Mediamarkt-Übernahme: Ein Eigentümer aus China ist kein Drama

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In der Übernahme der Elektronikhandelsholding Ceconomy kommen Angebot und Nachfrage sehr gut zusammen. Auf der einen Seite stehen langjährige Aktionäre, die eigentlich kaum noch Interesse an ihrem Investitionsobjekt haben und mehr aus Tradition statt Motivation dabei sind. Auf der anderen Seite steht ein chinesischer Online-Gigant, der allerdings im Heimatmarkt enorm unter Druck steht und gleichzeitig bislang Schwierigkeiten hatte, in Europa Fuß zu fassen. 4,60 Euro je Aktie scheint ein Preis zu sein, auf den sich JD.com und die Altaktionäre Haniel, Beisheim und Freenet gut einigen konnten, damit die einen gesichtswahrend raus kommen und der andere rein darf.

So steigt JD.com zum Großaktionär des größten europäischen Elektronikhändlers mit seinen Ketten Mediamarkt und Saturn auf. Inklusive Schulden entspricht das einem Unternehmenswert von 4 Milliarden Euro – für einen Konzern mit rund 50.000 Mitarbeitern, einem Filialnetz von mehr als 1000 Märkten und einem Jahresumsatz von 22,4 Milliarden Euro.

Die Herkunft des Käufer regt Spekulationen an, manche befürchten ein weiteres Signal für den Ausverkauf der deutschen Wirtschaft oder stärkere Einflussnahme aus China. Nun ist eine Elektronikhandelskette kein Hafen oder Chipfertiger und damit weniger strategisch bedeutsam. Auch ist JD.com ein Gegenmodell zu Billighändlern wie Temu und Shein, die Europa mit Ramsch fluten und zu Recht von Plattformüberwachern und Zollbehörden genau beobachtet werden.

Gründungsaktionär bleibt an Bord

Mediamarkt und Saturn werden sicher nicht zu digitalen Ein-Euro-Läden verwandelt. Natürlich gibt es Risiken, die gibt es immer bei solchen Vereinbarungen: Wenn jetzt davon gesprochen wird, dass alle Läden bestehen bleiben, keine Arbeitsplätze gestrichen werden und das Management eigenständig weitermachen darf, muss man genau beobachten, ob solche Versprechen die dreijährige Wartefrist überstehen – oder ob nicht doch irgendwann Sparen statt Investieren aus China diktiert wird.

Dagegen spricht, dass mit Convergenta und der Familie Kellerhals ein Gründungsaktionär an Bord bleibt, der die Kultur kennt und weiterträgt – und auch als Juniorpartner ein Korrektiv sein kann. Operativ können die beiden Elektronikhändler enorm voneinander profitieren – was Lieferketten, Reichweiten und Technik angeht. Ein motivierter Eigentümer kann auch eine Chance sein.