindungen. “Im Kern basiert Einsamkeit auf einem Mangel bedeutungsvoller sozialer Beziehungen”, sagt Stefan Fritze. “Authentische Freundschaften, die auf Vertrauen, Verlässlichkeit und gegenseitigem Interesse basieren, können diesen Mangel ausgleichen und wie ein emotionales Schutznetz wirken. Um die emotionalen Verbindungen enger Freundschaften herzustellen und zu pflegen, braucht es gemeinsam verbrachte Zeit.”

Echte Nähe entsteht also vor alle durch gemeinsame Erlebnisse, und die sammeln Freunde am ehesten, wenn sie am gleichen Ort wohnen, so Fritze.

Was macht gute Freundschaften aus?

Nicht umsonst heißt es, Freunde sind unsere selbstgewählte Familie: Wir suchen uns in der Regel Freunde, die im besten Fall genau das erfüllen, was auch in Familien wichtig ist: Nähe, Zuverlässigkeit und Unterstützung.

Laut einer Umfrage des SINUS-Instituts für Markt- und Sozialforschung ist für mehr als 60 Prozent der Befragten Verlässlichkeit am wichtigsten, also, dass beide füreinander da sind, wenn sie sich brauchen. Dicht gefolgt von Ehrlichkeit und offener Kommunikation. Das bestätigt auch Stefan Fritze.

“Qualitativ hochwertige Freundschaften sind charakterisiert durch prosoziale Verhaltensweisen. Also so Dinge wie Loben von Erfolgen, Unterstützung in schwierigen Phasen, Verlässlichkeit, emotionale Nähe und Loyalität.”

Wo finden wir Freunde?

Menschen, die einander häufig begegnen, freunden sich schneller an. In der Psychologie wird das als “Proximity-Bias” bezeichnet: Je öfter wir jemandem begegnen, desto sympathischer wird er oder sie uns.

Deswegen entstehen Freundschaften oft auf der Arbeit oder in der Ausbildung, im Studium oder in der Schule – Orte oder Lebensphasen, in denen wir den gleichen Menschen immer wieder über einen bestimmten Zeitraum begegnen. Das zeigt eine Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung.

Und das kann wiederum unser Risiko für Einsamkeitsbelastungen verringern, so Stefan Fritze. “Menschen, die einer Berufstätigkeit nachgehen, scheinen ein erniedrigtes Risiko für Einsamkeit zu haben. Und auch Menschen, die Aktivitäten in religiösen oder spirituellen Organisationen verfolgen.”

Freundschaft auf Rezept

Besonders für Menschen, die zu einer der Risikogruppen für Einsamkeit zählen, kann es sehr schwer sein, sozial aktiv zu bleiben. Diese Menschen sind darauf angewiesen, dass sie durch zum Beispiel politische Maßnahmen wieder stärker in die Mitte der Gesellschaft gezogen werden.

Eine Möglichkeit dafür: das sogenannte Social Prescribing. Das bedeutet, dass Ärzte soziale Aktivitäten verschreiben. Das kann beispielsweise ein Besuch bei der Beratungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe sein. Was in britischen Hausarztpraxen längst gängige Praxis ist, soll nun auch in Deutschland getestet werden: seit Januar 2025 läuft das Pilotprojekt “Social Prescribing EU”.