Problem für Deiche und heimische Arten: Nutrias breiten sich aus

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Stand: 05.08.2025 11:36 Uhr

Nutrias, eine aus Südamerika stammende Nagetierart, graben sich durch Deiche und fressen Schilf an Flussläufen. In Deutschland sind sie in immer mehr Regionen zu finden – besonders in Städten. Und sie können zum Problem werden.

Die südamerikanischen Nutrias breiten sich in Deutschland weiter aus. Nach Einschätzung von Experten werden sie zunehmend zum Problem für den Hochwasserschutz und andere Tierarten.

Wie der Deutsche Jagdverband (DJV) mitteilte, kam die invasive Tierart 2023 in 35 Prozent der untersuchten Jagdreviere vor, was einer Verdopplung gegenüber dem Jahr 2015 entspricht. Für die Untersuchung wurden Daten aus 23.000 Jagdrevieren ausgewertet. Die großen Flüsse Rhein, Ems, Weser und Elbe bieten den auch Sumpfbiber oder Biberratte genannten Tieren ideale Lebensgrundlagen.

“Besonders häufig in städtischen Bereichen”

Laut DJV kamen in 60 Prozent der Jagdgebiete in Nordrhein-Westfalen Nutrias vor, in 55 der niedersächsischen Gebiete und in 50 Prozent der Gebiete Sachsen-Anhalts. Der Stadtstaat Bremen meldete laut Verband sogar in 93 Prozent der Reviere die Anwesenheit von Nutrias, was einer Steigerung um das Sechsfache gegenüber 2015 entspricht. In Hamburg waren es 74 Prozent.

“Durch unerlaubte Fütterung, klimatische Vorteile und jagdliche Einschränkungen sind Nutrias mittlerweile besonders häufig in städtischen Bereichen vorzufinden, wo sie auch tagaktiv werden und ein großes Vermehrungspotenzial haben”, hieß es vom DJV. 

“Komplette Flussläufe schilffrei”

Die Ausbreitung der invasiven Art habe mehrere negative Auswirkungen, so DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Zum einen würden die Nager, die ähnlich wie Biber aussehen, meterlange Tunnel in Uferböschungen und Deiche graben, was den Hochwasserschutz an Küsten und Flüssen gefährde. Zum anderen bedrohten Nutrias durch ihr Fressverhalten den Lebensraum anderer, teils seltener Tierarten.

“Nutrias lieben es, Röhricht zu fressen. Sie sorgen dafür, dass komplette Flussläufe schilffrei werden. Das hat gravierende Folgen für die Artenvielfalt”, sagte der DJV-Präsident der Nachrichtenagentur dpa. Denn die Schilfgebiete, in denen die Fließgeschwindigkeit von Flüssen in der Regel langsamer sei, seien Kinderstuben von Insekten, Amphibien, Fischen und Vögeln.

Der DJV fordert eine Aufnahme der Nutria in das Bundesjagdgesetz und ein “Bekenntnis der Politik zur Fangjagd”. In den meisten Bundesländern gibt es mittlerweile eine Jagdzeit oder Sondergenehmigungen. 

Wildtier Stiftung: “Herausforderungen und Konflikte”

Auch die Deutsche Wildtier Stiftung sieht örtlich Gefahren durch Nutria-Vorkommen – vor allem beim Hochwasserschutz. “Herausforderungen und Konflikte mit Nutrias sind lokal, aber sie sind in jedem Fall da”, sagte Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Stiftung.

Allerdings habe nicht jedes Revier, das Nutria-Vorkommen melde, auch Probleme mit den Tieren. “Nutrias sind in der Lage, Deiche sehr instabil zu machen. Es müssen hohe Mittel dafür aufgewendet werden, um Schäden zu reparieren”, sagte Kinser. Der ökologische Schaden durch Nutrias, die Pflanzenfresser seien, sei allerdings im Vergleich zu anderen gebietsfremden Arten wie etwa Waschbären, ein Allesfresser, niedriger einzuschätzen.