Bosnien-Krieg: UN-Gericht lehnt Haftentlassung von Kriegsverbrecher Ratko Mladić ab

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Der wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilte Ratko Mladić kommt nicht vorzeitig aus der Haft frei. Die Anwälte des früheren bosnisch-serbischen Armeechefs hatten beim zuständigen UN-Gericht in Den Haag einen Antrag auf eine vorzeitige Haftentlassung gestellt. Sie argumentierten, der heute 83 Jahre alte Mladić leide an einer unheilbaren Krankheit und habe nur noch wenige Monate zu leben. Die Haftbedingungen in Den Haag erschwerten eine angemessene Palliativversorgung.

Antrag unbegründet

Die Haager Richter kamen zu einem anderen Schluss. Am Dienstagabend entschieden sie, dass der Gesundheitszustand von Mladić zwar „prekär“ und er im Alltag auf Hilfe angewiesen sei. Er werde im Gefängnis aber „sehr umfassend und einfühlsam“ betreut. Die dem Gericht vorliegenden Informationen zeigten, dass „die zwingenden humanitären Umstände, die Mladić als Grundlage für seine Freilassung angeführt hat, unbegründet sind“, heißt es in der Entscheidung.

Es ist nicht sein erster Versuch, vorzeitig aus der Haft freizukommen. Mladić wird von seinen Anwälten schon seit Jahren als krank und gebrechlich beschrieben. Erstmals beantragten sie 2017 seine vorzeitige Entlassung. Im Juni reichten sie erneut einen Antrag auf eine vorzeitige Haftentlassung ein, den das Haager Gericht nun ablehnte.

16 Jahre auf der Flucht

Der als „Schlächter von Bosnien“ bekannt gewordene Mladić gilt als einer der Hauptverantwortlichen für die Kriegsverbrechen und den Völkermord während des Bosnien-Krieges. Mladić war nach dem Kriegsende lange Zeit abgetaucht und 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht in Serbien festgenommen worden.

Der Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien verurteilte ihn 2017 unter anderem wegen seiner Verantwortung für das Massaker von Srebrenica zu lebenslanger Haft. In der bosnischen Stadt Srebrenica hatten serbische Einheiten im Sommer 1995 rund 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Das Massaker gilt als eines der schlimmsten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.