Für Dmitrij Medwedjews Verhältnisse waren die Äußerungen geradezu zahm, die der amerikanische Präsident Donald Trump als so „provokativ“ wahrgenommen hat, dass er die Verlegung von Atom-U-Booten in „geeignete Regionen“ (was immer das heißen mag) angeordnet hat. Weder hat Medwedjew dieses Mal direkt mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gedroht, noch hat er Trump persönlich beleidigt, indem er ihn – wie er das bei anderen westliche Politikern regelmäßig tut – mit Schädlingen aus der Tierwelt verglichen oder ihm irgendeine Krankheit aus dem weiten Feld zwischen Demenz, Rauschgiftsucht, Syphilis und Tollwut angedichtet hätte.
Schon allein, dass der amerikanische Präsident überhaupt persönlich auf eine Äußerung des „gescheiterten früheren Präsidenten“ Russlands (Trump über Medwedjew) reagiert, ist besorgniserregend. Das lässt fürchten, dass Trump nicht versteht, mit wem er es in Russland zu tun hat – und dass es in seiner Umgebung offenbar keine Fachleute gibt, die ihm das sagen können.
Drohgebärden können sinnvoll sein
Medwedjew ist zwar als stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates formal einer der mächtigsten Männer des Landes, aber seine tatsächliche Stellung im Machtapparat ist schwach. Wenngleich seine Tiraden gegen die Ukraine und den Westen kaum ungefilterten Launen entspringen dürften, sondern mit dem Kreml abgestimmt sind, so erfüllen sie doch eine rein propagandistische Funktion. Sie sind nicht an den amerikanischen Präsidenten adressiert, sondern an die Öffentlichkeit.
Dass der Schlagabtausch aus den sozialen Medien in eine militärische Drohgebärde mündete, macht das Geschehen noch beunruhigender, zumal unklar ist, was Trump mit seinen Äußerungen zu Atom-U-Booten überhaupt gemeint hat.
Demonstrationen der Stärke gegenüber dem russischen Regime können sinnvoll sein – doch nur, wenn sie genau dosiert und das Ergebnis sorgfältiger Abwägung aus dem richtigen Anlass sind. Soweit sich das von außen beurteilen lässt, war das hier nicht der Fall.