Aus der Warnung Cem Özdemirs vor einem Linkskurs der Grünen spricht nicht nur der Wunsch des Politikers, in Baden-Württemberg Nachfolger von Winfried Kretschmann zu werden. Dafür kann er den Überbietungswettbewerb nicht brauchen, den die Grünen sich seit der Wahl mit dem linken SPD-Flügel und der Linkspartei leisten. Schon gar nicht das Nietzard-Theater der Grünen Jugend.
Aus der Warnung spricht aber auch ein nunmehr jahrzehntelanges, vergebliches Bemühen des pragmatischen Flügels der Grünen, die Partei mit der Marktwirtschaft zu versöhnen. Stattdessen setzt die ursprünglich staatskritische Partei im Zweifel auf Vater Staat.
Der Markt soll es richten: Wie „bürgerlich“ wäre es, wenn die Grünen zu dieser Einsicht vor allem in ihrem Kernthema, in der Klima- und Energiepolitik, kämen. Das hieße, sie legten ihr Augenmerk ganz auf den CO2-Preis und den Emissionshandel. Aber was tun sie? Seit Jahren traktieren sie die Politik stattdessen mit Szenarien, die nichts mit Marktmechanismen zu tun haben, sondern nur damit zu erklären sind, dass sie, die Grünen, das Heft in der Hand haben.
So kam der politisch vorgegebene Ausstieg aus der Kohle, aus der Kernkraft, aus dem Verbrennungsmotor zustande. Das eine war widersinnig, das andere überflüssig. Der Maßstab ist die Selbstregulierung, die der CO2-Preis vorgibt. Aber das hieße ja, die Grünen könnten nicht jeden Tag aufs Neue zeigen, wie wichtig sie sind. Und Özdemirs Zukunft? Der Markt wird es richten.