Laura Dahlmeier, die Königin des Biathlons – Nachruf nach dem Bergunfall

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Laura Dahlmeier prägte den deutschen Biathlon-Sport nachhaltig. Und das, obwohl sie mit 25 Jahren ihre Karriere beendete. Ein Nachruf auf eine besondere Sportlerin.

Wer im Internet Bilder von Laura Dahlmeier sucht, der stößt meist auf ein lachendes Gesicht. Ob beim Biathlon, in der Natur oder bei Wohltätigkeitsveranstaltungen: Dahlmeier lächelt. Die deutsche Doppel-Olympiasiegerin strahlte eine ansteckende Lebensfreude aus, ihre Begeisterung war ehrlich.

Eine solche Ehrlichkeit zeigte sie auch im Sommer 2019, als sie ihr Karriereende bekannt gab. Mit nur 25 Jahren hörte sie mit dem Biathlon auf. Sieben Weltmeistertitel, zwei olympische Goldmedaillen, zahlreiche Weltcupsiege. Für sie war es genug. “Heute bin ich an dem Punkt, an dem ich nicht weiß, was ich mir für ein Ziel vornehmen sollte”, erklärte sie damals. Zudem war sie “nicht mehr hundertprozentig davon überzeugt”, Biathlon auf Spitzenniveau betreiben zu wollen. Königin Laura trat ab.

Für Fans und Experten war ihr Karriereende ein Schock, für sie selbst war es eine Befreiung. “Ich habe mich im Biathlon-Zirkus ein Stück weit eingeschränkt gefühlt. Das ist sehr starr”, sagte sie später in der ZDF-Doku “Laura Dahlmeier und der Rausch der Höhe”. “Wer mich kennt, weiß, dass mir schnell langweilig wird. Ich brauche immer wieder Veränderung.”

Diese Konsequenz zeichnete sie aus. Während andere Athleten sich bewusst sind, wie kurz die eigene Karriere ist, und daher versuchen, in den 10 bis 20 Jahren möglichst viel Geld einzunehmen, machte Dahlmeier vorzeitig Schluss damit. Weil es sie nicht erfüllte. Weil es ihr keine Lebensfreude mehr gab. Weil es sie nicht mehr herausforderte. Sie entschwand dem ganz großen Scheinwerferlicht, beim Biathlon trat sie nur noch als Expertin für das ZDF auf.

In ihrem Alltag folgte sie nun ihrer großen Leidenschaft: den Bergen. Hier fühlte sie sich frei, hier fühlte sie sich gefordert. “Ich bin ein Kind der Berge”, schrieb sie in ihrem Buch “Wenn ich was mach, mach ich’s gscheid”. “Das Schönste, das ich mir vorstellen kann, ist, wenn ich mit lieben Menschen draußen am Berg bin. Dann bin ich vollkommen zufrieden. Das ist für mich das pure, echte Leben.”

Dieses pure, echte Leben teilte sie auch mit ihren Fans. Auf ihrem Instagram-Profil finden sich Fotos aus Nepal, Italien, Österreich und Deutschland. Bergspitze um Bergspitze bestieg die deutsche Ausnahmesportlerin – stets mit einem Lächeln im Gesicht.

Ihre Freude mit Fahrlässigkeit zu verwechseln, wäre ein Fehler. Dahlmeier kannte das Risiko ihres Hobbys. “Ich bin mir dessen bewusst, dass es da alpine Gefahren gibt, und dass es schon auch ein Risiko birgt, da unterwegs zu sein”, sagte sie in ihrer ZDF-Doku. Bei einer gemeinsamen Tour mit ihrem Vater stürzte sie einst, weil ein Griff ausgebrochen war. “Ich bin mittlerweile viel sensibler, was brüchiges Gestein anbelangt. Einfach, dass man merkt: Man ist auch nicht unsterblich”, erklärte sie.

Dennoch wollte sie ihre Leidenschaft nicht ruhen lassen. Sie wollte etwas erleben, neue Erfolge feiern, ihre Freiheit spüren. Laura Dahlmeier starb dort, wo sie sich am lebendigsten fühlte – in den Bergen.

Laura Dahlmeier ist im Alter von 31 Jahren in Pakistan gestorben. Sie hinterlässt einen Vater, eine Mutter und einen Bruder.