Auch wenn der Zulieferer ZF in seinen Sparbemühungen Erfolge vorweisen kann, hat sich die Gesamtsituation weiter verschlechtert. „Der perfekte Sturm hält nicht nur an, er hat sich noch einmal verstärkt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Klein bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Donnerstag. „Wir werden deshalb unseren Restrukturierungskurs beschleunigen und intensivieren müssen.“ Nach den ersten sechs Monaten schreibt der Traditionskonzern mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee einen Nettoverlust von 195 Millionen Euro. Weil ZF in den vergangenen sechs Monaten bei der Tilgung der Schulden nicht vorankam, liegen die Verbindlichkeiten weiter bei rund 10,5 Milliarden Euro. Zudem geht Finanzchef Michael Frick auch für das gesamte Jahr 2025 von einem Verlust aus und hält einen „leichten Anstieg der Nettoverschuldung für denkbar“.
Vor diesem Hintergrund hat der nach Bosch zweitgrößte deutsche Zulieferer im Juni seine Banken gebeten, die Bedingungen für gewährte Kredite weiter zu lockern. Die Banken hatten im November das „Covenant-Limit“, in dem Fall das Verhältnis zwischen Nettoschulden und operativem Gewinn (Ebitda), für fünf Quartale vom 3,25-Fachen auf das Vierfache des Gewinns ausgeweitet. „Wir haben im Juni sowohl eine zeitliche Verlängerung als auch eine Veränderung in der Höhe unserer Covenant-Limits in den Bankverträgen erzielen können“, sagte Frick, ohne die abermalige Ausweitung genau zu beziffern. Im verkürzten Konzernabschluss zum 30. Juni 2025 legt ZF die Details allerdings offen. Bis Mitte 2026 „liegt die Verschuldungsobergrenze nun bei einem Maximalwert von 4,75“, heißt es dort. Danach reduziere sich der Wert im Zeitablauf schrittweise und sei vom 31. März 2028 an wieder auf dem ursprünglichen Niveau in Höhe von 3,25.
Operativer Gewinn steigt
Neben den Schulden belasten ZF die schwache Autokonjunktur und die ineffiziente Fabriklandschaft im Heimatmarkt. Der Zulieferer hat deshalb mehrere Spar- und Effizienzprogramme auf den Weg gebracht und angekündigt, bis 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Seitdem hat ZF bereits 5700 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen. Dadurch hat sich der bereinigte operative Gewinn (Ebit) verbessert, er stieg im Vorjahresvergleich um zwölf Prozent auf 874 Millionen Euro, was einer Marge von 4,4 Prozent (Vorjahr 3,5 Prozent) entspricht. Der Umsatz ging um 1,7 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro zurück.
Trotz der Verbesserungen ist das Ergebnis unterm Strich negativ: Nach Abschreibungen auf bereits getätigte Zukäufe, Kosten für Fabrikschließungen, Altersteilzeitangebote und Abfindungen, Kosten aus Verkäufen sowie Zinszahlungen und Steuern steht ein Verlust von fast 200 Millionen Euro. Zentral für das Vertrauen der Banken ist nach Angaben von Finanzchef Frick allerdings nicht der Nettoverlust, sondern die Einhaltung der Finanzziele bei operativem Gewinn und Cashflow. Da bestätigte Frick die Prognose: ZF strebe für 2025 eine operative Marge zwischen drei und vier Prozent und einen Cashflow von mehr als 500 Millionen Euro an. Die Umsatzprognose stellte der Finanzchef dagegen infrage. „Wir sehen, dass wir mit unserer Größer-als-40-Milliarden-Prognose derzeit nicht zurechtkommen werden.“
Größtes Problem von ZF ist nach wie vor die defizitäre Antriebssparte. Zwar habe der Bereich im ersten Halbjahr eine schwarze Null erreicht, „aber da viele Produkte nicht wettbewerbsfähig sind, machen wir kaum noch Neugeschäfte“, sagte Klein und kündigte eine harte Restrukturierung an. „Die umfasst eine konsequente Reduktion der Personalüberhänge und die Bewertung, an welchem Standort welche Produkte kostendeckend produziert werden.“ Entscheidend seien jetzt Geschwindigkeit und die enge Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. Genau daran fehlt es aber zurzeit: Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat Entscheidungen über die Zukunft der Antriebssparte vertagt, weil sich Kapitalseite und Arbeitnehmerbank nicht auf eine Strategie einigen konnten und Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsrat zuvor ergebnislos abgebrochen worden waren.