Wetterlage in Europa: Warum ist es überall warm außer in Deutschland?

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Stand: 05.08.2025 18:30 Uhr

In Deutschland fiel der Juli sprichwörtlich ins Wasser. In Südeuropa gibt es dagegen Hitze und Waldbrände. Zwar dürften die Regentage hierzulande bald vorbei sein – solche Wetterunterschiede künftig aber zunehmen.

Von Katharina Wilhelm, HR

Ein Badeurlaub an der Nordsee, eine Kindergeburtstagsparty im Garten oder ein städtisches Sommerfest auf der Straße – in den vergangenen Wochen waren die Chancen hoch, dass sich die ein oder andere Regenwolke in diese Pläne geschoben und damit die Stimmung ordentlich gedrückt hat.

Im Gegensatz dazu steht Südeuropa: In Spanien, Griechenland, Italien und Teilen der Türkei lagen Temperaturen bei bis zu 46 Grad – begleitet von schwerer Trockenheit, Waldbränden und Hitze-Warnungen.

Und selbst im Norden von Europa gab es im Juli eine ungewöhnliche Hitzewelle. Unweit des Polarkreises gab es zwischenzeitlich 13 Hitzetage in Folge, “ein Novum seit Beginn der Wetteraufzeichnung”, schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD).

Wie “normal” war dieser Sommer bisher?

Wenn man allein auf die Temperaturen in Deutschland schaut, dann waren sowohl der Juni als auch der Juli sogar zu warm.

Martin Gudd, Meteorologe vom ARD-Wetterkompetenzzentrum nennt als ein Beispiel die Insel Sylt: Da habe es viel geregnet, die Temperaturen hätten aber um die 19 Grad gelegen – und damit wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Dieser Zeitraum, der noch vergleichsweise wenig von der Erderwärmung beeinflusst war, gilt als internationale Referenzperiode. Auch in vielen anderen Regionen Deutschlands war es zu warm.

Viel grau, viel Regen

Herbstliche Stimmung kam trotz der wärmeren Temperaturen dennoch auf: Deutschland erlebte im Juli 2025 deutlich überdurchschnittliche Niederschläge. Im Bundesdurchschnitt fielen im Juli 114 Liter pro Quadratmeter Regen – fast doppelt so viel wie in der Referenzperiode 1961 bis 1990.

Auch die Sonne zeigte sich seltener mit gerade mal 189 statt 211 Sonnenstunden. Stattdessen gab es viel öfter ein grau in grau – für die Ferienperiode in vielen deutschen Bundesländern eine trübe Zeit.

“Omega-Hoch” sitzt fest

Grund dafür ist unter anderem, dass zwei Hochdruckgebiete Deutschland fast umschließen und das regenreiche Wetter damit festsitzt – in Fachkreisen wird dies auch als “Omega-Hoch” bezeichnet, da es dem griechischen Buchstaben in seiner Form ähnelt.

Martin Gudd betont allerdings auch: Der Juli und auch der August zählen in den Tälern in Deutschland zu den regenreichsten Monaten des Jahres. Und immerhin habe der Regen auch eine Entlastung gebracht, da das Frühjahr sehr trocken war.

“Unsommerlicher” Sommer?

Dass man gerade den regnerischen Juli in Deutschland als sehr “unsommerlich” wahrgenommen hat, hat laut Meteorologe Martin Gudd auch damit zu tun, dass die vergangenen Sommer eher “unnormal” heiß, eher mediterran, waren: “Dann hatte Frankfurt eben das Klima, was Marseille hatte.”

Dabei sei auch in diesem Sommer klar, dass der Klimawandel das Wetter beeinflusse – gerade auch, weil es so große Unterschiede in Europa gibt. Getrübt sei dieser Eindruck wahrscheinlich von einer unmittelbaren anderen Empfindung von viel Regen und wenig Sonne. “Was die Leute in ihrem Vorgarten nicht sehen, passiert halt nicht und diese Klimaerwärmung ist jetzt mal nicht direkt bei uns gewesen. In Wirklichkeit aber passt alles genau ins Bild.”

Klimawandel begünstigt Extreme

In Deutschland Regenmassen, im Süden Waldbrände – diese großen Unterschiede gab es schon in den vergangenen Jahren. Das Max-Planck-Institut für Meteorologie hat dafür die sogenannte Nordatlantische Oszillation (NOA) untersucht. Die NOA ist eine Atmosphärenzirkulation, die das Wetter in Europa mitbestimmt, es gibt negative und positive NOA, die sich unterschiedlich auf das Wetter auswirken.

Durch die Erderwärmung gebe es stärkere und Extreme der NOA, die zur Folge hätten, dass es auch mehr Extremwetter in Europa gibt. Für die Menschen im Mittelmeerraum bedeute dies mehr Hitzewellen so Quan Liu, vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. Damit wächst auch die Gefahr für die Gesundheit, vor allem für ältere Menschen, wenn sie sich während tagelanger Hitze nicht mehr ausreichend abkühlen können.

Für Deutschland hat das Auswirkungen: Beispielsweise könnten dadurch Starkregenereignisse zunehmen, die besonders stark versiegelte Flächen wie in Städten belasten. Auch die European Environment Agency betont, dass diese Ereignisse durch den Klimawandel intensiver und häufiger werden und bereits erhebliche Schäden in Milliardenhöhe verursachen.

Aussichten für den restlichen August

Die regnerischen Tage dürften allerdings demnächst vorbei sein: Das “Omega-Hoch” wandert nach Osten und macht demnächst Platz für das “Azoren-Hoch”. Dies soll wieder sehr warme Temperaturen nach Deutschland bringen. “In drei Wochen denkt wahrscheinlich keiner mehr an den verregneten Juli”, so Meteorologe Gudd.