Trump feuert McEntarfer: Angriff auf die Statistik

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Präsident Donald Trump hat die Chefin des Amtes für Arbeitsstatistik (BLS = Bureau of Labor Statistics), Erika McEntarfer, gefeuert. Zuvor hatte der jüngste Arbeitsmarktbericht offenbart, dass Amerikas Arbeitsmarkt im Juli etwas weniger neue Stellen schuf und in den beiden Monaten davor fast gar keine zusätzlichen Arbeitsplätze produzierte.

Die Entlassung der von Präsident Joe Biden nominierten Beamtin, die seit 20 Jahren als Arbeitsmarktökonomin in der Bundesregierung tätig ist, löste einen Schock unter Wissenschaftlern und in Institutionen aus. Viele nutzen die Arbeitsmarktdaten als Basis für Prognosen und politische Entscheidungen. Zahlreiche Ökonomen meldeten sich mit scharfer Kritik zu Wort.

Trump hielt der Beamtin vor, die Arbeitsmarktdaten zu manipulieren – wie sie es zuvor schon praktiziert habe, um Kamala Harris zum Wahlsieg zu verhelfen. Er verwies darauf, dass im Vorjahr die Arbeitsmarktzahlen viel zu positiv dargestellt worden seien, bevor sie revidiert werden mussten. Die Resultate für Juni und Mai dieses Jahres waren tatsächlich Ergebnisse einer umfangreichen, ungewöhnlich großen Revision, mit der die zunächst solide scheinenden Arbeitsmarktergebnisse um knapp 260.000 nach unten korrigiert wurden.

Die Industrie büßte Stellen ein

Die Botschaft des jüngsten Arbeitsmarktberichts lautete in seiner Essenz, dass der Arbeitsmarkt in den jüngsten drei Monaten stagnierte und die Industrie, deren Reanimierung im Zentrum von Trumps Wirtschaftspolitik steht, sogar Stellen einbüßte. Trump und das Weiße Haus dagegen pochen darauf, dass die Volkswirtschaft „boomt“. Zuvor hatten Konjunkturdaten von Regierungsbehörden offenbart, dass die Inflation in den letzten drei Monaten jeweils leicht gestiegen war, während sich das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorjahr auf 1,2 Prozent halbiert hatte.

Besonders scharfe Kritik an der Entlassung der Beamtin, die von 86 der 100 Senatoren als Behördenchefin im Amt bestätigt worden war, übte ihr pensionierter, einst von Trump nominierter Amtsvorgänger William Beach, ein langjähriger Forscher an der erzkonservativen Denkfabrik Heritage. Trump suche einen Sündenbock für unerfreuliche Wirtschaftsnachrichten. „Die Kommissarin bestimmt nicht, wie die Zahlen ausfallen, sondern berichtet lediglich über das, was die Daten zeigen“, so Beach weiter.

Der Prozess zur Erhebung der Zahlen sei bewusst dezentral organisiert, um Manipulationen zu vermeiden. Das BLS verwende jeden Monat denselben bewährten, transparenten und verlässlichen Prozess zur Erstellung seiner Schätzungen. Jeden Monat überarbeite das BLS die Beschäftigungsschätzungen der beiden vorherigen Monate, um später eintreffende, genauere Informationen zu berücksichtigen.

Die Entlassung McEntarfers untergrabe die Glaubwürdigkeit der offiziellen Wirtschaftsstatistiken, die eine zentrale Grundlage für kluge wirtschaftliche Entscheidungen von Unternehmen, Familien und politischen Entscheidungsträgern bilden, so Beach. Die offiziellen Statistiken der Vereinigten Staaten gelten weltweit als Goldstandard.

Michael Strain, Ökonom an der konservativen Denkfabrik American Enterprise Institute, kommentierte: McEntarfer habe ihr Amt als BLS-Kommissarin mit großer Integrität ausgeübt. „Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Daten des BLS politisch voreingenommen sind.“

„Vorgehen der schlimmsten Diktatoren“

Scharfe Worte kommen von Harvard-Ökonomieprofessor Larry Summers, der führende Regierungspositionen unter demokratischen Präsidenten innehatte: „Die Entlassung der Leiterin einer zentralen Regierungsbehörde, nur weil einem die gemeldeten Zahlen nicht gefallen – Zahlen, die auf Umfragen basieren und nach seit Langem etablierten Verfahren erhoben werden –, ist etwas, das in autoritären Ländern geschieht, nicht in demokratischen.“ Er sehe nicht, wie seriöse Vertreter unseres Fachs weiterhin Teil dieser Regierung bleiben können.

„Fügen Sie mich der Liste derjenigen hinzu, die die Entlassung der BLS-Kommissarin für äußerst beunruhigend halten – sie erinnert an das Vorgehen der schlimmsten Diktatoren der Vergangenheit“, teilte unterdessen der bekannte Ökonom Olivier Blanchard mit.

Das Amt für Arbeitsstatistik ermittelt die Daten durch Umfragen und kämpft – wie alle Datensammler – mit dem Problem, dass die Antwort- oder Rücklaufquote seit Jahren zurückgeht. Zudem antworten die Befragten häufiger als früher mit Verspätung und provozieren damit die Revisionen.