Viel spricht dafür, dass die Deutschen häufiger das E-Auto wählen

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Von einem echten „Run auf Elektroautos“ kann hierzulande noch immer nicht die Rede sein. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass sich das bisher düstere Bild langsam etwas aufhellt. Die jüngsten Daten und Umfrageergebnisse des größten Autoversicherers HUK zeigen, dass unter privaten Autokäufern die Quote der Umsteiger vom Verbrenner zum Elektroantrieb im zweiten Quartal 2025 deutlich gestiegen ist – und dass elektrische Autos erstmals positiver gesehen werden als Verbrenner.

Die Umsteigerquote von 5,5 Prozent deutet noch immer nicht in Richtung Revolution. Aufhorchen lässt aber der Umstand, dass gerade Vielfahrer mehr an einem Umstieg interessiert sind als diejenigen, die wegen Kurzstreckenfahrten nur wenige Kilometer im Jahr zurücklegen und eigentlich für die Nutzung eines Elektroautos prädestiniert scheinen.

Viele Faktoren tragen zu einem Stimmungsumschwung bei: Es gibt mehr Schnelladesäulen in den Städten, an Tankstellen oder an den Autohöfen entlang der Autobahn. Die Elektroautos haben beim Laden an Geschwindigkeit zugelegt, die neuesten können auch in 20 bis 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent der Batteriekapazität laden. Schließlich scheinen die Pannen bei der Bedienung von Ladesäulen weniger zu werden.

Es ist weniger exotisch geworden

Mit Elektroauto zu fahren kann auch Spaß machen, wenn etwa von null Stundenkilometern an sofort die maximale Leistung zur Verfügung steht. Und es ist einfach weniger exotisch geworden: Die steuerliche Förderung von elektrischen Dienstwagen hat dafür gesorgt, dass Elektroautos zum deutschen Straßenbild gehören und überall im Bekanntenkreis auch von positiven Erfahrungen berichtet werden kann.

Für die deutsche Autoindustrie ist jeglicher Umschwung in Richtung von mehr Nachfrage für Elektroautos höchst willkommen. Die seit Jahren verbreiteten Vorurteile, dass in Deutschland eben die Wende in Richtung Elektroantrieb verschlafen worden sei, sind schon lange überholt: Mit dem Aufwand von vielen Milliarden Euro haben die deutschen Konzerne inzwischen an die 40 Elektromodelle mit noch mehr unterschiedlichen Motorvarianten auf den Markt gebracht. Doch sie konnten bisher ihre Investitionen in die Entwicklung der vielen Elektroautos nicht in Verkaufserfolge umsetzen.

Dafür gibt es viele Hindernisse, die auch heute noch einem schnelleren Erfolg des Elektroantriebs im Wege stehen: Zu viele Politiker und Klimaschützer beschränkten sich darauf, mit Vorschriften etwa zum CO2-Flottenausstoß neuer Autos einen Umstieg zu erzwingen, und das Ziel mit viel Rhetorik auszuschmücken.

Für die Voraussetzungen des Umstiegs wurde wenig getan, etwa für das Ladesäulennetz, mehr Verfügbarkeit von Strom in den Wohnvierteln und am Arbeitsplatz, das Aufbrechen von Oligopolen von lokalen Stromversorgern auf dem Lademarkt, und für konkurrenzfähige Preise für das Laden der E-Autos.

Nun haben viele Eigenheimbesitzer eine Wallbox zum nächtlichen Laden von Elektroautos in der Garage. Was aber die Bewohner von Mehrfamilienhäusern für das Laden von E-Autos tun können, bleibt ungeklärt.

Ein Feuerwerk von BMW und Mercedes

Die Entwicklung der Voraussetzungen für den Betrieb von mehr Elektroautos bleibt also zäh, und mehr sichtbare Initiativen auf diesem Feld wären wünschenswert. Der Konjunktur könnte auch eine Förderprämie für private Autokäufer helfen, die in den günstigeren Marktsegmenten bis zur unteren Mittelklasse ein Elektroauto anschaffen wollen.

Rosigere Aussichten für eine schnellere Entwicklung der Nachfrage für Elektroautos sind aber schon ab dem Herbst zu erwarten. Denn für die Automesse IAA in München planen BMW und Mercedes ein Feuerwerk mit technischen Neuerungen für Elektroautos abzubrennen; mit richtig schnellen Ladezeiten, Reichweiten von 700 und 800 Kilometern und einfach schönen Autos.

Damit kann dann endlich Schluss sein mit dem Klischee von den verschlafenen Autoherstellern. Umgekehrt gilt dann: Es sind endgültig die attraktiven Modelle mit Elektroantrieb, die eine Wechselstimmung zugunsten des E-Autos befeuern.