Apple: Trumps Zölle treiben iPhone-Verkäufe in die Höhe

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Die Serie guter Geschäftsergebnisse aus der Technologiebranche setzt sich fort: Der Elektronikkonzern Apple meldete am Donnerstag nach Börsenschluss deutlich bessere als erwartete Quartalszahlen. Die Umsätze mit dem iPhone, seinem mit Abstand wichtigsten Produkt, sind so stark gewachsen wie seit Jahren nicht mehr. Selbst auf dem zuletzt schwierigen chinesischen Markt ist Apple wieder auf Wachstumskurs zurückgekehrt.

In der amerikanischen Heimat hat die gute Entwicklung offenbar auch mit den Zolldrohungen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu tun. Vorstandschef Tim Cook sagte in einer Telefonkonferenz, gerade zu Beginn des Quartals habe Apple beobachtet, dass Amerikaner aus Sorge um steigende Verkaufspreise die Anschaffung von Geräten des Unternehmens vorgezogen hätten, insbesondere iPhones und Macintosh-Computern. Dies sei an “ungewöhnlichen Kaufmustern“ abzulesen und “offensichtlich“ gewesen. Apple schätze, dieser Effekt habe zum gesamten Umsatzwachstum von 10 Prozent einen Prozentpunkt beigetragen.

Apple lässt bislang fast alle seine Geräte außerhalb der USA fertigen und ist daher sehr anfällig für Importzölle. Die meisten Produkte werden in China gefertigt, allerdings hat der Konzern in jüngster Zeit versucht, seine Lieferkette in Asien zu diversifizieren und auch verstärkt in Indien und Vietnam produzieren zu lassen. Cook sagte vor drei Monaten, er rechne damit, dass im nun abgelaufenen Geschäftsquartal die Hälfte aller in den USA verkauften iPhones aus Indien kommen werde, außerdem fast alle iPads, Macintosh-Computer, Apple-Watch-Uhren und AirPod-Kopfhörer aus Vietnam. Jetzt sagte er, dies werde auch im nächsten Quartal der Fall sein.

Trump will, dass Apple in den USA produziert

Trump ist diese Verlagerung in andere asiatische Länder ein Dorn im Auge. Er hat Apple aufgefordert, seine Geräte in den USA herzustellen. Im Mai drohte er damit, auf alle importierten iPhones einen Zoll von mindestens 25 Prozent zu erheben. Cook sagte jetzt, letztlich wolle Apple “mehr in den USA tun“, wobei er sich nicht festlegen wollte, ob dies auch die Fertigung von Geräten umfassen könnte. Er verwies darauf, dass Apple schon heute Chips für seine Produkte in den USA herstellen lasse. Weiter erwähnte er eine Vereinbarung, die sein Konzern kürzlich mit MP Materials geschlossen hat. Das ist ein Unternehmen, das Seltene Erden in den USA fördert und verarbeitet. Diese Metalle sind wichtige Inhaltsstoffe für elektronische Geräte und andere Produkte.

Wie Cook sagte, haben Importzölle im vergangenen Quartal zusätzliche Kosten von 800 Millionen Dollar verursacht. Das war etwas weniger als er selbst vor drei Monaten vorausgesagt hat, damals war von 900 Millionen Dollar die Rede. Für das nächste Quartal erwartet er Belastungen von 1,1 Milliarden Dollar, unter der Annahme, dass alle Zölle auf dem heutigen Stand bleiben.

Apples Aktienkurs notierte im nachbörslichen Handel zeitweise rund 2 Prozent im Plus. Der Konzern hat an der Börse bislang ein schwieriges Jahr hinter sich, die Aktie hat mehr als 17 Prozent an Wert verloren. Damit hat sich Apple weitaus schlechter geschlagen als andere Techgiganten wie Microsoft, Alphabet, Meta oder Nvidia. Apple war noch Anfang April das wertvollste Unternehmen der Welt, liegt aber heute mit seiner Marktkapitalisierung weit hinter Microsoft und Nvidia. Derzeit beträgt sie rund 3,1 Billionen Dollar, Microsoft kommt auf knapp 4 Billionen Dollar, Nvidia sogar auf 4,3 Billionen Dollar.

Insgesamt meldete Apple für die vergangenen drei Monate ein Umsatzplus von 10 Prozent auf 94,0 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 89,5 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn stieg um 9 Prozent auf 23,4 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie von 1,57 Dollar war um 14 Cent höher als erwartet.

Der iPhone-Umsatz stieg im abgelaufenen Quartal um 13 Prozent auf 44,6 Milliarden Dollar. Das lag weit über den Erwartungen, Analysten hatten mit 40,2 Milliarden Dollar gerechnet. Das iPhone stand damit für 47 Prozent des Konzernumsatzes.

In den anderen Segmenten war die Entwicklung gemischt: Das Dienstleistungsgeschäft, zu dem Plattformen wie Apple Music, Apple Pay und der App Store gehören, brachte ein Umsatzwachstum von 13 Prozent auf 27,4 Milliarden Dollar. Dies ist seit einiger Zeit die zweitgrößte Sparte von Apple. Der Umsatz mit Macintosh-Computern stieg um 15 Prozent auf 8,0 Milliarden Dollar. Beim iPad gab es dagegen ein Umsatzminus um 8 Prozent 6,6 Milliarden Dollar. In der Sparte, zu der Produkte wie die Apple Watch, die Airpods und die Computerbrille Vision Pro gehören, fielen die Umsätze um 9 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar.

Apple zeigte sich auch mit Blick auf das nächste Quartal optimistisch und sagte ein Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich voraus. Der Konzern tendiert aber dazu, konservative Prognosen zu geben, im abgelaufenen Quartal hat er seine Vorhersage deutlich übertroffen.