Tiere schwarz-gelb gestreift
Sind Wespen so aggressiv – oder ist der Mensch das Problem?
Aktualisiert am 03.08.2025 – 06:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Die nerven! Ständig schwirren Wespen um uns herum, wollen unsere Grillwurst und das Eis. Warum wirken Wespen derzeit so angriffslustig? Ein Wissenschaftler kann das erklären.
Viele Menschen mögen Wespen nicht, aber in der meisten Zeit des Jahres geben sie uns wenig Grund zur Aufregung. Das ändert sich im Laufe des Sommers: Wespen werden gefühlt zu Nervensägen.
“Wespen sind grundsätzlich nicht aggressiv, Bienen auch nicht”, sagt Giovanni Galizia, Professor für Neurobiologie und Zoologie an der Universität Konstanz. “Beide stechen, wenn sie sich gestört und bedroht fühlen. Etwa, wenn man sich viel zu hektisch bewegt, so dass sie denken, da ist ein Feind.” Aber beide, Bienen und Wespen, gehen laut Galizia eigentlich den Konflikten aus dem Weg.
Zur Nahrung der Wespen gehören Zuckersäfte und Nektar – und das bieten wir Menschen ihnen. Wir stellen großzügig den Kuchen auf den Terrassentisch, legen Würste auf den Grill, halten Eis in der Hand. Für die Wespen ist das eine Essenseinladung, auch wenn der Mensch das anders sieht.
“Sie suchen auch nach Protein für ihre Brut”, ergänzt Galizia. Das steckt etwa in Käse. “Sie suchen auch nach toten Insekten oder kleinen Fleischresten.” Aber Wespen können auch von größeren toten Tieren etwas Fleisch abschaben. “Das macht sie unangenehm für uns, denn wenn wir einen Grillabend haben und da liegt Fleisch und Wurst herum, ist das eine wunderbare Proteinquelle. Darauf fliegen sie natürlich.”
Man mag sich im Aufeinandertreffen mit Wespen vielleicht selbst vor allem in der Defensive sehen, aber aus Sicht der Insekten ist das anders. Menschen wedeln mit den Armen, machen hektische Bewegungen. Wespen werden also geschlagen oder in die Enge getrieben – ihre Reaktion ist also verständlich, versetzt man sich mal in die Lage der kleinen Tiere, die mit großen Menschen konfrontiert werden.
Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) erzielt auch eine beliebte Abwehrmaßnahme, das Anpusten der Tiere, genau das Gegenteil: Das Kohlendioxid in der Atemluft wirke auf Wespen wie ein Alarmsignal. Selbst das für den Mensch gefährlichste Szenario ist für Wespen ein Angriff: “Wenn wir sie aus Versehen mit einem Stück Wurst in den Mund nehmen, dann haben wir sie ja gefangen”, erklärt Forscher Galizia. “Wir haben die Wespen also angegriffen und sie stechen.” Stiche in den Mund oder Rachenraum können für Menschen lebensbedrohlich sein, da das Anschwellen der Schleimhäute zu Atemnot führen kann.
Was sollte man stattdessen tun? Lebensmittel gut abdecken und cool bleiben, rät der Nabu. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber vielleicht hilft es beim nächsten Kontakt ja, sich zu verdeutlichen, dass die Tiere Angst vor uns haben.