Sehnervschäden
Neue Nebenwirkung von Abnehmspritzen trifft vor allem Gesunde
Aktualisiert am 02.08.2025 – 10:41 UhrLesedauer: 2 Min.

Viele Menschen nutzen Abnehmspritzen – immer mehr auch ohne medizinischen Grund. Doch gerade bei ihnen könnte das schwerwiegende Folgen für die Augen haben.
Die Hoffnung: schnell und effektiv abnehmen – ganz ohne Verzicht. Millionen Menschen setzen deshalb auf sogenannte Abnehmspritzen wie Ozempic oder Wegovy. Doch vor wenigen Wochen hat die europäische Arzneimittelbehörde Ema eine neue Nebenwirkung des Wirkstoffs festgestellt: Wer GLP-1-Rezeptoragonisten einnimmt, hat ein erhöhtes Risiko für eine akute Schädigung des Sehnervs – eine sogenannte nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (NAION), die zum Verlust des Sehvermögens führen kann.
Die Behörde hat daraufhin die NAION als “sehr seltene Nebenwirkung” in den Fachinformationen von Semaglutid-Produkten wie Ozempic, Wegovy oder Rybelsus gelistet. Nun hat eine neue Studie aus den USA gezeigt, dass aber nicht alle Menschen gleichermaßen von dieser Nebenwirkung betroffen sind. Den Ergebnissen zufolge könnten besonders gesunde Menschen ein höheres Risiko für den Sehnervschaden haben. Also Personen, die weder einen Diabetes haben noch krankhaft übergewichtig (adipös) sind, sondern die Medikamente nutzen, um nur etwas an Gewicht zu verlieren.
Die US-Studie hat die Daten von mehr als 700.000 Menschen ausgewertet. Darunter waren rund 65.000 Betroffene, bei denen der Sehnervschaden aufgetreten war. Die Forscher verglichen, welche GLP-1-Rezeptoragonisten diese Menschen zuvor eingenommen hatten (Dulaglutid, Liraglutid, Semaglutid und Exenatid) und wie lange (ein bis drei Jahre).
Das Ergebnis: Vor allem bei Menschen ohne Diabetes oder starkes Übergewicht – also ohne die typischen Gründe für die Anwendung – war das Risiko für die Augenerkrankung deutlich erhöht. In dieser Gruppe verdoppelte sich die Wahrscheinlichkeit für eine NAION. Besonders auffällig war das bei den Wirkstoffen Liraglutid und Semaglutid. Zum Vergleich: Bei Menschen mit Adipositas ließ sich kein erhöhtes Risiko nachweisen. Bei Diabetikern lag lediglich für Semaglutid ein um 24 Prozent erhöhtes Risiko vor.
Auch die Dauer der Anwendung spielte eine Rolle: Je länger die Mittel eingenommen wurden, desto geringer war das Risiko – mit Ausnahme von Semaglutid. Hier war die Gefahr selbst nach längerer Einnahme noch etwa doppelt so hoch wie bei Personen ohne Anwendung.
Die Beschwerden bei einer NAION treten meist innerhalb kürzester Zeit auf, innerhalb von Minuten, Stunden oder in seltenen Fällen auch Tagen. Die Erkrankung führt zu einer plötzlichen, meist einseitigen Verschlechterung des Sehvermögens. Ursache ist eine gestörte Durchblutung des Sehnervs. Dies geschieht in der Regel ohne Schmerzen. Männer über 60 Jahre gelten als besonders gefährdet.
Die Ema empfiehlt, bei plötzlichem Sehverlust oder einer schnellen Verschlechterung des Sehvermögens sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Augenärzte können die Diagnose NAION durch eine gründliche Untersuchung stellen. Falls sich der Verdacht bestätigt, sollte die Behandlung mit Semaglutid beendet werden.