In der Maya-Stadt Caracol in Belize hat ein Forscher-Ehepaar eine spannende Ausgrabung gemacht. Sie entdeckten ein frühes Königsgrab. Der Fund verrät einiges über die damalige Zeit.
Geschnitzte Röhrchen aus Knochen, Schmuck aus Jade, eine Mosaikschale, Muscheln von der Pazifikküste, elf Tongefäße und ein Skelett: All das hat das Ehepaar Diane und Arlen Chase von der University of Houston in Texas in diesem Frühjahr in Caracol bei Ausgrabungen entdeckt. Die Funde lassen darauf schließen, dass es sich hier um das Königsgrab des Dynastiegründers Te K´ab Chaak handelt.
Caracol zählte zu den bedeutensten Städten der Maya-Kultur.
Caracol – Früher Stadt mit 100.000 Einwohnern
Caracol liegt mitten im tropischen Urwald im heutigen Staat Belize an der Atlantikküste von Mittelamerika. Wer zu dieser ehemaligen Stadt möchte, muss sich über kleine Wege durchkämpfen. Belohnt wird man mit einer Aussicht auf eine beeindruckende Stadt der Maya.
Die alte Tempelanlage mit mehreren kleinen Pyramiden und einer großen ist noch relativ gut erhalten. Vor etwa 1.200 Jahren vor Christus begannen Menschen, sich hier anzusiedeln. Caracol wuchs auf schätzungsweise 100.000 Menschen an und zählte zu den bedeutensten Städten der Maya-Kultur.
Forscher sicher: Königsgrab der Maya entdeckt
Aufgrund der besonderen Grabgaben gehen auch Forscher wie Nikolai Grube von der Universität Bonn davon aus, dass es sich um ein Königsgrab handelt. Der Professor für Altamerikanistik ist seit Jahrzehnten dabei, die Schrift der Maya, die ungefähr mit der der Ägypter zu vergleichen ist, vollständig zu entschlüsseln. Dafür ist er aktuell selbst nahe der Stadt Caracol unterwegs. Mithilfe moderner Messmethoden könne man ziemlich genau bestimmen, von wann das Grab stammt, sagt Grube. Datiert wird es auf 330 bis 350 Jahre nach Christus.
Der Fund von Resten einer Totenmaske aus Jade deutet daraufhin, dass der Tote ein König gewesen sein könnte.
Totenmaske aus Jade
Schon der Fundort deute darauf hin, dass hier nur besondere Menschen begraben wurden, erklärt Grube. Das Königsgrab befindet sich in einer Palastanlage unweit der Tempelanlage von Caracol. Laut der University of Houston sah Diane Chase zunächst zinnoberrot gefärbte Wände und eine Nische mit Keramik und Schmuck. Dann langsam sei ihr klar geworden, was sie und ihr Team da gefunden hätten. Neben menschlichen Gebeinen und Schmuck entdeckte das Forscherteam um das Ehepaar Chase auch eine Totenmaske aus Jade. Ein weiterer Hinweis, dass es sich um ein Königsgrab handelt. Solche Masken waren bereits zuvor in Gräbern der Maya gefunden worden.
Neben menschlichen Gebeinen und Schmuck entdeckte das Forscherteam um das Ehepaar Chase auch eine Totenmaske aus Jade.
Maya-Dynastie vor 1.700 Jahren in Caracol gegründet
Die US-Forscher gehen davon aus, dass König Te K´ab Chaak eine Dynastie in Caracol vor rund 1.700 Jahren gegründet hat. Diese soll laut Nikolai Grube von der Universität Bonn etwa 450 Jahre lang über den Stadtstaat geherrscht haben. Aus den Funden weiß man, dass der Maya-König Te K´ab Chaak etwa 1,70 Meter groß war, für damalige Verhältnisse also relativ groß, und, dass er zu seinem Lebensende zahnlos war. Ein Hinweis, dass er vermutlich älter als die anderen Bewohner der Stadt Caracol geworden ist.
War Te K´ab Chaak wirklich der erste Maya-König?
Auch wenn sich das Ehepaar Diane und Arlen Chase sicher sind, dass König Te K´ab Chaak der erste Maya-König von Caracol war, hat Nikolai Grube Zweifel. Man habe bisher keinerlei Hinweise, ob er tatsächlich der erste König gewesen ist. Grube glaubt, es könne auch sein, dass es noch frühere Könige gab. Für den Wissenschaftler fehlt zum Beispiel ein schriftlicher Beleg, ob es sich tatsächlich um einen Dynastiegründer handelt.
Kontakt zu anderen Völkern im heutigen Mexiko?
So oder so ist der Fund im heutigen Belize eine Sensation: Neben dem Königsgrab wurden drei weitere Gräber entdeckt, bei denen man unter anderem Obsidian-Klingen entdeckt hat, so die University of Houston. Die Personen wurden außerdem eingeäschert, das sei wiederum typisch gewesen für die Bewohner von Teotihuacan im Hochland von Mexiko, erklären die Forscher. Möglicherweise bestand zu dieser Zeit also schon Kontakt zu weit entfernten Städten von Caracol. Eine Reise zwischen den beiden Städten hätte damals wahrscheinlich mehr als 150 Tage gedauert.
Auch für Nikolai Grube ist klar, dass der aktuelle Fund bedeutend ist. Er ist derzeit auch in Caracol unterwegs und hofft, weitere Dinge zu finden, die mehr über das Leben der Maya-Zivilisation verraten.