Daimler Truck leidet unter von Trump verunsicherten US-Kunden

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Die amerikanischen Kunden von Daimler Truck sind wegen der Zollpolitik ihres Präsidenten verunsichert. Die Spediteure wissen nicht, wie viele Waren in den kommenden Monaten aus aller Welt in den Häfen an Ost- und Westküste ankommen und über die Vereinigten Staaten verteilt werden müssen. Außerdem befürchten sie, dass die Ungewissheit die gesamte US-Wirtschaft lähmen könnte. Die Folge: Sie kaufen keine Fahrzeuge beim größten Lastwagenhersteller der Welt. „Die Kunden sorgen sich, was mit der US-Wirtschaft passiert und wie sich das Frachtaufkommen entwickelt“, sagte die Vorstandsvorsitzende von Daimler Truck, Karin Rådström, zur Präsentation der Halbjahreszahlen am Freitag.

Diese Aussichten verhageln dem Unternehmen das Geschäft. Daimler Truck senkte deshalb die Gewinnpro­gnose für das Gesamtjahr 2025 – es ist das zweite Mal, nachdem der Hersteller schon im Mai seine Ziele nach unten korrigiert hatte. Rådström und Finanzchefin Eva Scherer gehen nun davon aus, am Jahresende nur noch einen operativen Gewinn (Ebit) von 3,6 bis 4,1 Milliarden Euro erreichen zu können. Das wäre im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von bis zu 23 Prozent. „Den Kunden fehlt einfach die Sicherheit, die sie für ihre Investitionsentscheidungen benötigen“, sagte Rådström: „Und das betrifft nicht nur Daimler Truck, das betrifft die gesamte Branche.“

Der Hersteller korrigierte auch die Prognosen für Absatz und Umsatz. Im ärgsten Fall könnte die Zahl der verkauften Fahrzeuge um elf Prozent auf 410.000 zurückgehen und der Umsatz um 13 Prozent auf 44 Milliarden Euro sinken. Für die operative Umsatzrendite (Ebit) strebt Daimler Truck eine Marke zwischen sieben und neun Prozent an, im Vorjahr waren es 8,6 Prozent. Eigentlich wollte das Unternehmen eine Marge von acht bis zehn Prozent erwirtschaften. An der Börse reagierten die Aktionäre des Dax-Konzerns enttäuscht. Das Wertpapier verlor zeitweise sieben Prozent im Kurs.

Stellenabbau in den USA

Wie volatil die Lage für das Unternehmen in den USA ist, zeigen die Auftragseingänge, die in den vergangenen Wochen wieder leicht angezogen haben. „Im Juli haben wir wieder einen etwas besseren Auftragseingang gesehen – es bleibt abzuwarten, ob das ein Trend ist“, sagte Rådström. Im ersten Halbjahr gingen für Daimler Truck in den USA jedoch insgesamt fast 40 Prozent weniger Bestellungen ein. Um diesen Unsicherheiten zu begegnen, senke der Konzern seine Produktionskapazitäten in Nordamerika und baue 2000 Stellen ab, wie Scherer erläuterte.

Zudem ist weiterhin nicht klar, was US-Präsident Donald Trump für die Grenzzölle zwischen Mexiko und den USA plant und ob das Freihandelsabkommen United States-Mexico-Canada-Agreement (USMCA), das den Warenverkehr zwischen diesen Ländern regelt, langfristig Bestand haben wird. „Unsere Prognose basiert auf der Annahme, dass wir im Rahmen des derzeitigen USMCA-Abkommens agieren können“, sagte Finanzchefin Scherer. Sollten sich die Zölle ändern, kann Daimler Truck zwar alle Modelle, die zurzeit in Mexiko gebaut werden, auch in den USA herstellen, allerdings lange nicht in dem erforderlichen Ausmaß.

Nordamerika wird nach der Prognose trotz des starken Absatzrückgangs mit einer Rendite von zehn bis zwölf Prozent Daimlers profitabelster Markt bleiben. Für Europa erwartet Rådström eine stabile Entwicklung mit halb so hoher Marge. Dort soll das Sparprogramm „Cost Down Europe“ das Geschäft und die Marke Mercedes-Benz Trucks wieder profitabler machen. Im Juli hatte Finanzchefin Scherer den mit dem Programm verbundenen Stellenabbau auf rund 5000 beziffert und den Betriebsrat vor den Kopf gestoßen, der zwar Einsparungen, aber keinen Personalabbau in dieser Höhe mittragen will. Rådström verteidigte das Programm nun noch einmal: Die Kosten in Deutschland seien nicht wettbewerbsfähig. „Wenn ich alles zusammenrechne, ist in Deutschland ein Personalabbau von 5000 Stellen notwendig.“