Trumps neue Umweltpolitik: Willkommen im größten Klimatheater der Welt

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Es soll ein Stich werden „mitten ins Herz der Klimareligion“, nicht der erste, aber ultimative, ein Akt der Befreiung: von der Bürokratie, von wirtschaftlichen Fesseln, vom grünen Sektierertum und von der Elektromobilität. Kurz, Amerikas Energieimperien rasen zurück in die fossile Vergangenheit, und der Staat soll damit auf einen Schlag um 54 Milliarden Dollar jährlich reicher werden.

Donald Trumps Mann fürs ökologisch Grobe, Lee Zeldin von der nationalen Umweltbehörde EPA, kriegte sich gar nicht mehr ein vor Verzückung, als er Mitte dieser Woche verkündete: Kohlendioxid und alle anderen klimaschädlichen Treibhausgase werden künftig nicht mehr reguliert. Die Leute sollen wieder guten Gewissens Verbrennerautos kaufen, weg mit dem Klimaschutz, gleichgültig, welchen Dreck die Menschen einatmen. Das heißt auch: Vergesst die Wissenschaft.

Die Luft darf wieder verpestet werden

Was der EPA-Chef mit der Annullierung des in der Obama-Ära vor sechzehn Jahren festgelegten „Endangerment Finding“ ankündigt, ist tatsächlich weit mehr als ein innenpolitisches Manöver, das den ohnehin schon weitgehend abgewickelten Umweltschutz in den USA trifft. Trump legt es darauf an, Nachahmer für seinen politischen Klimavandalismus zu finden. Er hat es sorgfältig vorbereitet, und seine Ministerien und Behördenchefs liefern.

Ein Anblick, der große teile der US-Regierung erfreuen dürfte: Pumpen auf einem Ölfeld in Texas.
Ein Anblick, der große teile der US-Regierung erfreuen dürfte: Pumpen auf einem Ölfeld in Texas.dpa

An der Seite Zeldins in Indianapolis versuchte US-Energieminister Chris Wright, die Absurdität zu erklären, warum die Luft künftig wieder mehr verpestet werden soll und warum ein klimaschädliches Gas, dessen Anreicherung in der Atmosphäre nach dem Willen der Weltgemeinschaft in spätestens fünfundzwanzig Jahren gestoppt werden soll, nun plötzlich als harmlos deklariert wird.

Es seien Wissenschaftler, die ihm das raten, sagt er. Genauer: Fünf Naturwissenschaftler, die vor Monaten den Auftrag bekommen haben, die Klimapolitik auf den Prüfstand zu stellen. Fünf Frauen und Männer, die im weitesten Sinne bereits als Klimaschutzkritiker bekannt waren. Noch bevor Trumps Administration begann, nationale Klimaforschungsinstitute wie die NOAA personell und finanziell zu schröpfen, bekamen sie den Auftrag, den bis dahin üblichen und regelmäßig von mehr als fünfhundert Klimaforschern zusammengestellten Nationalen Klimaschutzbericht durch ihre eigene – „unabhängige“ – Analyse zu ersetzen. Auftraggeber war das Energieministerium.

Abgesegnet von dubiosen Wissenschaftlern

Kurz bevor EPA-Chef Zeldin die Auslöschung der Treibhausgasregelung öffentlich präsentierte, lieferte also Wright den wissenschaftlichen „Stand“ der fünf berufenen Klimawissenschaftler. Ein „absurder Moment“ in der Geschichte der Menschheit, kommentierte das Michael Mann, ein langjähriges Mitglied diverser Klimafachgremien, auch des Weltklimarates IPCC. Und tatsächlich ist es wissenschaftlich an Irrwitz kaum zu überbieten.

DSGVO Platzhalter

Inzwischen wird von mehr als 99 Prozent der klimawissenschaftlichen Fachveröffentlichungen anerkannt, dass die menschengemachten Treibhausgase die entscheidenden Treiber der aktuellen Erderwärmung sind, dass auch desaströse Ereignisse, die tagtäglich registriert werden, zu einem erheblichen Teil darauf zurückzuführen sind. Genau diese Erkenntnisse jedoch sollten von den fünf Klimaschutzkritikern infrage gestellt werden – und sie lieferten in ihrer Analyse, was von ihnen erwartet wurde.

Kohlendioxid löst Dürren aus? „Der Planet ergrünt“, heißt es bei ihnen, weil die Pflanzen das Mehr an Kohlendioxid in ihrer Photosynthese umsetzen. Das Klimagas versauert die Ozeane? Nicht beunruhigend, denn Schwankungen des Säurewertes habe es in der Erdgeschichte immer wieder gegeben. Die Sonne erhitze den Planeten? Durchaus „plausibel“ finden das die fünf Autoren, der Weltklimarat jedenfalls habe die Rolle der Sonne stets heruntergespielt. Und wer als Beleg solide Messwerte in Spiel bringt, wird korrigiert: Die gebe es nicht, schreiben die fünf Kritiker, denn die offiziellen Temperaturwerte würden durch die Hitze der versiegelten Städte verfälscht. Im Umland sei es viel kühler. Klimaleugner-Latein.

So geht das immer weiter in diesem bestellten Gutachten. Zurück bleibt ein Nährboden für die Verunsicherung des Volkes. Genau dies aber könnte das Ziel dieser antiwissenschaftlichen Attacke sein.