Amerikanische U-Boote sind ständig unterwegs. Liegen sie nicht für die Proviantaufnahme oder Überholung im Hafen, sind sie irgendwo in den blauen Weiten der Weltmeere. Ihre Routen hält das Pentagon streng geheim. Informationen über ihre Bewegungen erreichen so gut wie nie die Öffentlichkeit. Umso erstaunlicher ist es, dass der amerikanische Präsident am Freitag in einem Beitrag auf seinem Social-Media-Dienst Truth Social verkündete, er habe angewiesen, zwei Atom-U-Boote in die „geeigneten Regionen“ zu entsenden. Trump trieb damit eine Auseinandersetzung mit dem früheren russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew weiter, diesmal mit einer unverhohlenen atomaren Drohung.
Angefangen hatte das Wortduell nach Trumps Ankündigung, Ende nächster Woche neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, sollte das Land nicht einer Waffenruhe im Ukrainekrieg zustimmen. Medwedjew hatte dazu auf X geschrieben: „Jedes neue Ultimatum ist eine Bedrohung und ein Schritt zum Krieg. Nicht zwischen Russland und der Ukraine, sondern mit seinem eigenen Land.“ Trump warnte daraufhin auf Truth Social, Medwedjew solle auf seine Worte achten, er begebe sich „auf sehr gefährliches Terrain“. Da er in dem Beitrag auch „tote Volkswirtschaften“ Indiens und Russlands erwähnte, nahm Medwedjew in seiner Antwort auf Telegram darauf Bezug. Trump solle sich an die „tote Hand“ erinnern, ein System, dass einen nuklearen Gegenschlag der Sowjetunion sicherstellen sollte, auch wenn die Führung nicht mehr in der Lage gewesen wäre, den Befehl dazu zu geben.
Der amerikanische Präsident schrieb nun auf Truth Social, er habe die U-Boot-Bewegungen für den Fall angeordnet, dass Medwedjews „dumme und aufrührerische Stellungnahmen mehr sind als nur dies.“ Worte seien „sehr wichtig und können oft ungeahnte Konsequenzen haben. Ich hoffe, dies ist nicht einer dieser Fälle“, schrieb Trump. Journalisten sagte er später, die Drohung Medwedjews sei „unangemessen“ gewesen. „Eine Drohung wurde ausgesprochen, also müssen wir sehr vorsichtig sein“, sagte er, als er das Weiße Haus auf dem Weg zu seinem Wochenendaufenthalt in New Jersey verließ. „Wir werden unsere Bürger beschützen“, ergänzte der amerikanische Präsident.
Monatelang unter Wasser
Trumps Worte lassen jedoch vieles im Unklaren. Die Vereinigten Staaten verfügen über zwei Typen von U-Booten, die er gemeint haben könnte. Zum einen gibt es strategische U-Boote. Diese tragen Atomwaffen und sollen die Zweitschlagskapazität eines Landes sicherstellen. Zum anderen gibt es Jagd-U-Boote. Deren Aufgabe ist es, die U-Boote und Schiffe anderer Länder aufzuspüren und im Kriegsfall zu versenken. Beide Typen sind in den Vereinigten Staaten nukleargetrieben. Wenn Trump von „Atom-U-Booten“ spricht, bleibt also unklar, welche er meint.
Rätselhaft ist auch der Verweis darauf, dass er das tue, um auf eine Bedrohung zu reagieren. Keine der beiden U-Boot-Typen hat Waffen an Bord, mit denen atomare Raketen abgefangen werden können. Darüber hinaus müssen die strategischen U-Boote nicht „in geeignete Regionen“ verlegt werden. Diese sind üblicherweise so stationiert, dass sie mit ihren Trident-Atomraketen Russland erreichen können. Trumps Befehl hätte also keine Änderung der Lage zur Folge.
Die Vereinigten Staaten verfügen eigenen Angaben zufolge über 14 strategische U-Boote mit jeweils maximal 20 Atomraketen. Die Raketen haben keine vorprogrammierten Ziele, wenn das Boot den Hafen verlässt. Die Ziele werden im Falle des Falles über eine sichere Verbindung von den Vereinigten Staaten aus an die Besatzung durchgegeben. Die U-Boote sind typischerweise auf mehr als zwei Monate dauernden „Abschreckungs-Patrouillen“. Die meiste Zeit verbringen sie dabei unter Wasser, da sie über Wasser leichter geortet werden könnten. Die Einsatzdauer dieser Boote der Ohio-Klasse wird nur durch die Menge an Proviant für die Besatzung begrenzt. Frischluft und Frischwasser produzieren sie ständig selbst.
Ähnlich ist es mit den Jagd-U-Booten, von denen die US-Navy rund 50 Stück besitzt. Diese können nicht nur gegen Schiffe und andere U-Boote eingesetzt werden. Sie verfügen teilweise auch über Marschflugkörper, mit denen sie Ziele an Land angreifen können.
Aufgrund dieser Charakteristika – die auch Russland bekannt sind, weil es ebenfalls über atomgetriebene U-Boote verfügt – ist es unklar, was Donald Trump mit seiner Ankündigung erreichen wollte. Sein früherer Sicherheitsberater John Bolton sagte auf CNN, diese sei „riskant“. Vor allem aber zeige sie, dass Trump nicht verstanden habe, wie man U-Boote einsetzt. Die „Washington Post“ zitierte den Fachmann Mark Cancian von einem Washingtoner Think Tank mit den Worten, das Pentagon teile U-Boot-Bewegungen nur mit, wenn es ein Signal senden wolle – es gab keine Bestätigung für die U-Boot-Bewegungen aus dem Verteidigungsministerium. Im Falle Russlands gehe es um Abschreckung und Rückschlagmöglichkeiten, so Cancian. Trumps Worte seien in diesem Zusammenhang also ein Paradebeispiel dafür, dem Gegenüber eine Botschaft zukommen zu lassen.