Trotz Wertverlust: Der Dollar hat Kraft

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Es ist ruhig geworden um Stephen Miran, den Chefökonomen Donald Trumps. Miran war der Mann, der vor dem Amts­antritt Trumps mit einer wirtschaftspolitischen Ausarbeitung für Furore sorgte, in der er nicht nur eine aggressive Zollpolitik vertrat, sondern auch eine Abwertung des Dollars befürwortete und amerikanische Staatsanleihen als außenwirtschaft­liche Waffe einsetzen wollte. Seitdem beobachtet die Welt staunend immer neue Ausbrüche einer erratisch anmutenden Zollpolitik, die das Zeug hat, allen Beteiligten zu schaden, aber die Globalisierung nicht zu ei­nem Ende bringen wird.

Der Dollar hat seit Jahresbeginn deutlich abgewertet, aber diese Bewegung ist zu einem Halt gekommen und sollte nicht dramatisiert werden. Mit 1,16 Dollar für einen Euro liegt der Kurs ziemlich genau auf seinem Niveau bei der Einführung des Euros; zwischenzeitlich gab es sogar einmal 1,58 Dollar für einen Euro. Von den amerikanischen Staatsanleihen als Waffe ist keine Rede mehr. Die amerikanische Außenwirtschaftspolitik überzeugt nicht, aber offenbar hört Trump eher auf den bodenständig wirkenden Finanzminister Scott Bessent als auf Miran. Bessent verfügt über reiche Erfahrung an der Wall Street und scheint zu wissen, dass ein Leitwährungsland nur verlieren kann, wenn es seine Währung mutwillig schwächen will. Die Aufregung über das Gebaren Trumps ist berechtigt, aber es könnte noch schlimmer sein.

Amerika ist militärisch schlichtweg zu stark für einen schwachen Dollar. Die Unverblümtheit, mit der Trump die amerikanische Macht demons­triert, sei es durch Waffeneinsatz im Iran, sei es durch einen für die Vereinigten Staaten vorteilhaften Handelsdeal mit der militärisch von Washington abhängigen Europäischen Union, untermauert die Stellung des Dollars als sicherer Kapitalanlage in einer unsicheren Welt. Gold im Tresor und Bitcoin auf dem Rechner sind keine ernsthaften Alternativen zur amerikanischen Währung – und der Euro der gedemütigten Europäer überzeugt im Vergleich ebenso wenig wie die durch Kapitalverkehrs­kontrollen gehandicapte chinesische Währung.