Diese 7 Faktoren können die Ohrgeräusche verschlimmern

9

Was Sie vermeiden sollten

Diese sieben Faktoren können Tinnitus verschlimmern


31.07.2025 – 10:20 UhrLesedauer: 5 Min.

RockkonzertVergrößern des Bildes

Rockkonzert: Lärmbelastung kann sowohl Tinnitus verursachen als auch bereits vorhandene Ohrgeräusche verstärken. (Quelle: EyeEm Mobile GmbH)

News folgen

Tinnitus betrifft Millionen Menschen – und kann deren Lebensqualität stark beeinträchtigen. Umso wichtiger ist es, Risikofaktoren möglichst auszuschalten.

Fast alle Menschen kennen Ohrgeräusche. Bei den meisten lassen Pfeifen, Piepen, Brummen und Summen nach kurzer Zeit wieder nach. Doch manche Betroffene leiden unter chronischem Tinnitus. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit erleben 5 bis 15 Prozent der Erwachsenen irgendwann länger andauernde Ohrgeräusche. Bestimmte Risikofaktoren können Tinnitus verschlimmern.

Tinnitus ist der lateinische Begriff für “Klingeln”. Doch die Ohrgeräusche, die Menschen mit einem Tinnitus wahrnehmen, können unterschiedlich sein. Manche beschreiben ein Klingeln, Pfeifen oder Piepen, andere ein Brummen, Summen, Klopfen oder Rauschen. Tinnitus kann einseitig oder beidseitig auftreten. Das Ohrgeräusch kann vorübergehend oder dauerhaft präsent sein. Auch die Lautstärke kann variieren.

Halten die Ohrgeräusche länger als drei Monate an, sprechen Experten von chronischem Tinnitus. Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. zufolge bekommen etwa 250.000 Deutsche jährlich einen chronischen Tinnitus. Je nach Ausprägung kann Tinnitus mit einem erheblichen Leidensdruck verbunden sein. Laut der Tinnitus-Liga leiden rund 1,5 Millionen Menschen hierzulande “sehr” unter ihren Ohrgeräuschen.

Nicht immer lässt sich herausfinden, was der Auslöser ist. Ist die Ursache unbekannt, handelt es sich um idiopathischen Tinnitus. Bestimmte Risikofaktoren können den Tinnitus verstärken. Zu den wichtigsten gehören:

  1. Lärm
  2. Schwerhörigkeit
  3. Stress und psychische Belastung
  4. bestimmte Medikamente
  5. Verspannungen in Nacken und Kiefer
  6. auf den Organismus anregend wirkende Substanzen wie Koffein, Alkohol und Nikotin
  7. Stille

Lärm ist ein häufiger Auslöser von Tinnitus, da er die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr schädigen kann. Es wird vermutet, dass die zerstörten oder gereizten Sinneszellen keine Signale mehr an das Gehirn weiterleiten. Das Ausbleiben echter Signale führt zu einer Fehlanpassung im Hörzentrum des Gehirns: Die Nervenzellen reagieren mit gesteigerter Aktivität, wodurch es zur Wahrnehmung von Phantomgeräuschen kommt.

Auch zu viel oder häufiger Lärm kann einen bestehenden Tinnitus verschlimmern. Ob laute Musik, Baulärm oder Lärm am Arbeitsplatz – das empfindliche Innenohr kann dadurch überreizt oder sogar geschädigt werden, sodass die Ohrgeräusche sich verstärken oder erneut auftreten können.

Schwerhörigkeit hängt ebenfalls eng mit Tinnitus zusammen: Sie ist nach Lärm die zweithäufigste Ursache für die Ohrgeräusche. Schätzungen gehen davon aus, dass über 50 Prozent der Personen mit mehr oder weniger ausgeprägtem Hörverlust einen Tinnitus haben. Nicht selten ist dies eines der ersten Symptome einer beginnenden Hörminderung.

Laut dem Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. ist es für ältere Menschen besonders wichtig, Hörprobleme aktiv anzugehen. Das frühzeitige Tragen eines Hörgeräts kann nicht nur die Ohrgeräusche lindern. Studien haben zudem gezeigt, dass Hörgeräte die psychosozialen, kommunikativen und kognitiven Funktionen verbessern. Auch sozialer Abgrenzung, Depressionen und Ängsten wird entgegengewirkt. Bei anhaltenden Ohrgeräuschen ist es daher empfehlenswert, einen Hörtest durchführen zu lassen.

Viele Betroffene spüren, dass ihr Tinnitus bei Stress schlimmer wird. Stress wirkt auf das zentrale Nervensystem – und in der Folge schüttet der Körper vermehrt Stresshormone wie Cortisol aus. Dadurch kann sich auch die Wahrnehmung von Geräuschen verändern. Gleichzeitig fällt es dem Gehirn unter Stress schwerer, unwichtige Geräusche auszublenden. Die Ohrgeräusche können deshalb lauter und intensiver wirken. Es wird außerdem diskutiert, ob Stress oder seelische Belastungen sogar einen Tinnitus auslösen können. Ob das wirklich so ist, ist bisher jedoch nicht eindeutig geklärt.

Auch Medikamente können als Nebenwirkung Ohrgeräusche auslösen. In der Regel lassen diese nach Beendigung der Einnahme wieder nach. Allerdings gibt es auch Medikamente, die das Innenohr irreversibel schädigen können. Zu den Medikamenten, die Ohrgeräusche verursachen können, gehören unter anderem:

  • NSAR: Schmerzmittel und Entzündungshemmer aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen und Diclofenac können zeitweise Tinnitus verursachen, indem sie auf die Durchblutung des Innenohrs und die Signalverarbeitung im Hörnerv einwirken.
  • ASS: Das ebenfalls zu den NSAR gehörende Mittel wird unter anderem gegen Schmerzen und aufgrund der blutgerinnungshemmenden Wirkung zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlafanfall angewendet. In hoher Dosierung können Ohrgeräusche auftreten.
  • Antibiotika: Manche haben das Potenzial, das Innenohr anhaltend zu schädigen. Dazu gehören zum Beispiel Antibiotika mit Aminoglykosiden (etwa Amikacin, Neomycin und Gentamicin), Tetracyclinen (etwa Doxycyclin und Eravacyclin) sowie Makrolid-Antibiotika (etwa Azithromycin, Clarithromycin und Erythromycin).
  • Diuretika: Diese Entwässerungsmittel können die Elektrolytbalance im Innenohr stören. Beispiele für Diuretika mit möglicher Nebenwirkung Tinnitus sind Furosemid und Torasemid. Vor allem bei Patienten mit Nierenschwäche können sie das Gehör beeinträchtigen.
  • Antidepressiva: Sowohl SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren beziehungsweise -Hemmer) als auch trizyklische Antidepressiva können vereinzelt Hörstörungen und Tinnitus auslösen. Als Ursache wird eine Beeinflussung der zentralen Hörverarbeitung vermutet.

Ebenso berichten einige Betroffene von einer Verschlimmerung bei Belastungen des Nackenbereichs, etwa aufgrund von häufiger Schreibtischarbeit. Auch ein verspannter Kiefer kann unter Umständen Tinnitus verstärken. Die anatomische Nähe zwischen der Halswirbelsäule, den Kaumuskeln und den Gehörbahnen ist dafür verantwortlich, dass sich Störungen im Muskel- oder Gelenkbereich auf das Hörsystem auswirken können.

Wie Ohrgeräusche durch Verspannungen genau ausgelöst werden, ist bislang nicht abschließend geklärt. Eine Theorie ist, dass sich die Daueranspannung in den Nackenmuskeln über eine Nervenverbindung zum Hörsystem im Gehirn überträgt: Möglicherweise führen starke Verspannungen der Nacken- oder Kiefermuskulatur dazu, dass verstärkt Alarmsignale an das Gehirn gesendet werden – und dieses die Nervenreize fehlerhaft verarbeitet. Ein gesicherter Zusammenhang zwischen einer verspannten Nackenmuskulatur und Ohrgeräuschen lässt sich bislang nicht nachweisen.