ZF-Aufsichtsrat verschiebt Restrukturierung der Antriebssparte

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Der Aufsichtsrat von ZF hat keine Entscheidung über die Zukunft der defizitären Antriebssparte getroffen. Kapitalseite und Arbeitnehmervertreter konnten sich auf Maßnahmen einigen, wie die Division mit ihren Kernstandorten Saarbrücken und Schweinfurt wieder in die schwarzen Zahlen geführt werden soll. Wie Unternehmen und Gesamtbetriebsrat in getrennten Meldungen am Abend bestätigten, hat sich das Kontrollgremium des baden-württembergischen Traditionsunternehmens lediglich auf ein Eckpunktepapier verständigt. Das nun verabschiedete Konzept sieht ein sogenanntes „Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung“ vor, das nach Angaben der Arbeitnehmervertreter ein Zeitfenster bis Ende September eröffnet, „um gemeinsam einen Weg nach vorne“ für die betroffene Sparte zu beschreiben.

Die Diskussionen im Aufsichtsrat sind hart gewesen. Einen digitalen Informationstermin für die führenden Manager der Antriebssparte musste das Unternehmen am Nachmittag verschieben, weil das Kontrollgremium zu keinem Ergebnis kam. „Die geplante Ausgliederung oder gar der Verkauf der Antriebssparte ist keine Strategie, die wir mittragen können. Elektromobilität ist kein Randthema, sondern das Herzstück der Transformation. Sie muss bei ZF bleiben – Ausgliederung oder Verkauf wären ein fataler Fehler“, sagt Achim Dietrich, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats.

Das Unternehmen weist auf die intensiven Gespräche zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretung hin, die die Basis für das Eckpunktepapier gebildet haben. „Beide Seiten bekennen sich zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Ziel, tragfähige Lösungen im Sinne der Beschäftigten und des Unternehmens zu finden. Die Vereinbarung markiert den Startpunkt für eine eigenständige und selbstbewusste Restrukturierung der Antriebssparte“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Die Restrukturierungsmaßnahmen sollen bis zum 30. September in konkreten Vereinbarungen von den zuständigen Gremien festgeschrieben werden.

Vor der Aufsichtsratssitzung hatte ZF harte Einschnitte angekündigt, um die Sparte wieder in die Gewinnzone zu bringen. Zudem steht ein Verkauf, ein Teilverkauf oder die Suche nach Partnern im Raum. „Der Plan ist, dass wir die Pkw-Antriebssparte mit einer zügigen Restrukturierung in die wirtschaftliche Erfolgsspur bekommen – als Vorbedingung für die Suche nach einem Partner“, hatte ein Unternehmenssprecher der F.A.Z. zuvor gesagt. Gesamtbetriebsrat und IG Metall lehnen die Pläne ab, die die Antriebssparte aus dem Konzern herauslösen könnten. Gegen die Pläne hatten am Dienstag bundesweit an mehr als zehn ZF-Standorten mehrere Tausend Beschäftigte des Zulieferers demonstriert.

Die Probleme der ZF-Sparte sind immens. Bei Invertern, elektrischen Achsen und Elektromotoren liegen die Preise jeweils im zweistelligen Prozentbereich über denen der Konkurrenten. Hinzu kommt, dass ZF Bestandskunden bei Hybridgetrieben, also Getrieben, die einen zusätzlichen Elektromotor haben, Preisnachlässe dafür gewährt hat, dass sie auch reine Elektrokomponenten von ZF kaufen. „So gewinnen wir aktuell zu wenig Aufträge. Die Qualität unserer Produkte ist gut, aber das Preisniveau ist oft zu hoch“, hatte der Unternehmenssprecher weiter erklärt.