Warum mehr Nutrias eine Gefahr für den Hochwasserschutz sind

9

Schäden durch Nager

Warum mehr Nutrias eine Gefahr für den Hochwasserschutz sind

Aktualisiert am 05.08.2025 – 05:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Nutria im SpreewaldVergrößern des Bildes

Die Nutria ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte Nagetierart. (Archivbild) (Quelle: Patrick Pleul/dpa/ZB/dpa-bilder)

Einst wurden sie wegen ihres Pelzes auf Farmen gezüchtet, inzwischen kommen sie deutschlandweit vor. Vor allem an Flüssen und Deichen werden Nutrias laut Jägerschaft zu einer größer werdenden Gefahr.

Die Nutrias werden nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zunehmend zu einer Gefahr für den Hochwasser- und Artenschutz. “Wir sehen anhand unserer Daten, dass sich die Nutria in Deutschland weiter ausbreitet”, sagt DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke, der Deutschen Presse-Agentur. “Das hat mehrere negative Auswirkungen.”

Zum einen würden die Nager, die ähnlich wie Biber aussehen, meterlange Tunnel in Uferböschungen und Deiche graben, was den Hochwasserschutz an Küsten und Flüssen gefährde. Zum anderen bedrohten Nutria durch ihr Fressverhalten den Lebensraum von anderen, teils seltenen Tierarten. Die Nager stammen ursprünglich aus Südamerika.

“Nutrias lieben es, Röhricht zu fressen. Sie sorgen dafür, dass komplette Flussläufe schilffrei werden. Das hat gravierende Folgen für die Artenvielfalt”, sagt der DJV-Präsident. Denn die Schilfgebiete, in denen die Fließgeschwindigkeit von Flüssen in der Regel langsamer sei, seien Kinderstuben von Insekten, Amphibien, Fischen und Vögeln.

“In Deutschland brauchen wir ein größeres Bewusstsein für diese Gefahren und mehr Unterstützung von Behörden und Politik”, sagt Dammann-Tamke, der auch Präsident der niedersächsischen Jägerschaft ist.

Auch die Deutsche Wildtier Stiftung sieht örtlich Gefahren durch Nutria-Vorkommen vor allem beim Hochwasserschutz. “Herausforderungen und Konflikte mit Nutrias sind lokal, aber sie sind in jedem Fall da”, sagt Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Stiftung. Allerdings habe nicht jedes Revier, das Nutria-Vorkommen melde, auch Probleme mit den Tieren.

“Nutrias sind in der Lage, Deiche sehr instabil zu machen. Es müssen hohe Mittel dafür aufgewendet werden, um Schäden zu reparieren”, sagt auch Kinser. Der ökologische Schaden durch Nutrias, die Pflanzenfresser seien, sei dagegen im Vergleich zu anderen gebietsfremden Arten wie etwa Waschbären, ein Allesfresser, niedriger einzuschätzen.

Nutrias wurden laut Jagdverband seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland wegen ihres Fleisches und Fells in Farmen gehalten. Entkommene und ausgesetzte Tiere besiedeln Flüsse und Seen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zählt Nutrias entsprechend einer EU-Verordnung zu den gebietsfremden Arten.

Inzwischen kommen Nutrias in vielen Teilen Deutschlands vor. Der Deutsche Jagdverband verweist auf eine Auswertung des Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD). Demnach meldeten 2023 bundesweit mehr als ein Drittel (35 Prozent) der an der Erhebung teilnehmenden Jagdreviere Nutria-Vorkommen. Im Vergleich zu ersten Erhebung 2015 habe sich die Verbreitung der Tiere demnach verdoppelt, teilt der Jagdverband mit. Die Auswertung umfasse ein Drittel der forst- und landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands.